Der Begriff Zufall bezeichnet ein einzelnes Ereignis oder das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse keine kausale Erkärung gegeben werden kann. Als kausale Erklärungen für Ereignisse kommen in erster Linie allgemeine Gesetzmäßigkeiten oder Absichten handelnder Personen in Frage. Die Erklärung für Zufall ist also gerade der Verzicht auf eine (kausale) Erklärung.
Die Bezeichnung "Zufall" wird erstmals im 17. Jahrhundert in allgemeinen Gebrauch verwendet. C.G. Jung untersuchte eine Reihe von Zufällen und verwendete dafür den Begriff Synchronizität. In der Literatur finden wir Namen wie Hyslop und Arthur Koestler, Sir Alister Hardy, Carl Gustav Jung und Tielsch, die sich bereits in den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts mit dem Begriff "Zufall" auseinandersetzten.
Mit Berichten über Zufälle könnte man ganze Bibliotheken füllen. Ob es sich dabei um Erfindungen der jeweiligen Autoren handelt oder es sich um wirkliche Ereignisse handelt, ist dabei nur schwer zu recherchieren, selten wird eine Quellenangabe angegeben. Oft schreibt einer vom anderen ab und schmückt die Geschichte mehr aus. Hier haben wir eine kleine Auswahl getroffen, die gründlich recherchiert wurden, dennoch können wir nicht ausschließen, das es sich bei einem oder anderen Beitrag um eine reine Erfindung handelt.
Der Biologe Dr. Paul Kammerer (1880–1926), Direktor vom Institut für Experimentalbiologie in Wien, führte Jahre lang Tagebücher über allerlei Zufälle. Er notierte auf Parkbänken Geschlecht der Passanten, Alter, Kleidung, Regenschirme und Spazierstöcke und immer wieder traten seltsame "Zahlenhäufungen" auf. 1919 veröffentlichte er sein Buch Das Gesetz der Serie. Koinzidenz, so Kammerer, trete in Serien auf, einer "Wiederholung oder Häufung in Zeit und Raum, deren Einzelfälle nicht durch derselben Ursache verknüpft worden sein können... Wir kommen somit auf das Bild eines Weltmosaiks oder kosmischen Kadaleidoskops, das trotz fortwährender Verschiebungen und Neuordnungen auch darauf achtet, gleich und gleich zusammenzubringen". Albert Einstein kommentierte Kammerers Arbeit als "geistreich und durchaus nicht absurd". Kammerer wurde allerdings später als Schwindler entlarvt und beging Selbstmord.
Download des Buches "Das Gesetz der Serie":
→ https://archive.org/details/DasGesetzDerSerie
Der amerikanische Mathematiker William Cox hat in einer Studie über Zugunglücke festgestellt, daß in verunglückten Zügen immer weniger Fahrgäste waren, als eine Woche zuvor.
Einer Volkssage nach, wurde Christian Friedrich von Kahlbutz im Jahre 1690 von seiner Dienstmagd Maria Leppin des Mordes an ihrem Verlobten, dem Schäfer Pickert aus dem Nachbarort Bückwitz, bezichtigt. Die Tat geschah am Bückwitzer See. Die Begründung lautete, er habe den Schäfer aus Rache erschlagen, weil die Magd dem Ritter das "Recht der ersten Nacht" verweigert hätte. Auch habe er sich mit Pickert um die Größe des Weideplatzes gestritten. Im folgenden Strafprozess in Dreetz bei Neustadt wurde Kahlbutz jedoch aufgrund seiner eigenen eidlichen Aussage freigesprochen, da die Zeugen fehlten. Ritter Kahlbutz soll dabei vor dem Gericht geschworen haben: "Wenn ich doch der Mörder bin gewesen, dann wolle Gott, soll mein Leichnam nie verwesen." Die unverweste Mumie ist heute eine Touristenattraktion. Im Laufe der Jahre wurden der Mumie weitere Spuk- und mysteriöse Geschichten angedichtet.
1891 brachte es der Engländer Charles De Ville Wells (1841-1922) fertig, die Bank im Spielcasino in Monte Carlo dreimal zu sprengen. Scheinbar ohne ein erkennbares System (immer nur Rot oder Schwarz) überschritt er dreimal hintereinander den festgelegten Höchstgewinn pro Roulettetisch. Das Casino deckte die "gesprengten" Roulettetische mit einem schwarzen Trauertuch ab und sperrten ihn für den Rest des Tages. Bei seinem dritten Besuch setzte er von beginn an alles auf die Zahl Fünf, und gewann bei einer Chance 35 zu 1. Insgesamt fünfmal setzte er alles auf die Fünf. Hintereinander gewann er ein Vermögen, bis schließlich der Tisch mit einem Trauertuch gesperrt wurde. Er ließ sich seinen Gewinn auszahlen und verschwand auf nimmer Wiedersehn und mit ihm sein Erfolgsgeheimnis.
Die Zeitung Daily Graphic veröffentlichte 1905 eine Serie mit der Überschrift "Zufälle im Leben". Einer der Berichte stammt von dem Bühnenautor Arthur Law. Er schrieb 20 Jahre zuvor ein Theaterstück über ein Schiffsunglück. Das Schiff hieß "Caroline" und der einzige Überlebende hieß bei Law Robert Golding. Wenige Tage nach der Premiere las Law die Zeitung und wurde kreidebleich. Er fand den Bericht über das Schiffsunglück des Dampfers Caroline. Die ganze Besatzung kam ums Leben, bis auf den Matrosen Golding.
Eigenartige Zufälle gab es zwischen den beiden US-Präsidenten Abraham Lincoln und John F. Kennedy, die unter dem Begriff Lincoln-Kennedy-Rätsel bekannt wurden.
Die Nachnamen der beiden Präsidenten haben beide sieben Buchstaben und dieselbe Anzahl an "n".
Sowohl Lincoln als auch Kennedy waren die zweitgeborenen Kinder ihrer Eltern.
Lincoln wurde 1846 in den Kongress gewählt, Kennedy 1946. Abraham Lincoln wurde 1860 zum Präsidenten gewählt, Kennedy 1960.
Lincoln wurde im Ford-Theater angeschossen. Kennedy saß während des Attentats in einem Wagen der Marke Ford Lincoln.
Beide wurden bei ihrer Ermordung von einem anderen Paar begleitet, wovon wiederum jeweils der Mann verletzt wurde.
Beide Attentate fanden an einem Freitag statt (wenngleich Lincoln erst am darauf folgenden Samstag verstarb).
Beide wurden von Südstaatlern erschossen. Der Lincoln-Mörder Booth wurde in Maryland geboren, das sich im Bürgerkrieg zwar nicht von den USA getrennt hatte, das aber zu den Südstaaten gezählt wird.
In beiden Fällen wurden die mutmaßlichen Mörder, noch vor ihren Prozessen, bald darauf selbst getötet.
Die Nachfolger von beiden Präsidenten waren Südstaatler mit Namen Johnson.
Andrew Johnson, Lincolns Nachfolger, wurde 1808 geboren. Lyndon B. Johnson, Kennedys Nachfolger, wurde 1908 geboren.
Wenn man nach Zufällen sucht, findet man auch welche, man muss nur lange genug suchen.
Die Zeitung Modern People berichtet in ihrer Oktoberausgabe von 1974 über einen Autounfall, dem Zusammenstoß zweier Wagen in Worcester (England). Frederick Chance fuhr mit hoher Geschwindigkeit eine einsame Straße in Stourbridge (Worchester) entlang, als er plötzlich die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Wagens erkennt. Beide Wagen waren so schnell, daß es zum Ausweichen zu spät war und der Unfall unvermeidlich war. Beide Fahrer stiegen unverletzt aus ihren Wagen und überreichen sich ihre Visitenkarten. Beide trugen den Vornamen Frederik und den Nachnahmen Chance. "Chance" ist der englische Begriff für "Zufall".
1909 diskutieren die beiden Tiefenpsychologen Sigmund Freud und C. G. Jung miteinander. Es ging um Jungs Behauptung, dass an Paranormalem eben doch etwas dran sei. Freud tat das ab mit einem geharnischten "Unsinn!". In diesem Augenblick knallte es in Freuds Bücherschrank. Jung triumphierte. "Dies ist der Beweis, dass sich unbewußte Energie tatsächlich in physikalischer Form materialisieren kann." Freud war zwar von dem mysteriösen Knall geschockt, erholte sich aber schnell wieder und konterte abermals mit "Unsinn!". Doch nun sagte C. G. Jung, "plötzlich in einem Zustand veränderten Bewusstseins", eine zweite Explosion voraus. Und ehe Freud nochmals "Unsinn!" sagen konnte, krachte es im Bücherschrank zum zweitenmal.
Am 8. Dezember 1971 stürzte der Opernstar Marie Collier nach einem Gespräch mit ihrem Manager über eine geplante Tournee durch die USA aus dem Fenster ihres Londoner Hauses. Sie wurde durch die Rolle der Tosca bekannt, die sich im letzten Akt von einer Mauer in den Tod stürzt...
Im Jahr 1973 veröffentlichte James Rusk seinen Roman Black Abductor (Schwarzer Entföhrer). Das Buch handelt über die Entführung einer reichen Erbin mit Namen Patricia, die vom Universitätsgelände entführt, wobei ihr Freund zusammengeschlagen wird. Durch Zeitungsanzeigen werden ihre Eltern über die Forderungen der Entführer informiert. Patricia wird von dem jungen schwarzen Anführer der kleinen revolutionären Gruppe, der sie schließlich beitritt, verführt.
1974 ereignete sich die Entführung der Verlagserbin Patricia Hearst. Es gab zahlreiche Übereinstimmungen mit dem Roman von Rusk. Sogar das FBI verhörte den Autor. Kurze Zeit später stürmte die Polizei ein Haus in Los Angeles, in dem sich die Simbionese Liberation Army (SLA, Simbionesische Befreiungsarmee) verschanzt hatte und befreite Patricia Hearst, die Erbin des Zeitungsverlegers Hearst. Bei dem Einsatz wurden fünf Mitglieder der SAL getötet. Die SLA konnte, wie im Roman, ihre Geisel für sich gewinnen. Es war vielleicht nur ein Zufall, vielleicht war alles geplant, vielleicht kannte einer der Entführer Rusk's Roman...
Jeder kennt das Märchen von den Sieben Zwergen. Ähnlichkeiten zu dem Märchen begaben sich am 19. August 1979, als der Sunday Express über die Verhaftung einer Bande in Barcelona berichtete. Sie wurden aufgrund einiger bewaffneter Überfälle auf Juwelierläden überführt. Die Bande bestand aus sieben Zwergen und ihrer Anführerin, einem großen, gutaussehenden blonden Mädchen mit Vornamen "Nieves", was so viel wie "Schnee" bedeutet...
Als in einer Würzburger Klinik zwei (ledige) Mütter am selben Tag Zwillinge gebaren, legte man sie in dassselbe Zimmer. Im Verlauf ihrer Gespräche stellte sich heraus, dass alle vier Kinder vom gleichen Vater waren. Die beiden Mütter erfuhren erst durch diesen Zufall von den Eskapaden ihres Partners.
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