"Heute rufe ich von diesem Ort Freunden und Gegnern gleichermaßen zu, daß die Verantwortung in die Hände einer neuen Generation von Amerikanern übergegangen ist." — JOHN F. KENNEDY
John Fitzgerald Kennedy wurde am 29. Mai 1917 in Brookline (Massachusetts) geboren. Er studiert Volkswirtschaft und Journalismus. Im 2. Weltkrieg ist er Marineoffizier im Pazifik und lenkt als Kommandant einen Zerstörer im Stillen Ozean. 1952 wird John F. Senator des Staates Massachusetts, um am 9. November 1960 als erster Katholik mit hauchdünner Mehrheit von nur 50,1 Prozent vor Richard Nixon der 35. Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Somit wird Kennedy mit 34.221.355 Wählerstimmen der Nachfolger von Dwight D. Eisenhower. Kennedy erzielt das knappeste Ergebnis bei Präsidentenwahlen seit 1884. Sein Mitstreiter, Richard M. Nixon kam auf 49,6 Prozent mit 34.109.398 Stimmen. Sein Vizepräsident wird Lyndon B. Johnson, sein Außenminister der Präsident der Rockefeller-Stiftung Dean Rusk (am 12.12.). Zum Verteidigungsminister bestimmt Kennedy auf Anraten seines Beraters, Sargant Shriver, den 44jährigen Robert McNamara. JFKs Bruder, Robert Kennedy, bekommt das Amt des Justizministeriums übertragen. Arbeitsminister wird der 52jährige Gouverneur von Minnesota, Arthur J. Goldberg. Der Republikaner Clarence D. Dillon übernimmt das Finanzressort. Mit Kennedys Amtszeit beginnt die Zeit der New Frontier. Ein neues Lebensgefühl durchzieht die USA.
Am 20. Januar 1961 wird John F. Kennedy am Beginn seiner Amtszeit zum 35. Präsidenten der USA in Washington vereidigt. Am 28. Februar 1961 ernennt Kennedy den Havard-Professor Henry Kissinger zum Sonderberater für Fragen der nationalen Sicherheit. Noch im Januar beginnt der Krisenherd Laos auszuufern. Eine Offensive der Kommunisten erfordert Anfang Januar neue Maßnahmen: Von Nordlaos aus marschieren ihre Verbände, unterstützt von Kräften aus Nordvietnam, auf die Königstadt Luang Prabang zu. Die USA senden einen Teil ihrer Pazifikflotte in sübostasische Gewässer. Die Länder des von den USA initierten Südostasiatischen Verteidigungspaktes (SEATO) warnen die Kommunisten und erklären sich zum Schutz des Staates Laos durch militätisches Eingreifen bereit. Am 4. November erzielt die USA einen kleinen Erfolg, als in der laotischen Hauptstadt Vietiane eine klare Mehrheit der Parlamentsabgeordneten die Regierung des Prinzen Boun Oum als nunmehr offizielle laotische Führung anerkennt. Am 8. Mai 1962 ruft Kennedy die Gewerkschaft der Automobilindustrie zur Mäßigung ihrer Lohnpolitik auf. Am 20. August 1962 beträgt die Staatsverschuldung der USA erstmals mehr als 300 Milliarden Dollar, so daß US-Schatzamt.
Im Juni 1961 baut die DDR-Regierung in Berlin die Mauer auf. Starke Proteste der Bundesregierung Deutschland helfen nichts. Mit 1926 geflohenen DDR-Bürgern erreicht die Flüchtlingszahl am 9. August seinen Höhepunkt. In der Nacht zum 13. August besetzen Truppeneinheiten der Volksarmee den Sowjetsektor Berlins und riegeln diesen mit Straßensperren, Stacheldraht und Befestigungen ab. Ostberliner und Bewohner der DDR dürfen fortan nur noch mit Zustimmung der Behörden in den westlichen Teil der Stadt. Von den fast 80 Sektorübergängen bleiben nur noch zwölf geöffnet. Am 14. August trifft der Vizepräsident der USA, Lyndon B.Johnson, und der US-General Lucius D. Clay in Berlin ein. Die Welt steht am Rande einer bewaffneten Gegenüberstellung von Ost und West. Am 15. August werden erstmals Betonteile statt Stacheldraht an den Sektorengrenzen verwendet. Am 18. August tritt der Bundestag wegen der Berlinkrise zu einer Sondersitzung zusammen. Vier Tage nach dem Beginn der Sperrmaßnahmen erheben die Westmächte Protest bezeichnen die Eingriffe als Verletzung des Viermächtestatus der Stadt und fordern Aufhebung der Maßnahmen. Der Protest wird von Moskau zurückgewiesen. Danach kündigen Frankreich und England die Verstärkung ihrer Truppen in der Bundesrepublik an. Dann setzt sich eine Kampftruppe aus dem Westen von 1.500 Mann in Richtung West-Berlin in Marsch. Während Kennedy am 21. August die Entschlossenheit seiner Regierung bestätigt, beziehen britische Soldaten mit Panzerunterstützung Posten nördlich des S-Bahnhofs Staaken, um die Berliner Stadtgrenzen gegen Übergriffe abzusichern. Auch Bundeskanzler Konrad Adenauer besucht Berlin. Westdeutsche dürfen den Ostteil der Stadt nur noch mit einer gebührenpflichtigen Aufenthaltsgenehmigung betreten. Die Zahl der Sektorenübergänge wird von zwölf auf sieben reduziert. Daraufhin marschieren britische und amerikanische Truppen an den Sektorengrenzen auf. Am 10. Februar 1962 führt die USA und Sowjetunion einen Austausch von Spionen in Berlin durch. Zu den Ausgetauschten gehören der U-2-Pilot Francis Powers und der Atomspion Rudolf Abel. Am 17. Januar 1963 besucht Nikita Chruschtschow anläßlich des VI. SED-Parteitages in der DDR die Berliner Mauer.
Am 4. Januar 1961 bricht die USA jegliche diplomatischen Beziehungen zu Kuba ab. Unter Führung des von Exilkubanern in den USA gebildeten Revolutionsrates landet am 10. April eine kubanische Invasionstruppe in der Bay of Pigs (Schweinebucht). Der Revolutionsrat besteht aus, in den USA trainierten, Exilkubanern und ist mit ausgedienten US-Kampfflugzeugen des Typs B-26 ausgerüstet. In völliger Verkennung der Lage auf Kuba sagt der US-Geheimdienst CIA eine Erhebung castrofeindlicher Gruppen und Anschluß von Teilen der kubanischen Streitkräfte an die Rebellenarmee nach deren Landung voraus. Da genau das Gegenteil eintritt, nähmlich erbitterter Widerstand der Kubaner, ist das Unternehmen schon nach zehn Tagen völlig gescheitert. Am 10. April fügt der prosowjetische Kurs des kubanischen Ministerpräsidenten Fidel Castro und die von den USA daraus abgeleiteten Bedrohung der amerikanischen Sicherheitsinteressen in der Karibik der jungen Kennedy-Regierung schweren Schaden zu. Die Invasoren, die nicht im Kampf fallen, geraten in die Hände der Castro-Truppen und bilden ein politisches Faustpfand. Die von der USA unterstützte Aktion fordert schärfste Proteste aus dem Ostblock, vor allem aus Moskau, heraus. Nikita Chrustschow kann John F. Kennedy als Agressor brankmarken und droht mit einer sowjetischen Intervention auf Kuba. Auch im Westen sind die Regierungen über das amerikanische Vorgehen entrüstet. Kubas Regierungschef Fidel Castro gibt am 20. April 1961 den Sieg über die auf der Insel gelandeten gegenrevolutionären Truppen bekannt.
Am 2. Mai 1961 erklärt Fidel Castro Kuba zum sozialistischen Staat. Von diesem Zeitpunkt an finden in Kuba keine Wahlen mehr statt. Im Mai 1961 schlägt Fidel Castro den USA ein Tausch von auf Kuba gefangenen Anti-Castro-Kämpfern gegen 500 amerikanische Traktoren vor. Am 3. Januar 1962 wurde Kubas Ministerpräsident Fidel Castro wegen übergriffen gegen kirchliche Amtsträger und Einrichtungen vom Vatikan exkommuniziert.
Am 6. Juli 1962 gibt die USA die Aufhebung der Reisebeschränkungen für Sowjettouristen bekannt. Am 2. September 1962 gibt die UdSSR in Moskau Waffenlieferungen an Kuba bekannt. Grund dafür ist die angebliche Bedrohung durch US-Agressionen. Kennedy reagiert darauf am 4. September. Am 11. September droht die Sowjetunion der USA mit einem allgemeinen Krieg beim Vorgehen gegen Kuba. Kennedy macht klar, daß er keine Agressionen seitens Kuba gegen westliche Länder dulden kann. Die Lage spitzt sich zu, als Fidel Castro der Sowjetunion am 25. September erlaubt, auf Kuba einen Hafen als Basis für ihre atlantischen Fischfangflotten zu errichten. Die USA erhebt starke Bedenken, daß die Basis für militärische Aktionen dienen soll. Mehrmals werden amerikanische Luftaufnahmen vorgelegt, die Raketenabschußbasen zeigen und auf Sowjetischen Frachtern in der karibischen See werden Düsenjäger an Bord gesehen und gefilmt.
Am 22. Oktober 1962 kündigt Kennedy Maßnahmen gegen die sowjetischen Waffenlieferungen nach Kuba an und beginnt eine teilweisen Blockade der Insel zu verhängen. Kennedy gibt öffentlich bekannt, daß er die Existenz von sowjetischen Mittelstreckenraketen und Abschußrampen auf der Insel beweisen kann. Als erste Abwehrmaßnahme will die US-Kriegsmarine alle nach Kuba fahrenden Schiffe kontrollieren. Die Sowjetunion und Kuba wenden sich an den UN-Sicherheitsrat und verstärken die Kampfbereitschaft der sowjetischen Truppen und veranlassen die Mobilmachung der kubanischen Streitkräfte.
Der US-Generalsekretär U Thant übermittelt auf Wunsch von 45 blockfreien Staaten den drei Regierungschefs in Washington, Moskau und Havanna einen Vermittlungsvorschlag. Papst Johannes XXIII. richtet am 25. Oktober 1962 an die USA, Sowjetunion, Kuba und die restliche Welt einen Friedensappell. Der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow befiehlt seine Schiffe zurück, noch bevor sie die amerikanische Blockade vor Kuba erreichen. Die Welt atmet erleichtert auf. Die USA besteht auf die Demontage der Raketenanlagen. Chruschtschow erklärt sich hierzu unter UN-Kontrollen bereit, nachdem Kennedy versichert, er werde gegen Kuba keine Invasion unternehmen. Am 28. Oktober 1962 gibt Chruschtschow Anweisung zum Abbau der Raketenanlagen. Am 11. November 1962 gibt die USA den von ihnen kontrollierten Abzug von 42 Raketen aus Kuba bekannt. Wenige Tage später stimmt Fidel Castro am 19. November dem Abzug der sowjetischen Iljuschin-IL-28-Bomber aus Kuba zu. Einen Tag später verfügt Kennedy die Aufhebung der Kuba-Blockade. Am 6. Dezember 1962 wird der Abzug der sowjetischen IL-28-Bombern aus Kuba vom US-Verteidigungsministerium bestätigt. Am 24. Dezember entläßt Kuba 1113 Gefangene des Invasionsversuchs von 1961 und erhält dafür von der USA Lieferungen im Wert von 53 Millionen Dollar durch das Komitee der Familien. Fidel Castro wird am 23. Mai 1963 anläßlich eines Staatsbesuchs in der UdSSR als erster Ausländer mit dem Titel Held der Sowjetunion ausgezeichnet.
Kennedy will Demokratie und ein gemäßigtes Wettrüsten. Seine Politik findet Anklang. Seine Rassenfrage kommt vorallem bei der Jugend gut an. Der Konservative Kongreß behindert seine Reformen im Bildungs- und Sozialwesen, der Städtesanierung und Bürgerrechtsfragen, Forcierte aber das Weltraumprogramm (alleine im Finanzjahr 1962/63 3,7 Milliarden Dollar). Am 16. August 1963 vereinbaren die USA und UdSSR sogar eine Zusammenarbeit bei Weltraumprojekten. Kennedy ist stets um die Entspannung im Kalten Krieg bemüht. Am 9. April 1963 ernennt Kennedy in einer Feierstunde in Washington den früheren englischen Premierminister, Sir Winston Churchill, zum Ehrenbürger der Vereinigten Staaten. Sein Sohn nimmt die Urkunde des ersten Ehrenbürgers der USA entgegen und verliest die Dankesrede des 88jährigen Politikers.
Während seiner Europareise besucht Kennedy am dritten Tag seines Deutschlandaufenthaltes am 26. Juni 1963 die Berliner Mauer und sagte während seiner Rede einen deutschen Satz: "Ich bin ein Berliner!". Danach besucht er den Checkpoint Charly (Grenzübergang zur DDR in der Friedrichstraße) und erklärt vor Studenten der Freien Universität, daß er nach wie vor, an die Wiedervereinigung Deutschlands glaube. Im Juli/August 1963 verzeichnet die USA erstmals in seiner Geschichte die Zahl der Beschäftigten über 70 Millionen (70,3), bei einer Arbeitslosigkeit von 4,8 Millionen.
Am 9. Februar 1962 schafft die USA ein US-Militärhilfe-Kommando Vietnam zur besseren Durchführung ihres erweiterten Hilfs- und Unterstützungsprogramms in Südvietnam. Die seit langem andauernden Auseinandersetzungen zwischen dem Regime Ngo Dinh Diem und den Buddhisten eskalieren im August 1963. Anfang des Monats demonstrieren zwei Mönche durch öffentlichen Selbstmord durch Verbrennen gegen die Verfolgung ihres Glaubens. Am 7. August läßt die Regierung in einer schlagartigen Aktion 365 Buddhisten in Saigon verhaften. Am 21.August 1963 stürmen Regierungstruppen Südvietnams alle Pagoden Saigons und verhaften über 110 buddhistische Mönche. Am 2. September 1963 sind in Vietnam 16.200 US-Soldaten stationiert. Bisher wurden 82 US-Soldaten getötet. Am 1. November 1963 wird in Vietnam das Regime Diem durch das Militär gestürzt.
Am 23. Mai 1961 verhängt der Gouverneur des US-Bundesstaates Alabama nach schweren Rassenkrawallen in der Hauptstadt Montgomery das Kriegsrecht. Bundestruppen und Bundespolizei müssen eingreifen. Am 26. Februar 1962 erklärt der US-Gerichtshof die Rassentrennungen auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln für verfassungswidrig. Am 1. Oktober 1962 erzwingt Kennedy mit Einsatz der Bundestruppen die Aufnahme des Negers James Meredith (29) in die Universität von Missisippi. Am 3. Mai 1963 verschärfen sich die Rassenunruhen vor allem im Süden der USA. Mit zumeist friedlichen Demonstationen fordern Farbige gleiche Rechte wie die Weisen.
Am 28. August 1963 marschieren 200.000 schwarze und weiße Bürgerrechtler in dem berühmten Marsch auf Washington und demonstrieren für die Gleichberechtigung. Mit von der Partie: Martin Luther King. Am 9. September 1963 droht Kennedy dem Gouverneur von Alabama, George Wallace, mit Eingreifen durch die Bundesregierung, da er sich immer noch weigert, Schulen für weiße und(!) schwarze Kinder zu öffnen. Durch ein Bundesgesetz werden in 144 Schuldistrikten der Süd- und Grenzstaaten die Rassentrennung an Schulen aufgehoben. Außer in Alabama. Dort versucht Gouverneur Wallace durch Einsatz der Staatspolizei Negerkinder daran zu hindern, Schulen zu besuchen, die bisher weiße Kinder besuchten. Wallace bleibt stur und setzt am 10. September sogar die Nationalgarde ein, um die Schulen negerfrei zu halten. Dann wird kurzerhand die Nationalgarde Alabamas durch Gesetz der Bundesregierung unterstellt und der Verteidigungsminister ermächtigt, zur Verhinderung weiterer Rechtsbeugungen Einheiten der US-Streitkräfte einzusetzen. Erst hiernach können auch Negerkinder die bisher gesperrten Schulen besuchen. Damit macht sich Kennedy viele Feinde.
Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt häufen sich die Gegner Kennedys. Viele ungelöste Probleme bleiben. Die Bürgerrechte für die Schwarzen war mit das heißeste, was Kennedy angriff. Die Arbeitslosigkeit und der Rassenhaß steigt. Kennedy gilt als zu nachgiebig gegenüber der kommunistischen Supermacht Sowjetunion. Aber das schlimmste ist der umstrittene Vertrag über den Atomwaffenteststopp mit der UdSSR. Hollywood bringt sogar den Film 3 Tage im Mai (1963) heraus, in dem Kennedy klar gemacht werden soll: So kann es nicht weitergehen! (Dieser Vertrag mit den Russen ist eine Verhöhnung unseres Freiheitsbegriffes).
Kennedy will die Probleme in einer zweiten Amtszeit lösen. Doch seine Chancen für eine Neuwahl stehen schlecht. Offensiv eröffnet er im Herbst 1963 seine Wahlkampagne in der Stadt, in der er sein schwersten Stand hat: In Dallas, Texas. Aus einem Werbespot von Dallas gibt sich die Stadt progessiv: Dallas haben wir uns selbst geschaffen! Hier kann jeder sein Leben nach seinem Willen gestalten. Wir nennen unsere Stadt Big D., weil sie warmherzig, offen, freundlich und progressiv ist.
John F. Kennedy hinterläßt politische Schriften wie Der Weg zum Frieden (Deutsche Ausgabe 1961), Dämme gegen die Flut (dt.1962), Die Nation der vielen Völker (dt.1965) und andere. 1954 erhält er den Pulitzerpreis.
"... und wenn wir unsere Differenzen nicht beilegen können, können wir zumindest dazu beitragen, daß die Welt in ihrer Vielgestaltigkeit sicherer wird. Denn letztendlich besteht unsere grundlegende Gemeinsamkeit darin, daß wir alle auf diesem kleinen Planeten leben. Wir atmen alle die gleiche Luft. Wir alle wollen, daß unsere Kinder auch in Zukunft überleben können. Und wir alle sind sterblich." — JOHN F. KENNEYS REDE VOR DER AMERICAN UNIVERSITY IM JUNI 1963
Fünf Monate vor seinem Tod ist Kennedy in Berlin. Schon um diesen Zeitraum formierten sich die Gegner, darunter FBI-Chef Edgar J. Hoover, der gefeuerte CIA-Chef Allen Dullas, führende Köpfe des organisierten Verbrechens sowie militante Exilkubaner. Der Schriftsteller William R. Corson fand heraus, daß der CIA nach Kennedys Wahl im November 1960 in aller Stille eine geheime Dossieranalyse durchführte. In seinem Buch The Armies of Ignorance (1977) führte er aus, daß Kennedys psychologisches Profil genau erkannt wurde, was er vor hatte, welche Veränderungen er durchsetzen wollte. Man erkannte, daß Kennedy für die Geheimdienste und die Armee gefährlich werden würde. Bereits zu dieser Zeit begann man mit der Vorbereitung des Attentats (siehe Doppelgänger von Lee Harvey Oswald).
Arthur Schlesinger, Kennedys damaliger Berater, erinnert sich: "Adley Stevenson, unser UN-Botschafter war im Oktober 63 in Texas gewesen und nach seiner Rückkehr rief er mich an und teilte mir mit, daß er besorgt über die Stimmung dort wäre. Den immensen Haß gegen die Regierung und besonders gegen die Kennedys. Man hatte ihn, Stevenson, beschimpt und angerempelt und dann drängte er mich, den Präsidenten zur Absage seines geplanten Besuches in Texas zu bewegen."
Ende Oktober gipfelt die aggressive Stimmung in Chicago, als im Secret Service Field Office, 219 South Tearboan Street, eine anonyme Mitteilung eingeht, daß ein Vier-Mann-Killerkommando Kennedy ermorden soll. Bodyguard Abraham Bolden leitet die Nachricht weiter und Kennedys Besuch am 2. November wird "wegen der zugespitzten Lage in Vietnam", wie es von offizieller Seite heißt, in letzter Minute abgesagt. Die Michigan-Avenue in Chicago ist zwar voller Menschen, die ihren Präsidenten sehen wollen, aber er läßt sich nicht sehen
In Miami, auch Klein-Havanna oder Klein-Kuba genannt, ist Kennedy vier Tage vor seinem Tod. Miami gilt als die Hochburg der Exil-Kubaner. Im November 1963 versucht Kennedy mit Fidel Castro und der UdSSR den kalten Krieg zu beseitigen. Er hat keinen guten Stand. Exilkubaner und Rechte schimpfen ihn Verräter. Zwei Wochen vor Dallas, kann die Polizei ein Telefongespräche zweier Rechte in Miami aufzeichnen, in dem über die Ermordung von Kennedy die Rede ist. Gesprächspartner waren der Polizeispitzel William Somersett und Josef Milteer, ein Rassist aus den Südstaaten. Sommerset persönlich gibt der Polizei den Hinweis.
"Ich glaube Kennedy ist am 18. hier und hält eine Rede. Ich weiß nicht einmal worüber. Du kannst darauf wetten, er wird was über die Kubaner erzählen. Hier leben ja so viele." Polizeidetektiv Everett Key leitet die Abhöraktion. Er erinnert sich: "Wir mußten das Tonband in Somersetts Wohnung verstecken, wo er Josef Milteer traf. Es war ein ziemlich großes, schweres Gerät - speziell für solche Abhöraktionen gebaut. Ich schleppte es in den dritten Stock, packte es in einen Einbauschrank und führte das Mikrofon in die Küche, versteckte es hinter Stühlen, auf denen die beiden vermutlich sitzen würden."
Milteer: "Je mehr Leibwächter um ihn sind, desto leichter ist es, an ihn ranzukommen." Sommersett: "Und wie verdammt glaubst du, an ihn ranzukommen?" Milteer: "Von einem Bürohaus, mit einem Hochgeschwindigkeitsgewehr." Sommersett: "Ob er die Gefahr ahnt?" Milteer: "Ich bin sicher, ja. "Sommersett: "Wollen Sie wirklich versuchen, ihn umzulegen?" Milteer: "Aber ja, es ist alles in Arbeit. "Sommersett: "Diesen Kennedy auszuschalten ist keine leichte Sache. Ihr mögt vielleicht überlegt haben, wie ihr ihn von einem Bürohaus erwischen könnt, aber was ist mit dem Secret Service? Bewachen die nicht auch die Bürogebäude?" Milteer: "Wenn sie Verdacht schöpfen, dann ja. Aber andernfalls werden sie es kaum tun. Man muß nicht mit einer Waffe hochlaufen. Zerlegt sie in Einzelteile. Man kann diese Knarre zerlegen und wieder wegschaffen. "Sommersett: "Mein Gott, wenn Kennedy erschossen wird, dann müssen wir aber wissen, was dann. Wenn sie es tun, gibt es ein Erdbeben." Milteer: "Ja, dann wird jeder Stein umgedreht... Wenn das passiert, greifen sie sich nach wenigen Stunden jemanden als Täter. Nur um die Öffentlichkeit abzuschütteln." Sommersett: "Wenn Kennedy stirbt, muß dafür einer ins Gefängnis..."
Dann wollte der Mann wissen, wieviele Doppelgänger den Präsidenten begleiten würden. Unser Informant fragte Josef Milteer, warum er das wissen wolle? Die Antwort: Es gäbe Pläne, Kennedy zu ermorden, so Everett Key. Das weitere Gespräch offenbarte: Das Attentat sollte mit einem Präzisionsgewehr aus einem Bürohaus verübt werden. Der Mann nannte weder eine bestimmte Stadt für den Anschlag, noch machte er Angaben zum Mörder Kennedys. Das Gespräch zeichneten wir am 9. November auf. Und am 18. November 1963 erwarteten wir Kennedy in Miami. Mit unseren neusten Erkenntnissen, verschärften wir nartürlich die Sicherheitsvorkehrungen. Kennedy kam nicht in der Wagenkolonne, sondern mit dem Hubschrauber (Vom Miami-Airport nach Miami-Beach, bzw. zum Haulover Beach Park und zum Hotel Americana). Wir postierten zusätzliche Beamte und hatten allen eingeschärft, es sei mit Zwischenfällen zu rechnen. Also, wir änderten das Programm drastisch. Und in Miami war Kennedy der öffentlichkeit nicht mehr so zugänglich wie früher... Wir hatten unseren Job gut gemacht und waren froh, daß es nicht in Miami geschehen war. Es wäre ja möglich gewesen. Und ich weiß noch, wie entsetzt wir beim Abhören reagierten: Was, sie wollen Kennedy ermorden? Schon zu diesem Zeitpunkt hätte der Texanische Secret Service gewarnt werden müssen, immerhin bestand ernste Gefahr für Kennedy. Doch genau das geschah nicht Fünf Tage vor dem Attentat erhielt die FBI-Niederlassung in New Orleans ein Telex mit der Warnung, am Ende der Woche würde in Dallas ein Anschlag auf den Präsidenten erfolgen. Das FBI leitete diese Warnung weder an den Secret Service noch an andere Behörden weiter. Kurz nach dem Attentat wurde das Telex aus den Akten der FBI-Niederlassungen in New Orleans entfernt, fand der Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, heraus.
Seine Texastour beginnt Kennedy in Houston und San Antonio. Begleitet wird der Präsident von seiner Frau Jacqueline Kennedy und dem Vizepräsidenten Lyndon Baines Johnson. Am Abend des 21. November checkt JFK überrascht vom herzlichen Empfang in Texas im Hotel Texas von Fort Worth ein. Als Kennedy schläft, setzt sich fast die Hälfte der Wachmannschaft des Secret Service, entgegen aller bestehenden Regeln, in dieser Nacht unerlaubt vom Dienst ab und besucht das Nachtleben in Fort Worth und Dallas. Ein grober Verstoß. Auch drei Leibwächter Kennedys, die die Tür und den Korridor der Präsidentensuite bewachen sollen, sind in dieser Nacht unterwegs. Erst in den frühen Morgenstunden tauchen sie gegen 5 Uhr müde und geschafft wieder auf. Gegen 7 Uhr begrüßt JFK seine Wachmannschaft und frage hämisch: "Meine Herren, Wäre letzte Nacht nicht die perfekte Gelegenheit für einen Präsidentenmord gewesen?"
Die Dallas Morning News vom 22. November trägt an diesem Tag einen bitteren Unterton. In der Ausgabe findet sich eine schwarzumrandete Anzeige mit der Schlagzeile "Welcome in Dallas, Mr. Präsident", gefolgt von zahlreichen Fragen, in denen er als "Kommunistenfreund" und "Vaterlandsverräter" verdammt wird (Eine Anzeige von Bernard Weissman, Chairman, P.O.Box 1792 - Dallas 21, Texas (The American Fact Finding Commitee, eine Organisation, die von prominenten Geschäftsleuten und ölmagnaten sowie Mitgliedern der ultrarechten John Birch Society finanziert wurde)). Unterdessen schwirren tausende von Handzetteln in Form von Steckbriefen durch Dallas. Sie bilden Kennedy von der Seite und von Vorne ab, gefolgt von der Schlagzeile WANTED FOR TREASON (Gesucht wegen Hochverrats).
Auf dem Weg zur Arbeit begrüßt JFK Arbeiter auf der Straße. Um pünktlich 10 Uhr spricht der Präsident vor Vertretern der Handelskammer von Fort Worth. Er schaffte sich Feinde, indem er die lukrativen Steuervergünstigungen der texanischen Ölproduzenten abschaffen wollte. Kennedy gibt sich locker: "Vor zwei Jahren habe ich mich in Paris als Jackies männlicher Begleiter vorgestellt — Hier in Texas scheint man das auch so zu sehen! Kein Mensch schert sich drum, was Lyndon und ich für Anzüge tragen." — "Es war unglaublich", kommentiert Jim Wright, der ehemalige Sprecher des US-Repräsentantenhauses,"er hat sie alle regelrecht um den kleinen Finger gewickelt. Wenn es noch Zweifel gegeben hat, in diesem Augenblick waren sie überzeugt. Es war ein großer Moment. Ein jeder im Saal schien Kennedy-Intusiast zu sein."
Um 10.30 Uhr folgt Kennedy seinem Programm und fährt mit dem Torso zum Flughafen. Mit dem Präsidentenflugzeug Air Force One, einer Boing 707 kommt er pünktlich und wohlbehalten um 11.38 Uhr auf dem Flughafen Love Field in Dallas an. Auf dem Flugplatz schien es Jackie, als sei die gesamte Minderheit der Kennedyanhänger gekommen um ihnen zuzujubeln. Mit dem Autokorso aus 20 Autos und Bussen fährt Kennedy um 11.51 Uhr in Richtung Down-Town-Dallas. Mit in der zweiten offenen, blauen Lincoln-Limousine sitzt Kennedys Frau und Bankierstochter Jacqueline, der Texas-Gouverneur John Connally und seine Frau Nellie, der Polizei-Chef Jesse Curry aus Dallas und der Bezirkssheriff Bill Decker, der Fahrer hieß William Greer und war ein Beamter des Geheimdienstes - Neben ihm und vor Connally saß Roy Kellerman, der Leiter der für das Weiße Haus zuständigen Abteilung des Geheimdienstes. Im Fahrzeug hinter ihnen sitzen acht Angestellte des Geheimdienstes, von denen vier auf dem Trittbrett standen. Im vierten Wagen sitzt Vizepräsident Johnson, seine Frau Lady Bird und seinem politischen Gegner, dem texanischen Senator Ralph Yarborough, gefolgt von Sicherheitspersonal. Auch auf der Mocking Brod und auf der Lemon-Avenue ist Kennedy sichtlich überrascht über solchen Empfang. Yarborough meinte später, er sah in den oberen Stockwerken [der Geschäftshäuser, an denen sie vorbeifuhren] keine freundlichen Gesichter. Zweimal läßt Kennedy die Limousine stoppen. Einmal, um Kindern die Hände zu schütteln, das zweite Mal, um eine Gruppe Nonnen zu begrüßen. Dann biegt die Wagenkolonne in die Main-Street ab, es ist 12 Uhr 20.
Um 12.28 Uhr biegt die Präsidenten-Limousine mit einer Geschwindigkeit von weniger als 12 Meilen in der Stunde mit einer scharfen Rechtekurve von der Main- in die Houston-Street. Es wären nur noch wenige Minuten Fahrt bis zu seinem Zielort Trade Mart, der Messehalle, wo er um 13.00 Uhr vor 2.600 Gästen sprechen soll. Das Thema, über das er sprechen wollte, sollte die Friedensverhandlungen mit dem sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow sein. "Alles, was wir hörten war Beifall. Weder Hohn, noch Spott!", erinnert sich Malcom Kilduff, damals Kennedys Pressesprecher,"Und genau an dieser Stelle drehte sich die Frau des Gourverneurs zum Präsidenten um und sagte: "Mr. President, jetzt können Sie wahrlich nicht mehr behaupten, daß Dallas sie nicht liebt." Nun noch eine Linkskurve in die Elm-Street. Sie fahren in Richtung Eisenbahnbrücke, die über den Stemmons Freeway (Autobahn) zum Trade Mart führt. Sie fahren etwa 75 Meter die Elm Street (Dealey Plaza) entlang. Dann fallen Schüsse. Es ist 12.30 Uhr.
John F. Kennedy sackt zusammen, greift sich an den Hals und dreht sich zu Jackie um. Gouverneur Connally drehte sich nach ihm um - Im gleichen Moment trifft ihn eine Kugel im Rücken und er wird nach vorne geschleudert. "Mein Gott", ruft er, "sie bringen uns alle um". Jackie dreht sich nach ihrem verwundeten Mann um. Augenblicke später trifft ihn ein dritter Schuß, der seinen Kopf nach hinten und zur linken Seite wirft. JFK verliert das Bewußtsein und sinkt auf dem Schoß seiner Frau. Jackie ist verzweifelt und sagt "Mein Gott, ich habe sein Gehirn in meiner Hand." Voller Angst klettert Jackie von ihrem Sitz und versucht den Wagen zu verlassen. Ihr Leibwächter Clint Hill, ein Geheimdienstmann, drückt sie zurück in ihren Sitz. Die Beamten des Geheimdienstes reagieren langsam und verringern für einen Moment die Fahrt. Dann befahl Kellerman dem ersten Wagen schnell zum nächsten Krankenhaus zu fahren. Greer, der Fahrer des ersten Wagens, trat aufs Gas und raste mit fast 130 Stundenkilometer ins sechs Kilometer entfernte Parkland Memorial Hospital (Krankenhaus).
Der Geheimdienst Secret Service wurde 1865 als Abteilung des Finanzministeriums gegründet und sollte im Kampf gegen Falschmünzer auftreten. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg wurde die Agenten des Secret Service das erste Mal als Leibwächter eingesetzt. 1902, ein Jahr nach der Ermordung des Präsidenten McKinley, wurde der Secret Service offiziell zu den Leibwächtern des Präsidenten erklärt. Aus verwaltungstechnischen Gründen blieb er jedoch dem Finanzministerium unterstellt.
1963 beschäftigte der Secret Service 600 Agenten. Neben den 40 Agenten im Weißen Haus unter der Leitung von Roy Kellerman unterhielt man Agenten in 65 weiteren amerikanischen Städten. Zu den Sicherheitsvorkehrungen des Geheimdienstes meinte James J. Rowley, Leiter des Geheimdienstes: "Es war nicht üblich, daß der Geheimdienst die Gebäude entlang der Fahrtroute der Wagenkolonne des Präsidenten inspiziere und überprüfte." Andere meinen, man hätte die Anwesenheit einer ganzen Armee spüren können, wenn Persönlichkeiten wie Kennedy irgendwo auftrat.
Direkt danach laufen zahlreiche Schaulustige an der Dealay Plaza, den Grashügel hoch, in Richtung eines Bretterzaunes, da sie glauben, die Schüsse kämen von dort. Insgesamt finden sich 50 Augenzeugen, die zu Protokoll gaben, daß sie oben auf dem Grashügel nördlich der Elm Street Schüsse gehört, Rauch gesehen und Pulver gerochen haben. Jean Hill, eine Augenzeugin von damals, rannte auch auf den Grashügel zu. Sie berichtet: "Ich wollte den Mann verfolgen, den ich wegrennen sah. Und zwar aus genau derselben Ecke, aus der meiner Meinung nach, vorher die Schüsse gefallen waren. Hier hinter uns, wo der Bretterzaun steht. Also dachte ich, da mußt du rauf. Jeder, der in diesem Umkreis stand, wandte sich plötzlich dem Grashügel zu. Selbst die beiden Polizisten der Motorrad-Eskorte (Joseph Smith und Tilson), die gerade auf gleicher Höhe waren, stürmte dort hinauf." Jim Garrison fand heraus, "daß Jean Hill, die einen vom Tatort fliehenden Mann verfolgte, auf dem Parkplatz des Rangierbahnhofs hinter dem Palisaden-Zaun des Hügels aufgehalten wurde. Der Mann, der Zivilkleidung trug, hielt ihr seinen Secret-Service-Ausweis hin. Nach dieser Unterbrechung war der Flüchtige verschwunden."
Beverley Olivers filmte das Attentat von der rechten Seite der Elm Street. Doch ihr unbelichteter Film wurde von einem FBI-Mann konfisziert. Sie bekam ihn nicht wieder zurück. Neben ihr standen Charles Brehm und sein Sohn und ihre Freunde Jean Hill und Mary Moorman. Sie waren alle der Meinung, daß Schüsse vom Grashügel abgefeuert wurde. Moorman machte ein Foto, auf dem unter einem Baum zwei Gestalten sowie Gordon Arnold zu sehen waren. Auf der anderen Straßenseite erwarteten William Newman und seine Frau auf die Wagenkolonne des Präsidenten. Beide behaupteten, daß sie genau in der Schußlinie standen.
S.M. Holland, Stellwerkleiter bei der Union Terminal Railroad erinnert sich an die Schüsse: "Ich hörte einen dritten Knall und zählte vier Schüsse, und... in dieser Baumgruppe gab es einen Knall, einen Schuß, ich weiß nicht, ob es ein Schuß war. Das kann ich nicht sagen. Und eine Rauchwolke erhob sich, vielleicht zwei bis zweieinhalb Meter hoch, direkt über den Bäumen... Ich habe nicht den gringsten Zweifel, daß ich eine Rauchwolke zwischen den Bäumen habe aufsteigen sehen... Ich habe die Rauchwolke ganz bestimme gesehen und unter den Bäumen einen Knall gehört...".
Auch der Geschäftsführer des Schulbuch-Auslieferungslagers, O.V. Campbell, sagte aus, die Schüsse seien "von der Grasfläche dort hinten" gekommen. "Ich habe Schüsse gehört, die von einer Stelle abgegeben wurde, die in der Nähe der Eisenbahngleise lag."
Auch James Tague, ein Autoverkäufer aus Dallas, der — möglicherweise von einer verirrten Kugel — am Gesicht verletzt wurde, sagte aus: "Mein erster Eindruck war, daß dort oben bei dem Monument, oder wie man es auch nennen soll..., daß dort jemand ein Feuerwerk zündete... und die Polizei dort hinauflief."
Auch Billy Lovelady, ein Angestellter des Schulbuchlagerhauses, der auf der Treppe sein Butterbrot aß, erklärte, daß die "Schüsse direkt von da hinten (gekommen sind), von dem kleinen Betonding auf dem Hügel... zwischen der Unterführung und dem Gebäude rechts auf dem Hügel."
Der Amateurfilmer Abraham Zapruder filmte von der Betonplatte neben dem Grashügel zufällig das Attentat und hatte seinen Rücken an den Lattenzaun gelehnt. Er sagte aus, daß Polizisten an ihm und auf das Gelände hinter dem Hügel zuliefen. Zu den Schüssen meinte er: "Ich dachte auch, sie seien von hinter mir gekommen." Später verkaufte er den Film für 150.000 Dollar an Time Life . Auch das FBI machte sich Kopien.
Auch der Leiter der örtlichen Secret Service Zweigstelle, Forrest Sorrells, fuhr in Kennedys Autokolonne vorne mit. Er sagte aus, als er die Schüsse gehört habe, "etwas zu laut für ein Feuerwerk", habe er "zu dem Terassenteil dort (gesehen), weil es so klang, als seien sie von da hinten und da oben abgefeuert worden."
Der Technische Zeichner William E. Newman aus Dallas beobachtete die Parade mit seiner Familie vom Bürgersteig am Rande des Grashügels. Seine Beobachtungen: "Wir standen am Rand des Bürgersteigs und schauten auf den Wagen, der auf uns zukam, und plötzlich gab es einen Knall, anscheinend einen Schuß. Der Präsident fuhr in seinem Sitz hoch, und es sah aus, als sei ein Feuerwerk losgegangen. Ich dachte, er hätte es gemerkt. Es war wie eine Explosion, und er stand auf. Mittlerweile war er direkt vor uns, und ich sah ihn direkt an, als er in die Schläfe getroffen wurde... Da es den Anschein hatte, daß wir uns voll in der Schußlinie befanden, warfen wir uns aufs Gras... Ich dachte, der Schuß sei aus dem Garten direkt hinter mir gekommen... Ich erinnere mich nicht, zum Texas School Book Despository (Schulbuchlagerhaus) gesehen zu haben. Ich habe zum Garten zurückgeschaut." Zur Zeit der Schüsse befand sich Newmann etwa drei bis fünf Meter von der Limousine Kennedys entfernt. Er beobachtete, daß der erste Schuß den Präsidenten vorne in die Stirn traf und seinen Kopf zurückschleuderte. Seine Aussage wiederholte Newman im Prozeß gegen Clay Shaw nochmals unter Eid. Seine Frau, Frances Newman, und Augenzeuge James Simmons bestätigten die Beobachtungen.
Der Angestellte des Sheriffs L.C.Smith befand sich während des Attentats auf der Main Street. Er lief "so schnell ich konnte zur Elm Street, direkt links von der Houston". Dort erfuhr er von einer Frau, "der Präsident sei in den Kopf geschossen worden, und die Schüsse kämen von dem Zaun auf der rechten Seite der Elm Street". Sie deutete auf den Bretterzaun vor dem Grashügel.
Malcom Summer, Besitzer einer Druckerei und Werbeagentur in Dallas, erinnert sich, was nach den Schüssen passierte: "Dann liefen alle Leute zu der Terrasse hoch. Alle liefen einfach zu den Eisenbahngleisen, und ich wußte, daß sie dort jemanden aufgespürt hatten." Auch der 22jährige Soldat Gordon Arnold ist fest der Meinung, daß mindestens ein Schuß hinter dem Bretterzaun abgefeuert wurde, denn er hörte wie eine Kugel dicht an seinem Kopf vorbeisauste. Er filmte sogar das Attentat, doch direkt nach den Schüssen warf er sich auf den Boden. Dann trat ein Mann in Polizeiuniform an ihn heran und verlangte den Film. Sein Augenzeugenbericht wird von den Fotoexperten Jack White und Gary Mack, die an Moormans Aufnahme arbeiteten, bestätigt.
Der Verkehrspolizist Officer Joe M. Smith, der gerade an der Kreuzung Elm Street und Houston Street seinen Dienst ausführte, erfuhr von einer Frau, daß die Schüsse "aus den Büschen" gekommen waren. Smith verließ seinen Posten und lief auf den Bretterzaun auf dem Grashügel zu. Smith wurde später vom Rechtsberater der der Warrenkommission, Wesley J. Liebeler, verhört: "Als wir dort ankamen, war ein Deputy Sheriff bei mir, und ich glaube, ein Mann vom Secret Service ... Ich kam mir schrecklich lächerlich vor, aber nach den Schüssen und dieser Frau zog ich meine Pistole aus dem Halfter und dachte, es ist lächerlich, ich weiß nicht, nach wem ich suche. Gerade als ich sie wieder wegstecken wollte, zeigte er mir, daß er ein Agent vom Secret Service war..." Aber nach dem Warren-Report begleiteten alle Agenten des Secret Service den Präsidenten zum Krankenhaus. In der Nähe des Grashügels war kein Agent des Secret Service anwesend.
Jack Ruby wurde auch am Tag des Attentats von der Augenzeugin Julia Ann Mercer gesehen, einer Angestellten der Firma Automat Distributors. Sie blieb eine Stunde vor dem Attentat in westlicher Richtung der Elm-Street im Verkehrsstau stecken und mußte neben einem Kleinlaster stehen bleiben. Sie beobachtete Ruby, wie er an der "Graskuppe vorbeifuhr und einen Mann aussteigen ließ, der in einem Koffer ein Gewehr bei sich hatte. Die Aussage von Julia Ann Mercer... wurde vom FBI (später) dahingehend verändert, daß sie den Betreffenden nicht als Ruby identifizieren konnte", fand Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison heraus. Frau Mercer meldete ihre Beobachtung einen Tag nach dem Attentat der FBI-Zweigstelle in Dallas und dem Sheriff. Sie berichtet, daß selbst drei Polizisten neben ihrem Motorrad über der Eisenbahnunterführung das Geschehen beobachteten, aber nicht eingriffen. Als Ruby Oswald vor laufenden Kameras erschoß erkannte Frau Mercer Jack Ruby als den Fahrer des Kleinlasters wieder und informierte umgehend das örtliche FBI-Büro. Frau Mercer wurde nicht von der Warrenkommission geladen. Ihre Zeugenaussage wurde lediglich als Beweismittel dem Bericht beigefügt. Doch diese Version der Zeugenaussage wurde manipuliert. Gegenüber Jim Garrison verriet sie: "Die sind alle verändert worden! Ich sage hier genau das Gegenteil von dem aus, was ich in Wirklichkeit erzählt habe." Ihre Unterschrift unter dieser Aussage im Sheriffs Office war eindeutig gefälscht ("Ich unterschreibe nicht mit einem so großen A."). Auf dem Formular befand sich auch die Unterschrift eines Notars, nur war ein solcher beim Verhör gar nicht anwesend.
Der Polizist Tom Tilson, der an diesem Tag dienstfrei hatte, fuhr gerade unter der Eisenbahn- unterführung durch, als er eine verdächtige Person beobachtet, die rechs von der Unterführung, also auf der entgegengesetzten Seite des Schulbuchlagerhauses, buchstäblich auf dem Hosenboden den Grashügel "hinabrutschte und -glitt". Dann prallte er gegen einen Wagen, warf etwas auf den Rücksitz und fuhr mit hoher Geschwindigkeit davon. Tilson verfolgte den Wagen. Es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd. Als er den Wagen nahezu einholte, rief er seiner Tochter, die mit im Wagen saß, die Zulassungenummer, Baujahr und Modell des Fluchtwagens zu. Doch der Wagen entkam. Telefonisch gibt Tilson seine Beobachtungen der Mordkommission in Dallas durch. Doch dort denkt man nicht daran, etwas zu unternehmen. Auch die Warrenkommission bekommt von diesem Vorfall keinen Bericht.
Auch dem Sergant Harkness begegneten angebliche Secret Service Agenten, als er (vor der Durchsuchung des Rangierbahnhofs) hinter dem Schulbuchlagerhaus eintraf. Dort befanden sich "einige Secret Service Agenten... Ihre Ausweise bekam ich nicht zu sehen. Sie sagten mir, sie seien Agenten des Secret Service."
Die Aktivitäten im Schulbuchlagerhaus beobachteten die Augenzeugen Arnold Rowland, ein Student, und seine Frau Barbara fünfzehn Minuten, bevor die Wagenkolonne Kennedys erschien. Die beiden standen auf der Houston Street, gegenüber der Dealey Plaza. Am rechten Ende des fünften Stockwerks (dem angeblichen Versteck des Attentäters) bemerkte er einen dunkelhäutigen Mann, den er als "älteren Neger" beschrieb. Doch am linken Ende des fünften Stocks sah er ein Stück hinter dem Fenster einen Mann mit einem Gewehr in der Hand stehen. Der Mann hielt das Gewehr, den Lauf nach oben gerichtet, in einem Winkel von fünfundvierzig Grad. Barbara Rowland beobachtete in diesem Augenblick einen Mann, der direkt gegenüber vor ihnen auf der Plaza einen epileptischen Anfall hatte. Als Arnold seine Frau auf den Mann mit dem Gewehr aufmerksam macht, ist der Mann vom Fenster zurückgetreten. Beide glaubten, es sei ein Mann des Secret Service gewesen. Arnold sagte später aus, man habe ihm, als er die FBI-Agenten am kommenden Tag über die Anwesenheit des zweiten - dunkelhäutigen - Mannes im fünften Stock informierte, "gesagt, dies sei im Augenblick völlig unbedeutend. Sie haben mir praktisch gesagt, ich solle die Sache vergessen."
Carolyn Walther, die im benachbarten Dal-Tex-Gebäude arbeitete, stand auf der linken Seite der Houston Street und wollte die Parade beobachten. Ihre Beobachtungen schilderte sie später dem FBI. Sie sah den Krankenwagen, der einen Epileptiker abholte und schaute dabei zufällig zum Schulbuchlagerhaus hoch. Dabei sah sie in einem der oberen Stockwerke einen Mann mit einem Gewehr. Der Mann schaute in die Richtung der Houston Street, auf der sich gerade die Limousine des Präsidenten näherte. Er hielt das Gewehr mit dem Lauf nach unten. Mrs. Walther wunderte sich noch, ein solches Gewehr mit dem ungewöhnlich kurzen Lauf vorher noch nie gesehen zu haben. Der Mann mit dem Gewehr trug ein weißes Hemd und war entweder blond oder hatte helles Haar. Er stand hinter dem Fenster ganz rechts im Stockwerk und lehnte sich vor. Im gleichen Fenster erblickte Mrs. Walther einen zweiten Mann links hinter dem ersten, der einen braunen Anzug trug.
Einen Beweis für einen dritten Schützen lieferte Paul Peters, einer der ärzte, die Kennedys Leiche sofort untersuchten, und eine sieben Zentimeter lange öffnung auf der rechten Hälfte des Hinterkopfes feststellten. Demnach mußte sich der Schütze auf der Eisenbahnbrücke gestanden haben muß - Also direkt zur Front von Kennedys Wagen blicken konnte.
Toney Henderson aus Dallas wartete auf der linken Seite der Elm Street, Ecke Houston Street auf den Präsidentenconvoy. Nachdem der Krankenwagen mit dem Epileptiker davongefahren war, blickte sie zum Schulbuchlagerhaus hinüber und sah in verschiedenen Fenstern zahlreiche Menschen, die hinausblickten. In einem der oberen Stockwerke sah sie zwei Männer hinter einem Fenster, die der Wagenkolonne entgegenblickten. Der eine war ein dunkelhäutiger und dunkelhaariger Mann mit weißem Hemd, "vielleicht Mexikaner, könnte aber auch ein Neger gewesen sein". Den zweiten Mann konnte sie nicht beschreiben, wußte aber, daß er größer war als der erste.
Der 16 Jahre alte Amos Euins sagte vor der Warren-Kommission aus, er habe dem Präsidenten zugewunken, als die schwere Limousine nach links abbog und die 120-Grad-Kurve auf die Elm Street ausführte. Als er dabei zufällig zum Schulbuchlagerhaus blickte, sah er etwas wie "ein Rohr", das aus einem Fenster herausstand. Bei der Vernehmung durch Sergant D. V. Harkness, der Polizei von Dallas, sagte er aus, das Fenster war ganz rechts, "unter dem Vorsprung" (fünfter Stock). Nach dem ersten Schuß konnte Amos den Lauf und den Abzug des Gewehrs erkennen. Ihm fiel auf, das der Mann, der die Schüsse abgegeben hat, eine auffällige "kahle Stelle" am Kopf hatte. Er beschrieb die kahle Stelle als etwa acht Zentimeter vom Haaransatz entfernt und sie sei in dem relativ dunklen Hintergrund weiß hervorgetreten. Direkt nach dem Attentat beschrieb er den Mann als einen Schwarzen. Vor der Warren-Kommission wollte er sich nicht festlegen, ob es sich um einen Schwarzen oder Weißen handelt. Er stand nämlich südlich vom Schulbuchlagerhaus, die Sonne befand sich fast über ihm. Es kann bei diesem Einfall des Lichts durchaus vorkommen, einen Neger für einen Weißen zu halten.
Roger Craig, ein Deputy Sheriff aus Dallas, der 1960 wegen seiner Dienste ausgezeichnet wurde, erinnert sich, daß die Polizei von Dallas unmittelbar nach dem Attentat einen Latino auf der Elm Street verhörte. Er wußte noch, daß er die Fragen der Polizei nicht beantworten konnte, weil er kein Englisch sprach. Dann wurde er wieder freigelassen. Craig stand auf der Houston-Street, gegenüber des Hintereingangs des Schulbuchlagerhauses. Aus diesem Hinterausgang sah Craig, kurz nach dem Attentat, drei Männer herausstürmen und in einen wartenden Nash-Rambler-Kombi springen. In dem Fahrer erkannte Craig den Latino, den die Polizei zuvor laufen lies. Der Kombi rast in nördlicher Richtung die Houston Street und dreht dort. Eine Tür stand noch offen. Vor dem Haupteingang des Schulbuchlagerhauses hält er kurz an und ein junger Weißer Mann, den Craig später als Lee Harvey Oswald identifziert, kommt aus dem Gebäude gelaufen, sprang hinein, und der Kombi raste davon. Craig beschrieb den Latino nicht als dunkelhäutig, sondern als "Neger". Er blickte dem Kombi noch hinterher, der mit erhöhter Geschwindigkeit in falscher Richtung in eine Einbahnstraße davonraste. Nach seiner Aussage war die Karriere von Craig zu Ende. Es wurde sogar auf ihn geschossen, die Kugel streifte jedoch nur seinen Kopf, worauf er es vorzog die Polizei zu verlassen und bei der Firma Willard Robertson Volkswagen zu arbeiten. Doch er bekam Heimweh und kehrte nach Dallas zurück. Als sein Wagen, in dem er saß, in die Luft gesprengt wurde, überlebt er dennoch. Später wird er zu Hause erschossen aufgefunden. Die Gerichtsmediziner plädierten auf Selbstmord.
Im Verhör von Oswald durch den Leiter der Mordkommission, Will Fritz, sagte Oswald aus, der Kombi gehöre Mrs. Paine, was später bestätigt wurde.
Richard Randolph Carr, ein Bauarbeiter und kamperprobter Veteran, erblickte im Augenblick des Attentats einen Weißen im fünften Stock des Schulbuchlagerhauses hinter dem Fenster links neben dem angeblichen Versteck des Attentäters. Carr hielt sich im oberen Teil des neuen Gerichtshof auf, der gerade an der Ecke Houston und Commerce gebaut wurde. Er bemerkte auch Aktivitäten auf dem Grashügel. Direkt nach dem Schüssen blickte Carr zum Schulbuchlagerhaus und sah einen Mann hinter einem Fenster, den er als"untersetzt und schwer gebaut"beschrieb. Er trug eine Hornbrille und eine braune Sportjacke. Carr folgte dem Mann einen Häuserblock weit, der dann in einen wartenden Nash-Rambler-Kombi (mit Dachgepäckträger) einstieg und der Wagen schnell davonfuhr. Den Fahrer des Kombis beschrieb Carr "mit sehr dunklem Teint", entweder ein "Latino oder Kubaner". Vor Gericht (im Prozeß gegen Clay Shaw) wiederholte Carr seine Aussage unter Eid: Er habe Schüsse vom Grashügel gehört und dann eine Furche gesehen, die eine Kugel, die die Limousine des Präsidenten verfehlte, östlich durch das Gras der Dealey Plaza gezogen hätte. Dann war er zur Feuertreppe des Gebäudes gelaufen, in dem er arbeitete und beobachtete, wie vier Männer aus dem Schulbuchlagerhaus liefen. Einer entfernte sich zu Fuß, die anderen bestiegen einen auf der Houston Street stehenden Nash-Rambler-Kombi und fuhr in entgegengesetzter Fahrtrichtung davon. Die Beobachtungen berichtete er auch dem FBI, doch das habe ihm nur gesagt, er solle mit niemandem darüber sprechen.
Weitere Zeugen bestätigen, aus dem Dal-Tex-Gebäude an der Ecke Houston und Elm Street Schüsse gehört zu haben. Direkt nach den Schüssen kam ein Mann aus dem Dal-Tex-Gebäuse gestürmt und wurde verhaftet, weil er keine Erklärung für seine Anwesenheit dort hatte. Im Sheriffs Office wurde er angeblich verhört. Sein Name wurde nicht bekannt und es existieren über das Verhör keinerlei Protokolle. Augenzeugen beobachteten noch, wie der Mann vor dem Revier in einen Streifenwagen gesteckt und weggebracht wird. Dann sieht man den Mann nie wieder.
Ein zweiter Mann wurde ebenfalls vor dem Dal-Tex-Gebäude verhaftet. Der junge Mann gab den Behörden in Dallas Jim Braden als seinen Namen an. Die Bundesregierung behauptete, sein richtiger Name war Hale Brading. Er sei ein Ex-Sträfling mit einem langen Vorstrafenregister gewesen. In den Monaten vor dem Attentat benutzte er den Namen Jim Braden häufig. Er war im ölgeschäft tätig und meinte, er halte sich mit Billigung seines Bewährungshelfers geschäftlich in Dallas auf. Er konnte einen Termin, wenige Tage vor den Attentat, mit dem Ölmilliardär H.L. Hunt nachweisen. Hunt war ein Repräsentant der "Ölmagnaten des Südwestens". Zur Zeit des Attentats war er angeblich im Dal-Tex-Gebäude, weil er telefonieren wollte. Als er feststellte, daß die Telefonzelle außer Betrieb ist, ging er wieder hinaus und wurde sofort verhaftet.
Auch der Epileptiker auf der Dealay Plaza in Army-Kampfmontur wird als "Neger", "Latino" oder "mit dunklem Teint" beschrieben. Er galt vermutlich als Ablenkungsmanöver, um die Attentäter zu postieren. Vielleicht auch deswegen, weil der Krankenwagen, der ihn abtransportierte nicht mehr für Kennedy bereit stehen würde. Da sich der Epileptiker den Kopf aufschlug, als er stürzte, scheint es seltsam, daß er nach dem Eintreffen im Parkland-Hospital sich weigert behandeln zu lassen und das Krankenhaus einfach wieder verläßt.
"Als wir hier am Notfalleingang des Parkland-(Memorial)-Hospitals ankamen (12.38 Uhr)", erzählt Malcom Kilduff, Pressesekretär des Weißen Hauses, "war das allerwichtigste, den Präsidenten sofort untersuchen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt wußte keiner wirklich, wie ernst Kennedy verwundet war. Ich habe das alles noch heute lebhaft vor Augen. Wie Mrs. Kennedy geholfen hat, mit wehenden Haaren und blutbespritzter Kleidung die Bahre durch diese Tür zu schieben. Es war eine hochdramatische, eine erschütternde Szene." Um 12.59 Uhr werden die Wiederbelebungsversuche eingestellt. Der Präsident stirbt 30 Minuten nach dem Attentat, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Das Leben des texanischen Gouverneurs kann gerettet werden. Wartende Reporter beobachten, wie ein Priester ins Krankenhaus kommt. Um 13.10 Uhr läßt Kennedys Sprecher in einer Pressekonferenz verlauten: "Er starb etwa gegen ein Uhr — an den Folgen eines Kopfschusses".
Weitere Augenzeugen, die während des Attentats nördlich der Limousine des Präsidenten standen, bezeugen, daß die Schüsse aus dem Schulbuch-Lagerhaus gekommen sind. Die Polizei konzentrierte sich einzig und alleine auf das Schulbuch-Lagerhaus (Texas School Book Depository). Um 12.31 Uhr erreicht der Polizeibeamte Marrion Baker das Gebäude, er hatte sein Motorrad in der Houston Street stehen gelessen und stürmte das Gebäude hinein. Am Eingang stand Roy Truly, der Leiter des Lagerhauses. Baker erklärte ihm, daß er Schüsse aus dem Gebäude gehört habe. Dann versuchten beide den Aufzug zu holen, der aber nicht kam, weil jemand oben die Tür hatte aufstehen lassen. Sie stürmen die Treppe hinauf und treffen in der Kantine einen jungen Mann, der sich gerade am Getränkeautomat eine Cola zieht. Er schreit Trudy an: Arbeitet der Junge hier ? Ja, sagte Trudy, denn dieser Junge war Lee Harvey Oswald, den er vor einem Monat eingestellt hatte. Um 12.37 Uhr riegelt die Polizei das Schulbuchlagerhaus ab. Kurz vorher, verläßt Oswald um 12.33 Uhr das Texas-Schulbuchlagerhaus und tritt um 12 Uhr 35 mit dem Bus den Heimweg zu seiner Wohnung im Oak Cliff-Destrict (Gegend) an. Als der Bus im Verkehrsstau stecken bleibt, wechselt er in ein Taxi (12:47 Uhr). Um 12.44 Uhr forderte der Polizeifunk alle Streifenwagen auf, Richtung Elm und Houston Street zu fahren. Kurz vor 13 Uhr kommt Oswald in seinem Zimmer an der North Beckley Avenue an. Die Besitzerin der Pension, Earline Roberts, beobachtet noch, wie ein Streifenwagen um diese Zeit vorfährt, zweimal hupt und weiterfährt. Dann sieht sie Oswald um etwa 13.00 Uhr, wie er seine Wohnung schon wieder verläßt. Oswald hat eine Smith und Wesson Pistole und etwas 38er Minution bei sich. Frau Roberts sieht Oswald noch, wie er um 13.04 Uhr an der Bushaltestelle Beckley Avenue stand. [Um 13.06 Uhr soll Lee Harvey Oswald den Polizeioffizier J.D.Tippit verschossen haben, der im Oak Park, einem Vorort von Dallas auf der anderen Seite des Trinity River, gerade patrouillierte]. Zu dem Zeitpunkt als die Meldung über den Polizeifunk kam, blickte Officer Roger Craig gerade auf seine Uhr, es war 13.06 Uhr. Um 13.15 Uhr werden in der 6. Etage des Schulbuchlagerhauses drei Patronen gefunden. Und um 13.22 Uhr das Tatgewehr. Gegen 13.15 Uhr ging Helen Markham, eine Kellnerin in einem"Eat Well"-Restaurant im Stadtzentrum, die Tenth Street hinunter und sah, wie ein schmächtiger, ziemlich schäbig aussehender Mann zu einem Polizeistreifenwagen gerufen wurde. Der Fahrer, J.D.Tippit, drehte die Scheibe herunter und der Mann beugte sich ins Auto. Sie unterhielten sich kurz, dann trat der Mann zurück und Tippit stieg aus. Tippit ging mit gezogener Pistole auf ihn zu. In diesem Moment zog der Mann ebenfalls eine Pistole und schoß auf den Polizei-beamten. Tippit starb sofort an den Verletzungen seiner vier Kugeln, die ihn trafen. Der mexikanische Lastwagenfahrer Domingo Benavides fuhr gerade vorbei, als die Schüsse losgingen. Er hielt an, sah den Bewaffneten in die Patton Avenue einbiegen und ging zum Streifenwagen und meldete den Vorfall über Polizeifunk. Der Mörder sah kurz nach dem Schüssen Helen Markham kurz an und lief dann weg. Im Laufen lud er seine Pistole nach. Als er an einem geparkten Taxi vorbeikam, hörte der Taxifahrer William Scoggings, der sich während der Schießerei geduckt hatte, wie der Mann "armer, dummer Polizist" murmelte. Nach dem Warrenbericht identifizierten Helen Markham und William Scoggings Oswald einen Tag später als den Mörder Tippits.
Etwa um 13.29 Uhr wird Oswald an der Ecke Zehnter (F.Tenth) und Patton Street gesehen. Etwa um diese Uhrzeit kam eine Polizeidurchsage über den Polizeiäther: "Einer unserer Polizisten (Dallas Police) wurde im 4. Straßenblock in eine Schießerei verwickelt...". Einige Minuten nachdem T.F. Bowley über das Funkgerät des Streifenwagens die Polizei über den Tippit-Vorfall informierte, berichtet der Polizist H.W.Summers aus der Einheit 221 (Kennzeichen des Streifenwagens), daß man eine "Augenzeugenbeschreibung des flüchtigen Täters" erhalten hat, dann folgt die Beschreibung: "ein weißer Mann, etwa 30, schlank, Größe 1,76 m, Gewicht 75 kg", schwarzes, welliges Haar, bekleidet mit einer hellen Eisenhower-Jacke, dunklen Hosen und einem weißen Hemd. Er ist "wahrscheinlich mit einer schwarzen, automatischen Pistole vom Kaliber .32" bewaffnet. Erst später berichtet Sergant G. Hill: "... die am Tatort gefundene Patronenhülsen lassen darauf schließen, daß der Verdächtige vermutlich mit einer .38er Automatik bewaffnet ist, nicht mit einer Pistole." Rund 10 Minuten später fällt Oswald John Brewster, dem Manager eines Schuhgeschäftes an der West Jefferson Street, etwa eineinhalb Kilometer von der Stelle entfernt, an der Tippit ermordet wurde, in dessen Geschäft er einige Minuten wartet. Dann verläßt er eilig den Laden und geht, ohne sich eine Eintrittskarte zu kaufen, ins Kino"Texas Theater", fünf Häuserblocks weiter. Die Polizei bekommt einen Hinweis, denn in diesem Moment meinte eine Stimme im Polizeifunk: "Der Verdächtige hält sich jetzt im Texas-Kino auf..."
Kurz vor 14 Uhr nehmen etwa 15 Polizisten der Dallas Police Oswald um 13.50 Uhr im Kino fest und bringen ihn aufs Polizeihauptquartier. Bob Carroll, ein Polizist aus Dallas, der bei der Verhaftung von Oswald dabei war, erinnert sich: "Man hätte denken können, er [Oswald] sei vielleicht wegen eines Strafzettels verhaftet worden, denn er zeigte keines der üblichen Anzeichen von Nervosität, wie Schweißausbrüche oder Zittern." Bei der Verhaftung wird Oswald ein Revolver(!) abgenommen und keine Automatik, wie es Sergant Hill vermutete. "Ich habe zuerst mit Oswald gesprochen", erinnert sich Jim Leavelle, damals der stellvertretende Polizeichef von Dallas, "so zirka 15 Minuten lang und zwar ausschließlich über den Tippit-Mord. Ohne daß mir da klar war, daß er auch Tatverdächtiger für den Präsidentenmord war. Kurz darauf kam mein Chef, Captain (J.Will) Fritz (Leiter der Mordkommission), mit dem örtlichen Geheimdienstleiter Shaw und klärte mich auf. Von da an übernahmen die beiden Herren die Untersuchung. Und mir war klar, daß Oswald beider Morde verdächtigt wurde." Vor laufender Kamera meinte Oswald: "Diese Leute hier haben mich ohne Beisein eines Verteidigers verhört". Ein Reporter fragte: "Haben Sie den Präsidenten erschossen?" - "Ich habe niemanden erschossen! Nein, Sir." Oswald wurde nach den Warren-Report über zwölf Stunden verhört. Seltsam ist, daß darüber keinerlei Notizen, Tonbänder gibt, geschweige denn ein Stenograph mitschrieb.
T.F. Bowley informiert, nachdem er sieht, daß Tippit verletzt ist, über das Funkgerät des Streifenwagens die Polizei über die Schießerei. Mr. Wrights Frau rief den Krankenwagen, der den toten Tippit abtransportiert.
Wann genau Tippit starb ist noch ungeklärt. Einige sagten aus, er starb auf der Stelle, die Zeugin Helen Markham behauptet, sie versuchte zwanzig Minuten lang mit dem angeschossenen Tippit zu sprechen, bevor der Krankenwagen kam. Die beiden Krankenwagenfahrer und auch die beiden Zeugen Mr. und Mrs. Donald Higgins, die gegenüber vom Tatort wohnten, wurden von der Warren-Kommission nicht verhört. Der Augenzeuge Frank Wright sah, wie Tippit, bereits am Boden liegend, sich noch einmal umdrehte.
Die Hauptzeugin der Regierung war Helen Markham. Die Warren-Kommission wollte ihr Oswald als Mörder in den Mund legen. Sie sagte aus, der Mörder war ein junger Mann, ziemlich groß, hager und hatte dünnes, hellbraunes Haar. Gegenüber dem Warrenkritiker Mark Lane sagte sie aus, er sei untersetzt gewesen und hatte "buschiges" Haar. Danach leugnete sie unter Eid, eine Falschaussage gemacht zu haben, und diese erst zugibt, nachdem man ihr die Tonband-Aufnahme vorspielt. Danach beschrieb sie den Mörder als "schwarzhaarig". Doch gibt es Unstimmigkeiten, ob sie überhaupt am Tatort gewesen ist. Viele Zeugen sagten aus, sie haben sie nicht gesehen. Auch der Zeuge Domingo Benavides erkannte in dem Täter nicht Oswald.
Auch der Aussage von Warren Reynolds zufolge, der einen Block von der Schießerei entfernt war, auf der Jefferson Street einen laufenden Schützen sah, meinte, es wäre nicht Oswald gewesen. Doch dann geschieht mysteriöses. Dem FBI gegenüber meinte Reynolds, er würde "zögern", Oswald als den rennenden Mann zu identifizieren. Kurz darauf wurde Reynolds mit einer Kugel im Kopf in einer Tiefgarage gefunden. Nach seiner Genesung im Krankenhaus, indentifiziert er eindeuig Oswald.
Mark Lane, ein Kritiker des Warrenreports, schloß sich später Garrisons Team an. Er spürte die Zeugin Acquila Clemons auf. Sie sah, bevor der erste Schuß fiel, zwei Männer an Tippits Wagen stehen. Der Mann mit der Pistole scheuchte den anderen weg und lief dann zur Jefferson Street am Ende des Blocks. Der Mann, der weglief, der Oswald erschossen haben soll, beschrieb sie mit "irgendwie klein, irgendwie untersetzt". Den zweiten Mann umschrieb sie mit groß und dünn, mit einem weißen Hemd und khakifarbenen Hosen. Die Beschreibung der Kleiung des zweiten Mannes paßt genau zur Kleidung, die Oswald am Tag des Attentats trug.
Frank Wright beobachtete noch einen weiteren Mann, der auf den gestürzten Polizisten herabsah, dann um den Streifenwagen herumging und in einem alten, grauen Wagen, der gegenüber der Straße stand, schnell wegfuhr. Vermutlich war das der zweite Mann, den Mrs. Clemons auch sah.
Die Zeugin Mrs. Clemons sagte aus, die Polizisten in Dallas hätten ihr gesagt, sie dürfe über das, was sie sah, mit niemandem sprechen, wenn sie nicht ermordet werden wolle. Einen Rat, den die Dallas Police am Tag des Attentats öfters gab.
Fazit: Tippit ist vermutlich von zwei Männern erschossen wurden, von denen keiner Oswald war. Daß mußte auch FBI-Chef J. Edgar Hoover eingesehen haben, als er dem Leitenden Special Agent des Büro in Dallas nicht gestattete, die Zeugen Acquilla Clemons, Mr. oder Mrs. Wright zu verhören. Das geht aus einem FBI-Memorandum an Gordon Shanklin hervor.
Die Gerichtsmediziner von Dallas fanden in Tippits Körper vier Kugeln. Drei Kugeln besaßen einen Kupfermantel und wurden von der Firma Winchester Western hergestellt. Die vierte Kugel paßte gar nicht in das Konzept der Warren-Kommission. Die vierte Kugel war eine Bleikugel, die von der Firma Remington-Peters stammte. Die These von zwei Schützen würde sich mit den Aussagen von Acquilla Clemons und Mr. und Mrs. Wrights decken.
Es ist die Regel, daß bei einem Mord die Waffe sowie die dazugehörigen Patronen und evtl. Patronenhülsen ins FBI-Labor in Washington, D.C., zu senden. Im Fall von Tippit sendete die Mordkommission in Dallas nur eine Kugel zum FBI und teilte mit, es sei die einzigste Kugel. Das FBI fand heraus, daß die Kugel nicht zu Oswalds Revolver paßte - Zur Verblüffung aller. Da dies der Warren-Kommission nicht genügte, beauftragte man das FBI die restlichen drei Kugeln zu finden. Nach vier Monaten fand man sie und untersuchte sie. Special Agent Courtland Cunningham, der Ballistikexperte des FBI, sagte vor der Warren-Kommission aus, daß keine der vier Kugeln aus dem Revolver von Oswald abgefeuert wurde.
Auch die Patronenhülsen, die am Tatort gefunden wurden, konnten kein Licht in die Sache bringen. Die normale Auflistung aller Beweismittel, die an einem Tatort gefunden werden, wies im Fall von Tippit keine leeren Patronenhülsen auf, obwohl zahlreiche Zeugen aussagte, es lägen ein paar auf dem Boden. Erst sechs Tage nach dem Einschicken der ersten Kugel an das FBI-Labor wurden die vier leeren Patronenhülsen vom Tatort nachgetragen und ins Labor eingesandt. Das FBI fand nun heraus, daß die Patronenhülsen tatsächlich aus dem Revolver von Oswald stammen. Zwei stammten von der Firma Western und zwei von Remington. Das riecht doch sehr nach Manipulation. Die Mordkommission in Dallas hatte Zugang zu Oswalds Revolver und Patronen. Auch Garrison stellte fest: "Da das (FBI-) Labor bereits zu dem Schluß gekommen war, daß zwei der in Tippits Leiche gefundenen Kugeln Kupfermantelgeschosse von Western waren und eine ein Bleigeschoß von Remington, ging die Rechnung einfach nicht auf". Sogar die Warren-Kommission fand heraus, daß die Patronenhülsen vom Tatort und die Patronen, die ans FBI-Labor eingesandt wurden, nicht die gleichen waren.
Der Zeuge Domingo Benevides fand zwei abgeschossene Patronenhülsen nicht weit vom Tatort und übergab sie Officer J.M. Poe. Sergeant Gerald Hill befahl Poe die Patronenhülsen mit seinen Initialen zu kennzeichnen, um den weiteren Verlauf der Untersuchung zu gewährleisten. Poe sagte vor der Warren-Kommission aus, er könne sich nicht mehr daran erinnern, ob er die Patronenhülsen gekennzeichnet hat oder nicht. Sergeant W.E.Barnes bestätigt vor der Kommission von Poe zwei Patronenhülsen erhalten zu haben und seine eigenen Initialen hinzugefügt zu haben. Doch weder Barnes, noch Poe konnte die ihnen vorgelegten Patronenhülsen als diese identifizieren, die sie erhalten haben.
Nach dem Warren-Report soll es nur eine einzige Kugel gewesen sein, die alle diese Verletzungen verursacht haben soll.
"Ich habe mich daraufhin (direkt nach dem Eintreffen im Parkland-Hospital) sofort an das Funkgerät eines Begleitfahrzeugs des Secret Service gehängt, und in einer Sonderschaltung, die über Washington direkt zum Flugzeug über Weight Iland im Pazifik hergestellt wurde, Außenminister Rusk, Pierre Sellenger und die anderen informiert, daß der Präsident umgebracht worden war. Die Maschine wurde daraufhin nocheinmal aufgetankt und die Kabinettsmitglieder sind sofort in die Vereinigten Staaten zurückgeflogen. Angesichts der Tatsache, daß wirklich der nationale Notstand ausgebrochen war", so Malcom Kilduff.
"Die Aufregung war unbeschreiblich", erinnert sich Jack Valenti, damals Berater Lyndon B. Johnsons, Präsidentenberater, Abgeordnete, Vertraute des Vize-Präsidenten rannten kopflos herum. Hysterie, Schwermut, Trauer, Verzweiflung lagen wie die Dichte eines düsteren Regenwaldes über der Szenerie. Auch Connally, der Gouverneur von Texas, wurde im Parkland Memorial Hospital sofort operiert. Eine Kugel durchschlug glatt seinen Körper, und seine beiden Knien waren verletzt. Kennedy wurde sofort ins Zimmer 1 der Notaufnahme (Unfallstation) begracht. Um 12.40 Uhr bat Jackie den Priester, der vor der Tür wartete, ihrem Mann die letzte Ölung zu geben. Die Ärzte versuchten vergeblich Kennedy zu retten. Doch in seiner rechten Kopfhälfte klaffte ein großes, tiefes Loch. Dr. Kemp Clark, Chefarzt für Neurochirurgie, schüttelte den Kopf. Kennedy war tot.
In Washington war fast das ganze Kabinett unterwegs nach Japan. George Ball, damals stellvertretender US-Außenminister, hatte damals die Verantwortung in der Zentrale: "Die naheliegende Reaktion derer, die in dieser Situation die Verantwortung trugen, ist klar. Angesichts der intensität des kalten Kriegs mußten wir umgehend herausfinden, ob die Russen damit etwas zu tun hatten." - "Ich habe damals sofort erkannt", erinnert sich Oleg Trojanowskij, der damalige Berater Chruschtschows, "und ebenso Außenminister Gromyko, mit dem ich gerade zusammensaß, daß tatsächlich eine ernste Gefahr bestand, der Sowjetunion die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und obwohl wir beide das für grotesk hielten, war nicht von der Hand zu weisen, daß jemand versuchen könnte, die Lage auszunutzen."
Sofort wird das komplette Verteidigungssystem der USA in Alarmbereitschaft versetzt, sowie das strategische Luftgeschwader S.I.C. und die nukleare U-Boot-Flotte. "Die Vereinigten Staaten", weiß noch General William Smith, der zu jener Zeit im US-Generalstab tätig war, "erhöhten den Alarmzustand, weil es Leute gab, die ernsthaft befürchteten, daß der Präsidentenmord erst Auftakt für eine ganze Serie bevorstehender Maßnahmen der sowjetischen Regierung sein könnte. Unsere eigene, die amerikanische Regierung zu schwächen, zu lähmen und womöglich ganz auszuschalten." Auch General Anatollj Gribkow, damals im sowjetischen Generalstab, meinte: "Es ist doch selbstverständlich, daß, wenn die NATO-Truppen in Europa plötzlich in höchste Alarmzustand versetzt werden, auch unsere Truppen die Aufklärung massiv verstärken müssen. Und das haben wir damals vorrangig in Zusammenarbeit mit der nationalen Volksarmee der damaligen DDR und der tschechoslowakischen Volksarmee betrieben. Also hauptsächlich mit jenen Streitkräften, die eben den NATO-Truppen direkt gegenüber standen."
Während der Hauptnachrichtensendung erreicht der News-Flash der Nachrichtenzentrale TASS vom Tod des Präsidenten das Sowjetische Fernsehen. "Etwa in der 18. Minute", berichtet Igor Kririllow, der damalige Chef-Nachrichtensprecher des sowjetischen Fernsehens, "ging plötzlich geräuschvoll die Studiotür auf. Wir haben nartürlich sofort gemerkt, daß irgendetwas geschehen war. Der Redakteur stürzte herein, kommt zu unserem Moderatorentisch und legte mir atemlos eine TASS-Meldung vor. Direkt aus dem Fernschreiber. Zu der Zeit war gerade meine Kollegin dran. Obwohl ich die Meldung vorher nicht gelesen hatte und ihren Sinn gar nicht kannte, merkte ich, wie die Kamera plötzlich auf mich schwenkte. Und so las ich Wort für Wort. Ich hatte das Gefühl, mir gefror das Blut in den Adern".
Auch Deutschland ist über die Blitznachricht gleichermaßen geschockt. Im ZDF wird nach 11 Minuten die Sendung über Friedtjof Nansens Expedition unterbrochen. Rudolf Radke, damals der Leiter der Hauptabteilung Tagesgeschehen im ZDF erinnert sich an den News-Flash, der das ZDF um 20.25 Uhr erreichte: "Das löste nartürlich einen tiefen Schreck aus, in der Redaktion, jedermann wußte, was Kennedy für die Welt, was er für Deutschland bedeutete und das hat jeder erstmal zu verarbeiten gehabt. Und wie Nachrichtenleute sind, sie haben zuerst an ihre Profession zu denken, also war die entscheidende Frage zunächst einmal: Stimmt die Meldung oder stimmt sie nicht? Reuters war zuerst mit dem Blitz da, die andern Agenturen kamen aber gleich danach. So daß man davon ausgehen konnte, daß die Meldung stimmte. Und daß es sich nun wirklich um den Tod des Präsidenten der USA handelte."
Nur 90 Minuten nach dem Attentat ist die Leiche John F. Kennedys aus dem Parkland-Hospital auf dem Weg nach Washington. Lyndon B. Johnson, der Vizepräsident, legte noch in aller Eile um 14.38 Uhr seinen Amtseid ab: "Ich gelobe hiermit feierlich, daß ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten gewissenhaft ausführen werde. So wahr mit Gott helfe." - "In diesem Fall hatte die Leistung des Amtseids", so Jack Valenti, damals Berater Lyndon B. Johnsons, "rein symbolische Bedeutung. Die Ausübung der Macht hing davon nicht ab. Aber Lyndon Johnson hat in jenem Augenblick gespürt, daß Mythos und Legende genauso wichtig sind wie Wahrheit oder Fakten. Und tatsächlich hat er sicheren Instinkt bewiesen, indem er Misses Kennedy an seine Seite nahm, eigentlich nur, um seinem Land, und der Welt damit symbolisch zu beweisen, daß Kennedys Politik damit nicht am Ende war und die Regierung weiterfunktionierte."
Um 14.51 (Standart Central Time) steigt die Airforce One mit dem toten Präsidenten an Bord von Love Field über Dallas auf und kommt kurz nach 18 Uhr (Eastern Standart Time) auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews Airforce Base bei Washington an. Das Fernsehen ist live dabei und überträgt die Bilder in alle Welt. "Der Leichnam des Präsidenten Kennedys", so der Kommentator, "ist zurück in Washington! Mit der gleichen Maschine sind auch Präsident Johnson und Mrs. Kennedy eingetroffen. Ein Krankenwagen der Marine fährt vor. Der verzierte, mit Satin ausgelegter, Bronzesarg mit dem Leichnam Präsident Kennedys wird von hier zum Navy-Krankenhaus von Bethesda (National Naval Medical Center in Maryland) gebracht."
Nach der Abfahrt des Krankenwagen tritt Lyndon B. Johnson an die Mikrofone: "Dies ist ein trauriger Moment für alle Völker. Der Verlust läßt sich nicht ermessen. Ich werde mein Bestes tun. Ich bitte um Ihre und um Gottes Hilfe."
Im Navy-Krankenhaus wird nun die Autopsie durchgeführt, welche den Ärzten im Parkland-Hospital untersagt wurde.
Der Sarg Kennedys wird im Weißen Haus und im Capitol aufgebahrt. Dann wird er zur St. Matthews-Kathedrale gebracht, dort findet der Trauergottesdienst statt. Kaiser, Könige, Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus aller Welt sind in die amerikanische Hauptstadt gekommen, um dem toten Präsidenten ihre letzte Ehre zu erweisen. Auf dem US-Nationalheldenfriedhof in Arlington (Virginia) findet JFK am 25. November 1963 seine letzte Ruhestätte. Heute besuchen jedes Jahr vier Millionen Menschen Kennedys Grab.
Jim Garrison, der Bezirksstaatsanwalt von New Orleans (seit dem 3. März 1962), erfuhr kurz nach dem Attentat auf John F. Kennedy, daß Lee Harvey Oswald im Sommer 1963 in New Orleans wohnte. Daher war es seine Pflicht, zu prüfen, ob irgendwelche Verstrickungen dorthin bestehen. Mit seinem Team (der verstorbene Frank Klein, Andrew "Moo Moo" Sciambra, James Alcock, Louis Ivon, D'Alton Williams, Alvin Oser und Numa Bertel) forschte er drei Jahre lang, bis endlich im März 1967 der Verdächtige Clay Shaw, Direktor des International Trade Mart verhaftet wurde. 1969 wurde der Prozeß geführt. Garrisons Untersuchungen wurden vom FBI und der CIA infiltriert und behindert. In der Endphase wurden seine Telefongespräche abgehört und er selbst vom FBI ständig beschattet, verrät Ex-FBI-Agent William S. Walter. Im Verlauf der Ermittlungen meldeten sich zahlreiche Freiwillige, darunter William Wood (Tarnname Bill Boxley), der am Ende zahlreiche Akten stahl. Ein weiterer Freiwilliger war ein junger Mann aus Oxford, England, der das Archiv leitete, der im Prozeß gegen Clay Shaw der Verteidigung zahlreiche Akten und Kopien zukommen lies. Weitere Ermittlungen wurden durch die ungewöhnlich hohe Sterblichkeitsrate von Zeugen, die oft unter den mysteriösesten Umstände ums Leben kamen, sei es nun Unfälle, Mord oder Selbstmord. Aufgrund dieser Tatsache, hielt Garrison den neuen Familiennamen (Heirat) sowie den Wohnort der Zeugin Julia Ann Mercer vor der Presse und der Bundesbehörde geheim.
Er wurde damals von den Medien heftig angegriffen, als "publicitysüchtiger Politiker, Scharlatan und Kommunist verleumdet. Die Bundesregierung erhob falsche Beschuldigungen der Bestechlichkeit gegen mich, als ich mitten im Wahlkampf zur Wiederwahl als Bezirksstaatsanwalt steckte. Obwohl meine Unschuld vor Gericht nachgewiesen wurde, verlor ich die Wahl knapp. Damit war der Regierung der Versuch geglückt, mich als dem Amt zu entfernen", so Jim Garrison.
Dank dem Freedom of Information Act, ein Gesetz, das Mitte der 70er Jahre erlassen wurde und jedem Bürger der USA es ermöglichte, viele Unterlagen einzusehen, von denen die Bundesbehörden glaubten, sie könnten für immer Geheim gehalten werden. Viele Journalisten fanden sensationelle Einzelheiten heraus. Garrison veröffentlichte seine Ergebnisse in seinem Buch "On the Trail of the Assassins" (Wer erschoß John F. Kennedy? - Auf der Spur der Mörder von Dallas, Bastei-Verlag Bergisch-Gladbach).
Am Tag des Attentats kam es in der Canal Street im Büro von Guy Banister zu einem "sehr ungewöhnlichen Zwischenfall". Banister war früher beim FBI und leitete die FBI-Niederlassung in New Orleans und später Superintendent der Polizei von New Orleans, arbeitete beim CIA und beim ONI. Garrison kannte Banister aus seiner Zeit beim FBI (Garrison war als Special Agent in Seattle und Tacoma). Banister geriet mit seinem Freund Jack Martin, der bei ihm öfters als Privatdetektiv arbeitete, in einen heftigen Streit. Martin machte eine unbedachte Bemerkung über die seltsamen Vorgänge im Büro von Banister. Daraufhin zog Banister seine .357er Magnum und schlug sie Martin über den Kopf. Später sagte Martin aus, David Ferrie, ein Kollege Banister und Dauergast seines Büros, war "am Tag des Attentats nach Dallas gefahren", um für die Männer, die in das Attentat verstrickt waren, als Fluchtfahrer dienen.
Garrison setzte seine Leute auf Ferrie an, um seine Verbindungen zu Oswald zu ergründen. Ferrie war Pilot und konnte ein Flugzeug auf dem kleinsten Feld starten und landen. Während der Schweinebucht-Invasion 1961 auf Kuba war er auch mit von der Partie. Man fand heraus, Ferrie reiste am Tage des Attentats von seiner Wohnung in der Louisiana Avenue Parkway in New Orleans nach Texas. In Ferries Wohnung fand man"mehrere Armeegewehre, Munitionsmagazine, Militärfeldflaschen, eine Koppel und - an der Wand - eine große Landkarte von Kuba". Er stritt ab, Oswald gekannt zu haben, gestand jedoch ein, am frühen Freitag nachmittag nach Houston gefahren zu sein. Von Houston fuhr er weiter nach Galveston, um dort zufällig mit Jack Ruby zu telefonieren. Garrison übergab Ferrie dem FBI, das ihn allerdings wieder überraschend schnell frei gelassen hat. Garrison nahm es hin, daß Ferrie wahrscheinlich doch nichts mit dem Attentat zu tun hatte und ließ den Fall auf sich beruhen.
Fast drei Jahre verstrichen. 1966 unterhielt sich Garrison mit dem Senator aus Louisiana, Russel Long. Garrison erinnert sich noch an seine Worte: "Die Burschen von der Warren-Kommission haben völlig falschgelegen. Es ist unmöglich, daß Jack Kennedy auf diese Weise von einem einzigen Mann erschossen wurde". Danach bestellte sich Garrison alle Bände des Warrren-Reports. "Die zahlreichen vielversprechenden Spuren, die nie verfolgt wurden, stellten eine Beleidigung meiner Berufsauffassung als Staatsanwalt dar", beklagt Jim Garrison. Danach rollte Garrison den Fall erneut auf.
Eine der ersten Anlaufstellen war die Camp Street 544, eine Adresse, die auf den Flugblättern aufgestempelt war, die Oswald im Sommer 1963 verteilte. Die Warren-Kommission schloß aus Oswalds Verhalten, er sei überzeugter Kommunist und hatte sich dem Fair Play for Cuba Committee angeschlossen, eine Vereinigung, die Fidel Castro unterstützte. In jenem Sommer 1963 verteilte er Flugblätter mit der Schlagzeile "Hände weg von Kuba!".
Im gleichen Eckhaus befand sich in der Lafayette Street Nr. 531 ein weiterer Eingang. Im ersten Stock befand sich 1963 Guy Banisters Büro (Guy Banister Associates, Inc. Investigatiors). Die Camp Street 544 und Lafayette Street 531 waren ein und dasselbe Gebäude. Schon ein seltsamer Zufall. In der Lafayette Street befand sich auch die örtliche Niederlassung des Secret Service. In der oberen Etage des gleichen Gebäudes fand sich auch das Office of Naval Intelligence (ONI), das für Ausbildungen des Marine-Nachrichtendienst bekannt war. Guy Banister arbeitete zu Beginn seiner Laufbahn beim ONI. Später leitete er die FBI-Niederlassung in Chicago. Gegenüber Banister Büros befanden sich die Niederlassungen des FBI und der CIA von New Orleans.
Banister war nicht mehr beim FBI, dennoch teilte er die Auffassung J. Edgar Hoovers. Er war in alle möglichen antikommunistischen Unternehmen verstrickt. Banister war bekannt in New Orleans. Ein junger Anwalt erzählte Garrison, "daß Banister ihn als Collegestudent angeheuert hatte, um auf dem Campus radikale oder auch nur liberale Organisationen ausfindig zu machen, sich in sie einzuschleichen und sie zu unterwandern". Banister war führendes Mitglied der Anti-Communist League of the Carribbean (Antikommunistische Liga der Karibik). Zahlreiche Kubaner gingen bei Banister ein und aus. Auch Dave Ferrie war Stammgast.
Lee Harvey Oswald heuerte auf dem Arbeitsamt mehrere junge Männer an, darunter Charles Steele jr.. Oswald zahlte ihnen zwei Dollar pro Stunde. Sie sollten solange die Flugblätter verteilen, bis die Pressefotografen wieder weg seien. Am 9. August 1963 wurde er während eines Handgemenges auf der Canal Street verhaftet. Nach dem Warren-Report verlangte Oswald auf dem Präsidium einen FBI-Agenten zu sprechen. In einem Hinterzimmer unterhielt sich Oswald mit dem Special Agent John Quigley von der örtlichen FBI-Niederlassung. Der FBI-Agent vernichtete später seine Notizen über die Unterhaltung. Wenig später wurde Oswald wieder freigelassen. Etwa eine Woche nachdem Oswald auf der Canal Street verhaftet wurde, nahm er an einer Rundfunkdebatte des Senders WDSU teil. Zum Thema "Kapitalismus contra Kommunismus" vertrat Oswald die linke Position und bezeichnete sich selbst als Marxist.
Sollte Oswald für Banister gearbeitet haben? Er war zumindest Stammgast in Banisters Büro. Für Banister die Flugblätter verteilt haben? Für Banister die Rundfunksendung veranstaltet haben? Ich bin überzeugt, es gehörte zum Plan, Oswald öffentlich als Kommunist zu kennzeichnen. Es war bestimmt auch kein Zufall, daß Banister sein Büro in der Nähe des Secret Service, dem ONI, des FBI oder CIA hatte, so Garrison.
Die Straße etwas weiter runter befand sich die Reily Coffee Company, für die Oswald 1963 arbeitete. Der Präsident der Firma, William Reily, war bekannt dafür, daß er Anti-Castro Bewegungen aktiv unterstützte. Während Oswalds Zeit bei Reily verweilte er häufig im Parkhaus Crescent City Garage. Der Besitzer Adrian Alba sah Oswald dort oft, als er Zeitschriften über Waffen durchblätterte. Die Garage war jahrelang das offizielle Parkhaus der örtlichen FBI-Niederlassung. Das FBI war mittlerweile in die Loyola Avenue umgezogen. Doch es war immernoch das Parkhaus des Secret Service und des Office of Naval Intelligence. Ganz in der Nähe befand sich der CIA.
Durch Jack Martin kam Garrison zu neuen Informationen. Als Garrison ihm die Titelseite der Times-Piscayune vom 1. August 1963 vorlegte, wurde ihm mulmig. Sie trug die Schlagzeile "Verstecktes Material für Bomben entdeckt! Ermittlungen im Fall St. Tammany fortgesetzt. Am Mittwoch entdeckten Agenten des Federal Bureau of Investigation (FBI) in einem Ferienhaus in St. Tammany Parish, zwischen Mandeville und Lacombe, über eine Tonne Dynamit, zwanzig Bombenhülsen von einem Meter Länge, Material zur Herstellung von Napalm (Feuerbomben) und weiteres Gerät." Das Material soll "im Zusammenhang mit einer Ermittlung entdeckt" worden sein, "die sich gegen den Versuch richtete, eine militärische Operation gegen ein Land durchzuführen, mit dem sich die Vereinigten Staaten im Frieden befinden. Dies stellt einen Verstoß gegen Abschnitt 18, Paragraph 960 des Strafgesetzbuch dar." Da Banister bereits 1964 starb, brauchte Martin eigentlich vor niemandem mehr Angst zu haben. Schlucken mußte Martin, als Garrison ihm die Fortsetzung (Ausgabe vom 2. August 1963) vorlegte: "Ferienhaus mit Bomben an gerade eingetroffene Flüchtlinge vermietet. Frau des Besitzers behauptet: "Er hat den Kubanern einen Gefallen getan." — Die Frau des Ferienhausbesitzers am Nordufer des Lake Pontchartrain, in dem große Mengen Sprengstoff und Kriegsmaterial sichergestellt wurden, behauptete am Donnerstag, das Haus sei vor drei Wochen an einen gerade eingetroffenen kubanischen Flüchtling vermietet worden. Mrs. William Julius McLaney, wohnhaft in 4313 Encampment erklärt, weder sie noch ihr Mann, dem ein Mietstall für Rennpferde gehört, hätten gewußt, daß in dem Haus in der Nähe von Lacombe Waffen gelagert wurden, bis Agenten des FBI ihren Mann vor der Hausdurchsuchung verhörten. Sie behauptete, sie hätten das Haus an einen Kubaner vermietet, den sie nur als Jose Juarez kannten, da Freunde in Kuba sie darum gebeten hätten. Die McLaneys hatten in Havanna ein Reisebüro besessen, waren jedoch 1960 nach New Orleans gekommen, weil Castro ein Leben dort unten unmöglich machte."Martin berichtete Garrison, daß derartige Geschäfte zu Banisters Unternehmungen gehörte. Und: "Da steht nichts über die eigentliche Razzia. Und kein verdammtes Wort über die Kubaner, die verhaftet wurden." Was die Presse verheimlichte, war die Durchsuchung eines Ausbildungslagers ganz in der Nähe, in dem neuen Exilkubaner und zwei Amerikaner trainiert wurden. Finanziert wurde das Lager durch das CIA für einen geplanten Angriff auf Kuba. Vor seinem Tod erzählte Jack Martin Garrison alles. Die FBI-Razzia wurde auf drängen von Kennedy durchgeführt, um"den endlosen Verletzungen des Neutralitätsbeschlusses von seitens der CIA Einhalt zu gebieten". Zu Banisters Unternehmungen gehörte der Nachschub von Waffen und Sprengstoff, die gegen Castros Kuba eingesetzt werden sollten. Der Nachschubweg führte von Dallas über New Orleans nach Miami. "Wie wir später von einem Mittäter erfuhren", berichtet Garrison, "dem ehemaligen CIA-Angestellten Gordon Novel, fuhren David Ferrie, einer der Führer der örtlichen Cuban Revolutionary Front, und eine Handvoll anderer Leute aus Banisters Büro eines Abends zum Luftwaffenstützpunkt Houma, einer Stadt tief im Süden Louisianas, um Munition zu beschaffen. Sie brachen in einen Sprengstoffbunker der Firma Schlumberger ein und stahlen dort lagernde Landminen sowie Hand- und Gewehrgranaten". Wer die Firma Schlumberger Corporation kennt, weiß, daß sie in französischen Besitz ist und weltweite ölproduzenten mit Sprengstoff und geologischen Meßgeräten beliefert. Sie unterstützte die konterrevolutionäre französische Geheimarmee OAS, die Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre mehrmals versuchte, Präsident Charles de Gaulle wegen des von ihm angeordneten Rückzugs aus Algerien zu ermorden. Die CIA, die auch OAS-Generäle unterstützte, belieferte Schlumberger mit normaler Munition und holte sich nach dem Ableben der OAS ihre Munition mit der Operation in Houma einfach wieder zurück. Zu Banisters Aufgaben gehörte die Beschaffung von Männern, die den Schlag gegen Castro durchführen sollten und sie in die Stadt einzuschleusen.
Die Witwe von Guy Banister erzählte Garrison, daß ein bis zwei Stunden nach Banisters Tod Bundesagenten in seinem Büro waren und sämtliche verschlossene Aktenschränke abtransportierten. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob es FBI- oder Secret Service-Agenten waren, fügte aber hinzu, daß die Staatspolizei erst nach ihr gekommen sei.
Nach dem Attentat rief Clay Bertrand den Anwalt Dean Andrews an, damit er für Oswald die Verteidigung übernimmt. Clay rief bereits Andrews an, damit er Oswald bei der Wiedereinbürgerung in die USA hilft. Oswald traf sich daraufhin öfters mit Andrews. Andrews wurde durch die Warren-Kommission und das FBI verhört. Auf den Druck des FBI hin, erzwang man von Andrews die Aussage: Der Anruf Clay Bertrands sei ein "Produkt seiner Phantasie". Das war vorteilhaft, denn nun konnte man die Untersuchungen gegen Andrews und Bertrand, der sich später als Clay Shaw, ein CIA-Agent, herausstellte, abschließen und um die Behauptung, Oswald sei ein Einzeltäter zu bekräftigen.
Clay Shaw hingegen war im französischen Viertel von New Orleans bekannt. Shaw gehörte zu den Verwaltungsräten der italienischen Firma Centro Mondiale Commerciale (Welthandelszentrum), einer Tarnorganisation des CIA in Rom. Zu den Hauptaktionären des Welthandels- zentrums gehörte auch der Amerikaner Major L.M.Bloomfield, ein ehemaliger Agent beim Office of Strategic Services (OSS), aus dem die USA die CIA bildete. Ende 1962 flog doch die Firma Centro Mondiale Commerciale sowie deren Zweigstelle Permindex auf und wurde von der italienischen Behörde wegen "geheimdienstlicher Tätigkeiten" aus Italien ausgewiesen.
Präsident von Permindex war Ferenc Nagy, Direktor war Clay Shaw. Die kanadische Zeitung Le Devoir schrieb Anfang 1967 über Nagy: "Nagy... unterhält auch weiterhin enge Kontakte zur CIA, die ihn in Verbindung mit der kubanischen Gemeinde in Miami bringen". Nach seiner Ausweisung zog er wieder in die Vereinigten Staaten und ließ sich in Dallas, Texas nieder. Weiterhin fand die Zeitung heraus: "Was auch immer vorgefallen sein mag, das Centro Commerciale und Permindex bekamen Schwierigkeiten mit den Regierungen Italiens und der Schweiz (wo sich ebenfalls eine Niederlassung befand, der Autor). Die beiden Firmen weigerten sich, Auskunft über die Herkunft beträchtlicher Geldmengen zu geben, und scheinen nie wirklich Handel betrieben zu haben. Sie wurden 1962 aus Italien und der Schweiz ausgewiesen und schlugen daraufhin ihr Hauptquartier in Johannisburg auf". Auch die Zeitung Paesa Sera schrieb: "Die Tatsache, daß dem Verwaltungsrat Männer angehörten, die in Unternehmungen rechtsextremer Organisationen vertrickt waren, deutet daraufhin, daß das Zentrum möglicherweise... eine Schöpfung der CIA war... und als Tarnorganisation für den Transfer von CIA-Geldern... mit denen illegale politische Spionagetätigkeiten finanziert werden sollten, nach Italien diente. Die Rolle der Verwaltungsratmitglieder Clay Shaw und des (OSS-) Ex-Majors Bloomfield bleibt noch aufzuklären".
Einen weiteren Hinweis auf eine Verschwörung lieferte David Ferrie. In den Jahren 1962 und 1963 arbeitete Ferrie als Teilzeitermittler für Wray Gill im Pere Marquette Building. Ferrie wurde wegen extrem hohen Privatferngespräche gefeuert (im Januar 1964). Seine Privatgespräche gingen nach Guatemala, Mexiko, Kanada und zahlreiche andere Städte. Als Jim Garrison die Rechnungen aus den Jahren 1962 und 1963 haben wollte, fehlte auch hier die Rechnung aus dem November 1963. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ferrie noch zugriff auf die Akten.
Zu Ferries Ferngesprächen zählte am 24. September 1963 die Nummer WH-4-4970 in Chicago, Illinois. Nach dem Warren-Report gehörte die Nummer zu einer gewissen Frau A. Asie. Diese nannte sich jetzt Aase. Das FBI identifizierte sie als "Jean Aase" aus Chicago, Illinois. Weiter heißt es in dem FBI-Bericht vom 4. Dezember 1963, daß Jean Aase einen Lawrence V. Meyers auf einer Geschäftsreise nach Dallas begleitete. Am 20. November 1963 trafen sie dort ein und stiegen im Ramada Motel ab. Am nächsten Tag siedelten sie um ins Cabana Motel. Am Abend des 21. November nahm sie Meyers mit in den Carousel Club, wo er sie Jack Ruby vorstellte und"die drei setzten sich an einen Tisch in der Nähe der Tür und unterhielten sich". Diese Miss Jean Asie oder Aase war eine mysteriöse Frau. Im FBI-Verhör von Lawrence Meyers wurde aus ihr eine Jean West. Sie wurde nie von der Warren-Kommission verhört, gab auch keine eidesstattliche Erklärung ab. Ich frage mich, ob diese Frau überhaupt existierte. Dennoch taucht sie nochmals vom FBI im gleichen Band des Warrenreport als "Jean West" auf. Meyers Tochter arbeitete in einem Atomkraftwerk, sein Sohn war beim Geheimdienst der Army. Ruby und Meyers lernten sich Jahre vor diesem Gespräch kennen und schätzen. Es liegt nahe, daß Ruby auch Guy Banister kannte, beide kamen aus Chicago und verfügten noch über Kontakte dorthin.
Im Frühjahr 1967 bot Jim Garrison der Redakteur der Zeitschrift Life, Dick Billings, eine Zusammenarbeit an der Aufdeckung der Verschwörung gegen John F. Kennedy an. Man fand heraus, daß David Ferrie in den Wochen vor dem Attentat über 7.000 Dollar in Bar auf sein Konte einzahlte. Inzwischen stellte eine Privatdetektei eigene Ermittlungen gegen Ferrie an und bezog in der Nähe von Ferries Wohnung Stellung. Eine Kopie der Ermittlungen ging an Garrison. Wie daraus hervorging, hatte Ferrie mit einem Mann namens Dante Marachini oft Kontakt. Jener Mann wohnte in der Dauphine Street Nr. 1309, direkt neben Clay Shaw. Als weiterer Nachbar von Clay Shaw in der Dauphine Street Nr. 1309 erwies sich James Lewallen, der sich früher mit Ferrie eine Wohnung in Kenner teilte, einem Vorort von New Orleans.
Bei den nächsten Ermittlungen, wer alles mit Oswald näheren Kontakt hatte, als er bei der Reily Coffee Company arbeitete, fiel auf, daß all jene nach Oswalds Tod ihre Stellung dort aufgaben und verzogen. Darunter auch Dante Marachini. Er fing am gleichen Tag wie Oswald bei der Reily Coffee Company an zu arbeiten und kündigte wenige Wochen nach Oswald. Marachini ging zur Chrysler Aerospace Division der National Aeronautics and Space Administration (NASA) im Osten von New Orleans. Auch Alfred Claude, der Oswald bei der Reily einstellte wechselte zur Crysler Aerospace Division. Zur gleichen Zeit wechselte Emmett Barbee, Oswalds direkter Vorgesetzter bei Reily, zur Crysler Aerospace Division. Auch die Nachforschung über Lewallen endete damit, daß er bei der NASA für Boeing arbeitete. Auch Melvin Coffee arbeitete nun bei Aerospace Operation in Cape Canaveral. Es scheint nicht nur ein purer Zufall zu sein, daß alle die mit David Ferrie, Clay Shaw und Lee Harvey Oswald näheren Kontakt hatten, bei der NASA landeten.
Im Spätsommer oder Frühherbst 1963 wurde Oswald in Begleitung von Clay Shaw und David Ferrie in der kleinen Stadt Clinton (in Louisiana) gesehen. Im dort nahegelegenen Jackson versuchte Oswald einen Job in der Nervenheilanstalt zu bekommen. Seltsamerweise ist auch hier der ausgefüllte Personalfragebogen von Oswald verschwunden.
Da Clay Shaw immerhin den Posten des Direktor der International Trade Mart innehatte, mußten Beweise für seine Kontakte zu David Ferrie hieb und stichfest sein. In Clinton wurden genügend Zeugen gefunden, daß waren aber bisher auch die einzigsten. Ein weiterer Zeuge, Jules Ricco Kimble tauchte erst viel später auf. Er gehörte zu Gruppen, die rechtsaußen angesiedelt waren wie die Minutemen und dem Ku-Kux-Klan. David Ferrie stellte ihm Clay Shaw vor. Im Herbst 1960 oder Frühjahr 1961 rief ihn David Ferrie an und fragte an, ob er nicht Lust hätte, mit ihm einen Nachtflug zu unternehmen. Sie trafen sich am Flughafen. Dort erfuhr er auch, daß sie nach Kanada fliegen würden, um dort jemanden abzuholen. Clay Shaw war mit einem braunen Aktenkoffer dabei. Nach einigen Zwischenstopps zum Tanken, ging es nach Montreal, wo er und Ferrie in einem Hotel in Dorval, an der Stadtgrenze, übernachteten. Clay Shaw setzte sich direkt nach dem Landen ab und tauchte erst früh morgens zum Start der Maschine um 8.00 Uhr wieder auf. Zum Rückflug nach New Orleans brachte er einen"Mexikaner oder Kubaner"mit. Kimble beschrieb ihn mit untersetzt, dunkelhäutig und mit beginnender Glatze. Er war etwa Anfang oder Mitte Dreißig. Nach etwa einem Monat rief Ferrie erneut an und fragte, ob er nicht mitfliegen wolle, doch Kimble lehnte ab. Kimble hörte nun auch öfters, daß Clay Shaw sich als Bertrand ausgab. Während der Zeit mit Ferrie und Shaw wurden ihm Kontakte zu mehreren CIA-Agenten hergestellt, darunter Männer mit Namen wie Steinberger, Natt Brown oder Red (den Nachnamen kannte er nicht). Gewöhnlich traf er sie in Motelzimmern, wo er ihnen Berichte, Bilder und Tonbandaufnahmen übergab und dafür Schecks oder Bargeld erhielt. Den Empfang mußte er stets quittieren. Weiterhin sagte er aus, daß die Agenten ihm oft an sein Postfach im Hauptpostamt in der Lafayette Street (Nr. 701-30252) Sachen schickten.
Es fanden sich weitere Zeugen, die aussagen würden, daß Clay Shaw und David Ferrie unter einer Decke steckten, darunter David Logan, Nicholas Tadin, der Vorsitzende der lokalen Musikergewerkschaft und seine Frau Mathilda oder Raymond Broshears, einem alten Freund von Ferrie. Kurz nach dem Tod David Ferries machte Garrison Raymond Broshears in Long Beach, Kalifornien, ausfindig. Er begegnete Shaw 1965 in der Dixies Bar, weitab vom Touristik-Rummel. An jenem Abend speisten Shaw und Ferrie in einem öffentlichem Restaurant, was selten genug vorkam. Bei einem weiteren Treffen übergab Shaw Ferrie einen Umschlag mit Bargeld und infirmierte ihn, daß Broshears vom FBI gesucht werden würde. Broshears erinnerte sich, daß Ferrie einmal über das Attentat sprach, als er betrunken war. Ferrie hätte nur etwas zur Verfügung gestellt und sei damit nicht direkt am Attentat beteiligt gewesen. Broshears lernte Ferrie in den nächsten Monaten näher kennen. Er erzählte ihm, daß er am Nachmittag des Attentats nach Houston, Texas, gefahren sei. Er habe den Auftrag bekommen, dort zu warten, bis Mitglieder der Attentätergruppe aus Dallas zu ihm stießen. Die beiden Männer sollten in einem einmotorigen Flugzeug eintreffen, das von einem der Attentäter geflogen werden würde, einem Mann namens Carlos. Nachdem sie die Gegend von Dallas verlassen hatten, sollte eine zweimotorige Maschine bereitstehen. Ferrie sollte die beiden aufsammeln und nachdem die einmotorige Maschine aus Dallas gelandet war, sie wieder an einen weiter entfernten Ort bringen. Ferrie erzählte ihm, daß er alle Befehle ausführte, bis zum Besuch der Eislaufbahn in Houston, in der er auf Carlos warten sollte. Aber Carlos kam nicht. Erst später erzählte Ferrie, daß es in letzter Minute eine änderung im Plan gab und eine andere Abreise für die beiden Mitglieder der Attentatsgruppe vorgegeben wurde. Er meinte nur, daß Carlos unfähig wäre eine zwei- oder mehrmotorige Maschine zu fliegen. Die beiden wären Exilkubaner, meinte Ferrie, die überzeugt waren, Kennedy habe sie an die Kommunisten verkauft.
Angesichts dessen, daß Ferrie für Banister der Guerilla-Ausbilder für Amerikaner sowie Kubaner im Ausbildungslager nördlich des Lake Pontchartrain war verdichtete sich nun das Netz. Während dessen war Shaw über die Untersuchungen von Jim Garrison genau informiert.
Im September 1967 setzte sich Edward Whalen aus Philadelphia, Pennsylvania, mit Jim Garrison in Verbindung. Der Berufsverbrecher, der fast sein ganzes Leben im Gefängnis verbrachte, sagte über Shaw und Ferrie aus. Alles begann im Frühjahr 1967, zu einer Zeit, als Whalen auf der Flucht vor der Polizei war. Ein Freund, dessen Namen er nicht kannte, brachte ihn mit Ferrie zusammen. Dann rief ihn Ferrie an und bat ihn nach New Orleans zu kommen, es würde eine große Menge Geld für ihn herausspringen. Als er in New Orleans ankam, passierte zuerst nicht viel. Am gleichen Abend unterhielt er sich mit Ferrie, doch noch nichts über das, was er vor hatte. Die Nacht verbrachte er in einer Wohnung, die ihm Ferrie zur Verfügung stellte. Am kommenden Abend traf er Ferrie im Absinthe House wieder, der ihm Clay Bertrand (Shaw) vorstellte. Danach fuhren sie in Ferries Wohnung und eröffneten ihm das Vorhaben. Whalen sollte für Ferrie und Shaw einen Mord begehen. Shaw wollte 10.000 Dollar im voraus als Anzahlung geben, nach Erledigung nochmals 15.000 Dollar. Er würde ihm einen neuen Paß besorgen und Ferrie würde ihn nach Mexiko fliegen. Am kommenden Tag eröffnete ihm Ferrie, daß das Opfer Jim Garrison, ein Staatsanwalt, sein sollte! Danach lehnte er seine Mitarbeit ab. Es gab zwar noch Gespräche und Treffen, zum Zweck ihn zu überreden. Shaw meinte noch, er wüßte, daß Whalens Tochter an Kinderlähmung leide und würde dafür Sorge tragen, daß sie die beste medizinische Versorgung erhalte, die für Geld zu haben sei. Shaw würde auch dafür sorgen, daß sie das College besuchen könne. Doch es blieb beim Nein. Ferrie meinte auch, Shaw hätte viel für Oswald getan. Er wäre aber ermordet worden, weil er Mist gebaut hat. Ferrie meinte noch, Oswald sei Agent der Central Intelligence Agency (CIA) gewesen und habe von ihm und Shaw einst Geld bekommen. Dann wandte sich Whalen an Garrison und packte aus und warnte Garrison vor Dean Andrews, der Shaw und Ferrie wiederum warnte. Dean Andrews war Garrison bekannt, war er doch der einzige Mensch außerhalb seiner Kanzlei, dem er von der Untersuchung erzählte. Andrews war ein alter Freund von Garrison. Sie studierten gemeinsam Jura. Er dachte nie, daß ausgerechnet er ihn hintergehen würde.
Am 17. Februar 1967 begann die Presse damit, an Garrison Rufmord zu begehen. Die New Orleans States - Item berichtete: "Hiesiger Staatsanwalt untersucht mögliches Mordkomplott gegen JFK. Geheimnisvolle Reisen verschlingen große Summen. Die Staatsanwalt des Bezirks New Orleans hat eine umfassende Untersuchung der Umstände eingeleitet, die die Ermordung Präsident John F. Kennedy umgeben. Der States-Item hat erfahren, daß die Staatsanwaltschaft überdurchschnittlich hohe Geldmengen in die Untersuchung eines möglichen Mordkomplotts steckt. Staatsanwalt Jim Garrison weigert sich, die Existenz einer solchen Untersuchung zu bestätigen, zu verneinen oder Informationen zu kommentieren, die dem States-Item bekannt geworden sind... Prozeßassistenten und Ermittler, die dem Staatsanwalt zugeteilt sind, haben seit dem 25. November 1966 mehr als 8.000 Dollar an unbelegten Reise- und Ermittlungskosten ausgegeben."
Auch die Morgenausgabe war nicht besser: Schlagzeile: "Garrisons Verschwörungsermittlung — Durch Mr. Garrisons Schweigen zu dem Thema stellen sich einige interessante Fragen, besonders, da seit dem 25. November mehr als 8.000 Dollar für unbelegte Reise- und Ermittlungskosten ausgegeben wurden. Hat der Staatsanwalt wertvolle zusätzliche Beweismittel aufgespürt, oder hält er lediglich einige interessante neue Informationen zurück, die ihm Schlagzeigen in einer überregionalen Illustrierten verschaffen sollen? Mr. Garrison sollte einige Erklärungen parat haben."
Die Reporter rannten Garrison fast das Büro ein. Aus aller Welt kamen Briefe, die ihn zum weiterforschen drängten und ihn unterstützen wollten. Sogar finanzielle Hilfe wurde dem Büro von Garrison angeboten. Dann tauchte ein gewisser John Miller auf, angeblich ein ölmann aus Denver, wie er sich ausgab. Er bot Garrison an, wenn er die Untersuchungen einstellen würde, könnte er garantieren, daß er als Bundesrichter am Bundesgerichtshof ernannt werden würde. Der Angriff in der Presse sei erst der Anfang gewesen. Garrison lehnte dennoch das Angebot oder die Bestechung ab.
Tage später fand die Presse heraus, daß David Ferrie plauderte und bestürmte sein Haus. Verängstigt bat er Garrison um Schutz, der er ihm aus Personalmangel nicht gewähren konnte. Zweimal mietet Garrison Ferrie im Fontainbleau Motel eine First-class-Suite, weil seine Wohnung von der Presse belagert wird. Noch als beraten wird, ob es bereits an der Zeit ist, David Ferrie vor ein Geschworenengericht zu bringen, sirbt Ferrie unter mysteriösen Umständen. Als Garrison sich seine Wohung näher anschaut, findet er gleich zwei Abschiedsbriefe. Einer der beiden wurde im New Orleans States-Item vom 23. Februar 1967 zitiert: "Es ist für mich eine schöne Aussicht, dieses Leben zu verlassen. Ich finde nichts Erstrebenswertes an ihm, andererseits aber alles möglich Verabscheuungswürdige". Dann beschreibt der Brief die Ungerechtigkeit des Lebens, kurz wird ein "messianischer Staatsanwalt" genannt. Der zweite Abschiedsbrief, namentlich an einen Freund, beginnt mit den Worten: "Wenn du dies liest, werde ich ziemlich tot sein, und es wird keine Gelegenheit mehr für Antworten geben."
Es wirkt schon sehr seltsam, daß ein Mann, der zuerst Angst hat vor dem Sterben, dann gleich zwei nicht unterschriebene Abschiedsbriefe hinterläßt. Eine weitere Ungereimtheit bestand in einer leeren Packung Proloid, einem Medikament, das normal für die Anregung der Hormonproduktion gedacht ist. Da aber Ferrie unter zu hohem Blutdruck litt, wäre es tötlich für ihn gewesen, wenn er eine überdosis hiervon einnimmt. Die Anzeichen wären entweder ein"Herzschlag"oder ein"Gehirnaneurisma"(Das Platzen einer Ader im Gehirn). Die Gerichtsmediziner stellten bei Ferrie einen"nartürlichen"Tod, infolge einer geplatzten Ader im Gehirn, fest. Bei der Untersuchung des Blutes oder der Rückenmarksflüssigkeit könnte man, bei einer überdosis Proloid, einen erhöhten Jodwert feststellen, was bei einer normalen Autopsie nicht festgestellt werden kann. Doch die Gerichtsmediziner entnahmen Ferries Leiche weder das eine noch das andere. Eine Autopsie wurde nicht gemacht.
Am 1. März 1967 wurde Clay Shaw verhaftet und seine Wohnung durchsucht. Während Shaw auf dem Polizeirevier nach Namen etc. gefragt wird, gibt er dem Polizisten Aloysius Habighorst ohne lange Umschweife"Clay Bertrand"als Pseudonym an, als er danach gefragt wird. Sichergestellt wurde Clay Shaws Adressbuch, das sich mehr wie ein Telefonbuch von Adligen liest. Da finden sich Namen wie Marquese Giuseppe Rey (Vecenza, Italien), Baron Rafaelo de Banfield (Villa Tripcovich, Triest, Italien), Sir Stephen Runciman (66 Whitehall Court, London), Prinzessin Jacqueline Chimay (2 Rue Albert Thomas, Paris), Lady Margaret d'Arcy (109 Earl's Court Road, London), Sir Michael Duff (Bangor, Wales) oder Lady Hulse (7 Culross Street, London).
Dann findet sich dieser Eintrag "LEE ODOM, Postfach 19 106, Dallas, Texas." Diese Postfach Nummer tauchte ebenfalls in Lee Harvey Oswalds Adreßbuch auf. Shaw stellte nach Tagen einen Lee Odom vor, der zu diesem Zeitpunkt das Postfach 174 in Irving, einem Vorort von Dallas, gemietet hatte. Obwohl das Postfach 19 106 nie unter seinem Namen gelaufen sei, habe es eine Barbecue-Firma, bei der er einmal Teilhaber war, mehrere Monate lang benutzt. Was Oswald betrifft, so konnte er diese Postfach Nummer nicht vor 1963 eingetragen haben, da Dallas erst seit 1963 so hohe Postfachnummern einrichtete. Eine einzige Ausnahe gab es in Shaws Adreßbuch, ein Eintrag der Worte: "Okt." (vermutlich Oktober), "Nov." (wahrscheinlich November) und"Dallas".
Shaws unvorangekündigte Verhaftung rief Empörung bei der Regierung hervor. Der Justizminister der USA, Ramsey Clark, meinte öffentlich, Clay Shaw sei nach dem Attentat durch die Bundesregierung überprüft worden und von jeglicher Verwicklung in die Ermordung Präsident Kennedys freigesprochen worden. Diese Behauptung war schon seltsam, wurde doch Shaws Namen (evtl. als Bertrand) in keinem Band der Warren-Kommission genannt. Warum sollte Shaw überprüft werden, wenn gar nichts gegen ihn vorlag? Dann dementierte ein Sprecher des Justizministeriums: "Der Justizminister hat sich seither dahingehend informiert, daß dies falsch war. Es hat sich nichts ergeben, weswegen Mr. Shaw hätte überprüft werden müssen." Kurz nach dieser Erklärung meinte ein namenloser Bediensteter des Juszisministeriums, das Ministerium habe sehr wohl gewußt, daß Clay Bertrand auch Clay Shaw ist. Und Clay Bertrand wurde durch das FBI überprüft. Das deckte sich mit den Ermittlungen Garrisons.
Dann wurde gegen Clay Shaw Anklage erhoben, weil er "sich wissentlich und ungesetzmäßig zusammen mit David Ferrie, hier benannt, aber nicht angeklagt, und Lee Harvey Oswald, hier genannt, aber nicht angeklagt, und anderen, hier nicht benannt, verschworen hat, John F. Kennedy zu ermorden". Zum erstenmal in der Gesichte von Louisiana machte ein Staatsanwalt (hier Garrison) den Antrag auf eine Vorverhandlung, diese begann am 14. März 1967 und dauerte etwa 14 Tage. Als einer von zwei Hauptzeugen rief Garrison Perry Russo auf. Russo sagte aus, daß Shaw und Ferrie eine Diskussion über die mögliche Ermordung John F. Kennedys führten. Aber auch ohne Russo, hatte Garrison genügend Beweise, seine Mittäterschaft zu beweisen.
Perry Russo erinnerte sich, bei einem Treffen mit David Ferrie auch einem "Leon Oswald" vorgestellt worden zu sein, den er aber nicht identisch mit dem verhafteten Lee Harvey Oswald war. Russo und Ferrie kannten sich gut und so war es nicht verwunderlich, daß er bei einer Party bleiben durfte, als das Thema auf die Ermordung Kennedys hinauslief. Auch ein Mann, den man ihm mit "Clem Bertrand" vorstellte, war anwesend, sowie der gewisse Leon Oswald. Ferrie meinte, er könne Kennedy loswerden und Castro dafür verantwortlich machen, man müßte es nur fertigbringen, ihn ins Freie zu locken. Ferrie betonte, daß "ein trianguliertes Kreuzfeuer" der richtige Weg sei. Würde man von drei Seiten auf Kennedy schießen, müßte zwangsläufig mindestens eine Kugel ihn verletzen oder töten. Man sprach sogar schon darüber, daß es gut sei, während des Attentats in der öffentlichkeit gesehen zu werden, um den Verdacht von sich abzulenken, so Bertrand. Perry Russo wurde unter Hypnose und mit Sodium-Pentothal behandelt, um seine Glaubwürdigkeit zu steigern.
Ein weiterer Zeuge, ein schwarzer Häftling aus dem Bezirksgefängnis von New Orleans mit Namen Vernon Bundy, sagte aus, er sah im Juli 1963 Clay Shaw in einer schwarzen Limousine heranfahren, als Bundy an der Kaimauer des Lake Pontchartrain saß und sich gerade Heroin spritzen wollte. Shaw stieg aus und "nach fünf oder sieben Minuten stieß ein junger Mann zu ihm." Die beiden unterhielten sich etwa 15 Minuten. "Der ältere Typ (Shaw) gab dem jüngeren etwas. Ich weiß es nicht genau, aber es sah aus wie eine Rolle Geldscheine. Der junge Typ steckte sie in die hintere Hosentasche." Die beiden Männer identifizierte Bundy anhand zahlreicher Fotos, die ihm vorgelegt wurden, als Lee Harvey Oswald und Clay Shaw.
Am 17. März beschlossen die Richter, daß Garrison genügend Beweise vorgelegt habe, um Clay Shaw vor dem Geschworenengericht erscheinen zu lassen. Am 4. September 1967 erklärte der oberste Bundesrichter Earl Warren in Tokyo, Japan, Garrison hätte "absolut nichts" neues herausgefunden, was nicht auch die Warren-Kommission herausfand. Vor dem Verein der Auslandskorrespondenten meinte Warren, er habe "nicht eine einzige Tatsache" gehört, die das Ergebnis der Kommission widerlege, Oswald sei ein Einzeltäter gewesen.
Nach erneuten Verleumdungen Garrisons in der Presse wurde er dennoch erneut 1969 zum Staatsanwalt gewählt worden, was bisher noch keinem in New Orleans glückte. Auch immer mehr freiwillige Mitarbeiter meldeten sich nun bei Garrison, darunter der ehemalige CIA-Agent William Woods. Dank ihm, gelang es Garrisons Stab mehr von den Methoden und der Mentalität der "Firma", wie der CIA in Geheimdienstkreisen nett genannt wird, zu erfahren. Auch Jim Rose, ein weiterer Freiwilliger, arbeitete ehemals für den CIA. Was Garrison zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, das der CIA seinen Stab langsam aber sicher infiltrierte und zu stoppen versuchte. Auslieferungsanträge wurden blockiert und mehr.
Was die Auslieferungsanträge betrifft, so hatte Garrisons Behörde bislang nie Probleme gehabt. So im Fall des Zeugen Gordon Novel. Sein Auslieferungsantrag aus Ohio wurde vom Gouverneur von Louisiana, John McKeithen, beim Gouverneur von Ohio, James Rhodes, beantragt, und dennoch abgelehnt. Novel werde weiterhin als "Flüchtling betrachtet und geschützt". In Zeitungen deutete Novel an, daß die Schlumberger-Bunker in Wirklichkeit "ein Zwischenlager der CIA für Munition (war), die für den abgebrochenen Angriff auf Castros Kuba in der Schweinebucht bestimmt gewesen" waren. Ein Brief Novels aus dem Januar 1967 an einen mutmaßlichen CIA-Kontaktmann mit Namen Mr. Weiss kam durch Zufall an die Öffentlichkeit: "Ich nahm mir die Freiheit, Ihnen direkt zu schreiben, um sie von der derzeitigen Lage in Kenntnis zu setzen, in der Erwartung, daß Sie dies durch die geeigneten Kanäle weiterleiten. Unsere Verbindungen und Aktivitäten in dieser Zeit schließen Personen mit ein, die derzeit in Garrisons Untersuchung als Verschwörer beschuldigt werden... Garrison hat mich und einen Bekannten vorgeladen, damit wir vor seinen Geschworenen über Dinge aussagen sollen, die man als STRENG GEHEIM einstufen könnte... Novel schlug vor, die Agency solle "eine angemessene Gegenmaßnahme bezüglich der uns betreffenden Nachforschungen Garrisons" in die Wege leiten. Am besten, meinte er, könne man dies "durch militärische Kanäle via DIA (Defence Intelligence Agency - die Abwehr) erreicht werden. Garrison ist zur Zeit Colonel bei der Nationalgarde von Louisiana und hat den Status der Bereitschafts-Reserve".
Garrison wollte auch Ex-CIA-Chef Allen Dulles vor das Geschworenengericht laden lassen. Seine Vorladung in die Hauptstadt wurde von einem kurzen Brief aus dem Justizministerium beantwortet. Darin läßt der Justizminister der USA verlautet, daß er es "ablehne", Mr. Dulles die Vorladung zuzustellen. Vor allem hätte es genügend Fragen an ihn gegeben, beispielsweise, warum sein Bruder nicht vor der Warren-Kommission verhört wurde, um zu rechtfertigen, wer die Fahrtroute Kennedys kurzfristig änderte und damit den Weg frei für das Attentat machte.
Inzwischen setzte sich der Geheimagent Richard Case Nagell mit Garrison in Verbindung und meinte, er sei Mitte 1963 auf eine Operation zur Ermordung Kennedys gestoßen. Sein Versuch, die Regierung davor zu warnen, brachte ihn drei Jahre im Bundesgefängnis ein. In New York traf Garrison ihn, um eine Abhörung zu unterbinden, im Central Park. über drei Stunden unterhielt sich Garrison mit Nagell: "Ich werde die Organisation, für die ich 1963 tätig war, nicht beim Namen nennen..." Auf die Frage, ob er für die Firma (CIA) arbeitete, wich er aus. Weiter meinte Nagell: "Es wurde bereits schriftlich festgehalten, daß ich von dem geplanten Attentat erfahren und mich bemüht habe, das FBI zu verständigen, um es zu warnen..." Mitte 1963 arbeitete Nagell für die Regierung der Vereinigten Staaten, für einen Dienst, den er nicht namentlich nannte. Die Leute, für die er tätig war, wollten Genaueres über ein Projekt wissen, das mit einem jungen Mann namens Lee Oswald und einigen anderen Männern zu tun hatte. Nagell erhielt den Auftrag, die Verbindungen herzustellen und zu beobachten. Im späten August oder frühen September 1963 wurde deutlich, daß eine äußerst "große" Operation begonnen hatte, die auf die Ermordung Präsident Kennedys hinauslief. Gerade, nachdem er das entdeckte, wurde die Person, die ihn beauftragte, in einen anderen Teil des Landes versetzt. Sein Kontaktmann war also nicht mehr verfügbar. Nagell hielt es für die beste Lösung, J. Edgar Hoover, den Direktor des FBI, direkt von dem Attentat zu unterrichten. Er schrieb Hoover einen Brief, in dem er alles niederlegte, was er über das geplante Attentat in Erfahrung gebracht hatte. Den Brief schickte er per Einschreiben mit Rückschein. Als nach Wochen keine Antwort des FBI-Direktors kam, wurde ihm klar, er wurde hereingelegt. Schließlich verbrachte er den ganzen Sommer 1963 über in Oswalds Nähe sowie anderen Personen, die mit Oswald und dem Vorhaben im Bezug standen. Um nicht Gefahr zu laufen, als Attentäter hingestellt zu werden, ging er in die Bundesbank in El Paso und schoß mehrmals in die Decke. Draußen auf der Treppe wartete er bis die Polizei eintraf. Er mußte sogar den Polizisten zurückrufen, der an ihm vorbeilief, um sich verhaften zu lassen. Es schien ihm sicherer in dieser Zeit im Gefängnis zu sitzen, als mit dem Mord an JFK in Verbindung gebracht zu werden. Die Verdachtsmomente dafür lagen klar auf der Hand. Die Regierung klagte ihn wegen bewaffneten Raubüberfalls an und verurteilte ihn zu zehn Jahren Gefängnis. Er saß auch drei Jahre ab. Zwei Jahre später wurde seine Verurteilung rückgängig gemacht, da keine Anzeichen eines Raubes bestand. Nagell erläuterte Garrison, daß "die anderen" Oswald von vornherein manipulierten. Auf Fragen, wer "die anderen" Männer waren, nannte er definitiv die Namen "Guy Banister, Clay Shaw und David Ferrie".
In Los Angeles gelang es Garrison einen Plan des Geheimdienstes in letzter Minuten zu vereiteln. Seinem Mitarbeiter und Ex-CIA Agent William Wood vertraute er an, beim Warten auf das Gepäck auf Flughäfen, meist mit einer Illustrierten sich in die Herrentoilette zurückzuziehen, um keine Zeit zu verschenken. Genau dies machte Garrison auch in Los Angeles. Da es an der Gepäckausgabe keine Sitzgelegenheiten gab, kaufte er die die neue Zeitschrift Life und verzog sich auf die Herrentoilette, um sie zu lesen. Er schlug einen Artikel von General James Gavin auf, als er bemerkt, "wie sich die Tür der direkt neben mir befindlichen Kabine öffnet und schloß. Ich hatte die erste einer langen Reihe leerer Kabinen genommen. Als jemand beinahe unmittelbar nach mir die nächste Kabine betrat, wußte ich, daß etwas nicht stimmte. Ich klappte die Illustrierte auf meinem Schoß zu und lauschte. Dann hörte ich flüsternde Stimmen an der Tür. Ich wartete keine Sekunde länger. Da ich ja nur lesen wollte, war ich voll bekleidet und konnte die Kabinentür schnell aufstoßen. Zwei dicke Flughafenpolizisten waren einen Augenblick lang in der Ausgangstür der Herrentoilette eingeklemmt, als sie versuchten, sich gleichzeitig durchzudrängen. Anscheinend waren sie von meinem unerwarteten Erscheinen überrascht worden. Wir gingen zusammen hinaus. Dann sah ich einen Ring von mindestens einem halben Dutzend uniformierten Flughafenpolizisten, die sich vor dem Eingang der Herrentoilette versammelt hatten... (Dann) rief mich der befehlshabende Sergeant scharf an... "Wie lange haben Sie sich auf der Herrentoilette aufgehalten?"... "Das geht sie überhaupt nichts an!" schrie ich ihn an. Ich drehte mich um... Die anderen Polizisten, die meinen Weg blockierten, weichen zur Seite und ließen mich durch." Garrison wußte, er war der Falle gerade noch entgangen. Er erinnerte sich an einen Anruf, drei Wochen vor diesem Vorfall. Der Anrufer fand Garrisons Geheimnummer heraus und rief ihn zuhaus in New Orleans an. Garrison hatte ihn seit Jahren nicht gesehen. Er vertrat ihn einmal kurz bei einem Fall, bei dem es um eine Verletzung von Bundesgesetzen ging. Angeklagt wurde ein "schmutziger, hinterhältiger und ungepflegter Homosexueller, der seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf pornographischer Fotos bestitt. Er hatte ihn damals nicht für die Verteidigung bezahlt. Nun wollte er sich nach Jahren einmal mit ihm treffen. Garrison machte ihm klar, daß er nicht die Absicht habe, "ihn irgendwann oder irgendwo zu treffen, und knallte den Hörer auf die Gabel". Als nun dieser Vorfall in der Herrentoilette kam, wußte Garrison, daß er in eine Falle lief. Wie leicht wäre es gewesen, den Polizisten allerlei "möglichen strafbaren Handlungen" vorzutäuschen und Garrison damit ein für allemal den Garaus zu machen. Die Verbindung war ja da. Im Prozeß hätte man die Telefon-Rechung des Anrufers gezogen und Garrisons Geheimnummer gefunden. Der Prozeß würde überall im Land furore machen und die Behörden hätten keine andere Wahl gehabt, als Garrison aus dem Amt zu entfernen, damit hätte der Geheimdienst, CIA oder wer auch immer diesen Vorfall inszenierte, sein Ziel erreicht. Von einem Freund bekam Garrison später den Hinweis, Wood arbeite noch immer für die Regierung. Auf einen Anruf hin, Wood sollte noch mal eben kommen, machte er sich aus dem Staub. Als Garrison Wood Wohnung überprüft, stellte er bei der Befragung der Vermieterin fest, daß Wood vor sechs Monaten die Wohnung gemietet habe, den Scheck monatlich schicke, aber das Zimmer nie benutzte. Die Telefonnummer von Wood, unter der er immer zu erreichen war, führte zu einem Gebäude, ganz in der Nähe, daß von der Regierung angemietet wurde.
Die Verhandlung gegen Clay Shaw begann am 29. Juni 1969. Erst viel später fand Garrison heraus, daß die CIA Shaws Verteidigung unterstützte. Doch es schien ihm zu dämmern, als er in der Verteidung Victor Marchetti entdeckte, der während den Ermittlungen ein hochrangiges Stabsmitglied im CIA-Hauptquartier. Im Magazin True schrieb Marchetti 1975 einen Artikel, in dem sich die Agency über den Prozeß gegen Clay Shaw besorgt zeigte: "Ich nahm unter anderem an den morgendlichen Lagebesprechungen des Direktors teil, den allmorgendlichen Stabskonferenzen. Der damalige Direktor war Richard Helms, der jeden Morgen um 9.00 Uhr ein Treffen abhielt, an dem zwölf oder vierzehn seiner führenden Stellvertreter und drei oder vier Stabsangehörige teilnahmen — die Stellvertreter der drei wichtigsten Männer in der Agency sowie der Leiter der Abteilung Presse und öffentlichkeitsarbeit. Ich machte mir bei diesen Versammlungen oft Notizen..., was eigentlich ein reiner Witz war, da ständig Dinge ausgelassen oder so verschwommen formuliert wurden, daß sie völlig unbedeutungslos waren. Doch ich erinnere mich, daß der Direktor während des Prozesses gegen Clay Shaw mehrmals Fragen stellte wie — Sie wissen schon: "Bekommen sie alle erdenkliche Hilfe von uns?" Ich wußte nicht, wer sie waren. Ich wußte aber, daß sie Garrison nicht mochten, denn sie ließen eine Menge abfälliger Bemerkungen über ihn fallen. Sie sprachen stets in Halbsätzen wie "Da unten läuft alles glatt..., ja ..., aber sprechen Sie nach der Konferenz mit mir darüber...", oder "Wir diskutieren das später in meinem Büro". Nach mehreren derartigen Gesprächen im Verlauf von ein, zwei Wochen fragte ich mich also, was da los war, warum sie sich solche Sorgen machten. Ich stellte ein paar Fragen... und sagte zu einem der damaligen Konferenzteilnehmer: "Weshalb zerbrecht ihr euch den Kopf über den Prozeß und Shaw?" Dann erfuhr ich: "Na ja, Shaw... war mal vor langer Zeit Kontaktmann der Agency... Er war in der Export-Import-Branche... und kannte Leute, die in gewissen Gegenden ein- und ausgingen — der Domestic Contact Service —, er hat sich mit ihnen abgegeben..., aber dieser Dienst wurde schon vor langer Zeit eingestellt." Und dann erfuhr ich: "Nartürlich will die Agency nicht, daß das jetzt herauskommt, weil Garrison es verzerrt darstellen und die Öffentlichkeit es mißverstehen würde."
Nach dem Einleitungsplädoyer rief Garrison die Zeugen aus der Kleinstadt Clinton auf, in der Shaw mit David Ferrie und Lee Harvey Oswald von zahlreichen Menschen gesehen wurde. Dann rief Garrison den Schwarzen Vernon Bundy auf, der Oswald und Shaw am Kai des Lake Pontchartrain sah. Als nächstes rief Garrison, um die Theorie der Verschwörung zu beweisen, einige Zeugen aus Dallas auf, die Augenzeugen des Attentats wurden und sahen, daß Schüsse von vorne gekommen sind. Es sagten Zeugen wie William E. Newmann aus, seine Frau Frances Newman, James Simmons aus, einem Angestellten der Union Terminal Railway, Mrs. Mary Moorman und und Mrs. Philipp Willis. Auch Richard Randolph Carr, der wegen eines Unfalls im Rollstuhl saß, reise von Dallas nach New Orleans an, um vor Gericht seine Beobachtungen zu bestätigen (Die Furche im Gras). Die Aktivitäten während des Attentats und die fliehenden Männer im Nash-Rambler-Kombi wurden auch von dem Zeugen Deputy Sheriff Roger Craig gesehen und vor Gericht bestätigt.
Dann rief Garrison den Sachverständigen Dr. John Nichols auf, um die offizielle Erklärung der Warren-Kommission zu widerlegen und die Schußverletzungen des Präsidenten zu entmystifizieren. Dr. Nichols, außerordentlicher Professor für Pathologie an der University of Kanada, studierte Zapruders Film, die Dias von den einzelnen Filmbildern und Fotos des Attentats auf Kennedy. Per Gerichtsbeschluß erwirkte Garrison, daß Zapruders Film und einundzwanzig Farbfotos der Zeitschrift Life im Format zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter als Beweismittel zugelassen wurden. Zu diesem Zeitpunkt wurde Zapruders Film das erste Mal öffentlich gezeigt. Dann wies Garrison das Gericht daraufhin, daß das FBI der Warren-Kommission eine Kopie des Film überließ, bei dem jedoch "zwei entscheidende Einzelbilder... auf geheimnisvolle Weise vertauscht" wurden, um den falschen Eindruck zu erwecken, daß Kennedy von hinten in den Kopf getroffen wurde. Bis zu der Vorführung während des Prozesses wurde Zapruders Film im Tresor des Time-Life-Gebäudes an der Avenue of the Americas in New York City unter Verschluß gehalten. Nichols bestätigte: "Nachdem ich mir die Dias, Fotos und Zapruders Film angesehen habe, bin ich zu dem Schluß gelangt, daß sie einen von vorne kommenden Schuß zeigen." Er sagte weiterhin aus, daß Kennedy nicht nur von vorne, sondern auch von hinten getroffen wurde und deutete an, daß es zwei Schützen an verschiedenen Standorten gegegen haben muß.
Garrison führte aus, daß Zapruders Film zeigt, daß zwischen den einzelnen Schüssen nur 5,6 Sekunden verstrichen sind. Die Regierung gab bereits zu, daß eine Kugel ihr Ziel verfehlte und mit einem Splitter den Zuschauer James Tague getroffen und die zweite Kugel Präsident Kennedy den Schädel zerschmettert habe. Die übrig gebliebene dritte Kugel, die "Zauberkugel", Beweisstück Nr. 399 der Warren-Kommission wurde dann für die sieben Verletzungen verantwortlich gemacht, die an Kennedy und Connally gefunden wurden.
Nach der Schilderung der Regierung, führte Garrison aus, gab es sieben Verletzungen: "Die Kugel drang in einem Winkel von etwa siebzehn Grad nach unten in den Hals oder Nacken des Präsidenten ein (Verletzung 1). Dann bewegte sie sich nach oben und verließ Kennedys Körper durch die Kehle (Verletzung 2). Sie drang hinten in Connallys rechte Achsel ein (Verletzung 3). Da der Gouverneur Connaly direkt vor Präsident Kennedy saß, muß man davon ausgehen, daß die Kugel irgendwie weit genug nach rechts geriet, um dann in Connally einzuschlagen. Nun wurde die Kugel in einem Winkel von siebenundzwanzig Grad abgelenkt, zertrümmert Connallys fünfte Rippe und trat aus seiner rechten Brustseite aus (Verletzung 4). Die Kugel senkt sich weiter, schlug in Connallys rechtes Handgelenk ein (Verletzung 5) und zerschmettert den Speichenknochen. Nachdem sie aus der anderen Seite des rechten Handgelenks des Gouverneurs ausgetreten war (Verletzung 6) drang sie in einen linken Oberschenkel ein (Verletzung 7), aus der sie später herausfiel. Die offizielle Darstellung nach wurde diese Kugel später in fast einwandfreiem Zustand auf einem Gang des Parkland Hospital gefunden, nachdem sie offenbar von einer Pritsche (Trage) gefallen war. Die Kugel war fast makellos und nur am untersten Teil leicht verformt. Seltsamerweise wurden mehr Splitter in Gouverneur Connallys Handgelenk gefunden, als an der Kugel, Beweisstück 399, fehlten".
Um nun zu beweisen, daß Clay Bertrant in Wirklichkeit Clay Shaw war, rief Garrison die Zeugin Jesse Parker auf, die Hosteß aus dem VIP-Raum des New Orleans International Airport. Sie sagte aus, im Dezember 1966 gesehen zu haben, wie sich Clay Shaw als Clay Bertrant ins Gästebuch eingetragen hat. Das Gästebuch, ein Beweisstück der Anklage, wurde daraufhin von einer Handschriftenexpertin aus Boston analysiert und als die von Clay Shaw identifiziert ("Meines Erachtens ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Unterschrift von Clay Shaw stammt."). Als weiteren Zeugen rief Garrison Police Officer Aloysius Habighorst in den Zeugenstand. Er wollte aussagen, was er in der Vorverhandlung gestand, daß Clay Shaw bei der Verhaftung und der Befragung nach Namen, Pseudonym etc., für die erkennungsdienstlichen Unterlagen, als Decknamen "Clay Bertrant" angab. Doch Richter Haggerty lies ihn nicht als Zeugen zu, weil bei der Befragung kein Anwalt zugegen war. Doch daß entsprach nicht der Praxis, geschweige denn, wird dies vom Gesetz her gefordert.
Dann rief die Verteidigung ihre ersten Zeugen auf, die den Ruf Clay Shaws als Direktor des International Trade Mart wieder herzustellen versuchten. Auch Dean Andrews sagte aus, Shaw sei nicht Clay Bertrand, und er habe ihm am Tag nach dem Attentat auch nicht angerufen und gebeten, Oswald zu verteidigen. Als einer der wichtigsten Zeugen der Verteidigung trat Lieutenant Colonel Pierre Finck, einer der drei Pathologen, die an der vom Militär durchgeführten Autopsie Kennedys im Militärkrankenhaus Bethesda in Maryland teilnahm, auf. Im Kreuzverhör merkte Garrison an, daß Kennedys Leiche nach Texanischem Recht hätte gar nicht "aus der Stadt gebracht werden dürfen, bevor nicht ein Pathologe eine Autopsie in der Leichenhalle von Dallas durchgeführt hatte... Zweitens hatten schon die zivilen ärzte im Parkland Hospital die Wunde in Kennedys Kehle als Eintrittsverletzung einer Kugel diagnostiziert, doch die drei Militärpathologen untersuchen sie nicht... Drittens waren während der Autopsie fünfzehn bis zwanzig Fotos und Röntgenbilder von Präsident Kennedys Leiche gemacht und Agent Roy H. Kellerman vom Secret Service übergeben worden. Trotzdem hatte die Warren-Kommission keine einzige dieser Aufnahmen je untersucht. Statt dessen ließ der Chefpathologe, Commander James Humes, für die Kommission Bilder der verschiedenen Autopsieteile von Zeichnern anfertigen. Nicht einmal die Zeichner durften die Fotos und Röntgenbilder sehen. Sie zeichneten ihre Bilder nach den mündlichen Angaben der Pathologen. Und schließlich hatte Commander Humes nach eigenem Eingeständnis am Sonntag, dem 24. November 1963, seine gesamten Autopsienotizen verbrannt." Finck leitete auch die Autopsie an Kennedys Bruder, Robert Kennedy, nach dessen Ermordung am 6.Juni 1968.
Es gibt zwei, sich widersprechende, offizielle Erklärungen zu Kennedys hinterer Wunde. Zum einen die Aussagen der Secret Service Agenten, die sich während des Attentats in unmittelbarer Nähe des Präsidenten aufhielten, und Aussagen von FBI-Agenten, die der Autopsie beiwohnten. Sie sagten aus, die hintere Verletzung sei zehn Zentimeter unterhalb der Kragenlinie und etwa fünf Zentimeter rechts vom Rückgrat. Dies bestätigen die Einschußwunden an Kennedys Jacke und Hemd, die eindeutig ein Einschußloch, zehn Zentimeter unter der Kragenlinie zeigen. Die zweite offizielle Erklärung behauptet, Kennedy sei von hinten in den Hals getroffen worden. Sie gibt die Einschußlöcher zehn Zentimeter höher an, als die Jacke und Hemd von Kennedy zeigen. Diese offizielle Erklärung behauptet, Kennedys Jacke und Hemd sei im Eifer des Gefechts am Rücken hochgerutscht. Dennoch gab es nie ein Foto, daß die Einschüsse hätte belegen können. Die Löcher der Kleidungsstücke bestätigten sogar, daß die Größe der Eintrittswunde exakt denen der Austrittswunde unterhalb des Adamsapfels übereinstimmte. Da aber Austrittswunden stets größer sind, als Einschußwunden, ergab das keinen Sinn.
Finck vertrat die Ansicht, der erste Schuß habe Kennedy in den Hals getroffen, der zweite, der ihn getötet habe, in den Hinterkopf. Garrison bemerkte, daß er den Begriff Hinterkopf sehr weiträumig benutzte, auch jenen Teil des Rückens damit meinte, der von der Schulter in den Hals übergeht. Von Garrisons Prozeßanwalt Oser wurde Finck ins Kreuzverhör genommen. Dr. Finck verneinte, bei der Autopsie die Halsverletzung untersucht zu haben. Dr. Finck: "Darf ich Sie (Oser) daran erinnert, daß ich diese Autopsie nicht geleitet habe. Ich wurde lediglich hinzugezogen..." Er war aber Mitverfasser des Autopsieberichte. Auf die Frage, ob Dr. Humes die Autopsie leitete, entgegnete er: "Nun, ich hörte, daß Dr. Humes sagte, daß... Er sagte: "Wer hat die Leitung?", und ich hörte, daß ein Armeegeneral, ich erinnere mich nicht an seinen Namen, sagte: "Ich." Sie müssen verstehen, daß es sich dabei um Offiziere des Militärs handelte, um Militärpersonal mit unterschiedlichem Rang, und man mußte die Operation den Anweisungen entsprechen koordinieren." Finck war einer von drei ausgebildeten Pathologen, die am Autopsie-Tisch standen. Die Frage, ob dieser Armygeneral ein ausgebildeter Pathologe war, verneinte er. Ein Gesuch des Sachverständigen Dr. Nichols, Einblick in die Röntgenaufnahmen und Fotos von Präsident Kennedys Autopsie nehmen zu dürfen wurden abgelehnt. Dr. Nichols sagte aus, er durfte nicht einmal die Limousine des Präsidenten sehen, geschweige denn untersuchen.
Dr. Finck sagte unter Eid aus: "Der Autopsieraum war ziemlich voll. Es ist ein kleiner Autopsieraum, und wenn man unter solchen Umständen hinzugezogen wird und sich die Verletzungen des Präsidenten der Vereinigten Staaten ansehen soll, der ermordet wurde, dann schaut man sich nicht um und fragt die Leute nach ihren Namen oder schreibt sich auf, wer und wie viele es waren. Ich habe es jedenfall nicht getan. Der Raum war voller Militär, Zivilpersonen und Bundesagenten, Agenten des Secret Service und des FBI, die die Autopsie teilweise beobachtet haben, aber ich kann ihnen keine genaue Schätzung der Zahl der Anwesenden in diesem Autopsieraum im Marinekrankenhaus Bethesda geben... Oh, ja, es waren Admirale da, und wenn man Lieutenant Colonel in der Army ist, befolgt man nur Befehle. Am Ende der Autopsie wurde uns ausdrücklich gesagt - ich erinnere mich, daß Amiral Kinney, der Marinechirurg, ausdrücklich gesagt hat, diese Autopsie unterliege der Geheimhaltung -, wir dürfen nicht über diesen Fall sprechen."Auf die Frage, ob er Gelegenheit gehabt hätte, den "Weg der Kugel im Körper des Opfers zu verfolgen, als der Leichnam auf dem Autopsietisch lag", erwiderte er: "Ich habe die Verletzung im Hals nicht untersucht... Wir haben die Organe des Halses nicht entfernt... Wie ich mich erinnere, hat man mir gesagt, die Familie wolle eine Untersuchung des Kopfes, ja richtig, des Kopfes und der Brust. Doch wenn ich mich recht erinnere, haben die Prosektoren (Person, die die Sezierung durchführt) bei der Autopsie die Organe des Halses nicht entfernt... Wie ich mich erinnere, habe ich mir die Luftröhre angesehen, und die Luftröhre war verletzt, aber ich habe diese Organe nicht anatomisch zerlegt oder entfernt."
Dann trat Clay Shaw selbst in den Zeugenstand. Unter Eid sagte er, er habe Oswald nicht gekannt, den Decknamen Clay Bertrand nie benutzt, David Ferrie nie getroffen und Dean Andrews nicht angerufen habe. Am Sonntagmorgen, dem 1. März 1969, wurde Clay Shaw freigesprochen. Garrison war überzeugt, er wurde angewiesen, mitzuhelfen, Oswald als Sündenbock aufzubauen. Erst am 17. Mai 1979 gestand Richard Helms, der 1963 der stellvertretende CIA-Planungsdirektor (für verdeckte Operationen) war, während eines Prozeßes (Hunt gegen Weberman) unter Eid, daß es Verbindungen zwischen Shaw und der Agency (CIA) gab: "Ich erinnere mich, was Clay Shaw und die Agency betrifft, nur, daß er wohl früher als Geschäftsmann ein Teizeitkontakt der Domestic Contact Division war, einer jener Leute, die mit Geschäftsleuten, Professoren und so weiter reden und im ganzen Land hin- und herreisen." Bei einem weiteren Prozeß 1984 (Hunt gegen Liberty Lobby) wurde Helms diese Aussage vorgelesen, vorgelegt und gefragt: "Erinnern Sie sich, diese Aussage vom 17. Mai 1979 unter Eid gemacht zu haben?" Er erwiderte: "Wenn dort steht, daß ich sie unter Eid geleistet habe, wird es wohl stimmen." Weiterhin gestand er, während seiner Amstszeit als Direktor der CIA öffentlich diese Tatsache geleugnet zu haben.
Die Medien forderten Garrisons Rücktritt. Am 3. März erhob Garrison gegen Clay Shaw Anklage wegen Meineids. Er beschuldigte ihn, unter Eid ausgesagt zu haben, David Ferrie nie gekannt zu haben. Zeugen hatte Garrison genügend, um diesen Prozeß zu gewinnen. Die Anwälte Clay Shaws (immer noch von der CIA unterstützt) beantragten beim Bundesgerichtshof, Garrison die Anklage gegen ihn wegen Meineids zu untersagen. Das Gesetz macht es einem Bundesgericht nahezu unmöglich, sich auf Staatsebene in die Prozeßführung einzumischen. Doch das Bundesgericht stimmte seinem Antrag zu. Der United States District Court untersagte Garrison, Shaw wegen Meideids anzuklagen, "und die Berufungsinstanzen schlossen sich diesem Beschluß bis ganz oben hin an."
Clay Shaw starb am 14. August 1974 unter geheimnisvollen Umständen. Ein Nachbar von ihm sah, wie ein paar Männer eine Leiche auf einer Trage aus dem Vorderausgang des Haus von Shaw trugen. Er informierte sofort die Gerichtsmediziner, die auch ihre Ermittler hinsenden. Man fand das Haus leer vor. Nach einem Tag Ermittlung stellte sich heraus, daß Shaw tot war und in Kentwood, Bezirk Tangipahoa, wo er geboren wurde, begraben wurde. Der Totenschein wurde von Dr. Hugh Betson ausgestellt und lautet auf Lungenkrebs. Doch der Gerichtsmediziner Dr. Frank Minyard von New Orleans erschien es seltsam, daß Shaw so ungewöhnlich schnell begraben wurde. Er beantragte einen Gerichtsbeschluß zur Exhumierung. Noch bevor die Behörden darauf reagierten, bekamen die Medien Wind von der Sache und empörten sich über dieses Vorgehen. Der Antrag wurde, wie nicht anders erwartet, abgelehnt.
Ein Jahr später stand die neue Wahl zum Bezirksstaatsanwalt an. Garrison erhielt 81.000 Stimmen, der zweitplazierte Kandidat 61.000 und der drittplazierte 7.000 Stimmen. Eine ganz klare Antwort der Bevölkerung auf Garrisons Vorgehen.
Die Geheimdienste merkten, daß Garrison für sie gefährlich werden könnte und so baute man eine zurechtgelogene Anklage wegen Steuerhinterziehung und Bestechung gegen Garrison auf. Am 30. Juni 1971 wurde Jim Garrison von Bundesagenten der Regierung verhaftet. Dann wurde Garrison beschuldigt"an einem organisierten Verbrechen teilgenommen zu haben, genauer gesagt, Schmiergelder von einer Spielhalle angenommen zu haben". Die Bundesregierung kann erst Anklage erheben, wenn ein Verbrechen in nicht nur einem Staat begangen wurde. In dem gelogenen Prozeß gegen Garrison fand man eine Verbindung zu einem Casino in Illinois und erhob Anklage.
Garrison stellte die Kaution selbst und wurde wieder freigelassen. Er setzte sich mit einem befreundeten Prozeßanwalt aus Boston namens F. Lee Bailey in Verbindung. Garrison forderte die Unterlagen des Prozeßes gegen ihn an. Es waren eine Unmenge an Papier. Beim studieren fand Garrison heraus, daß man immerhin vierzig Steuerfahnder aus fünf Staaten des Südens der USA über ein Jahr mitgewirkt haben, den Prozeß aufzubauen. Im Indizienfall gegen Garrison stellte sich heraus, daß Pershing Gervais, einer der ehemaligen Chefermittler Garrisons. Er entließ Gervais, nachdem ein Anwalt Garrison informierte, daß Gervais ihm anbot, gegen Zahlung von siebenhunderfünfzig Dollar in bar ein Verfahren einstellen zu lassen. Garrison sprach Gervais darauf an, der daraufhin freiwillig seinen Rücktritt einreichte. Gervais erzählte Garrison von finanziellen Problemen, die er hatte. Da sich Garrison gerade mitten im Wahlkampf befand, lieh er ihm fünftausend Dollar.
Nun aber trat Gervais als Kronzeuge der Anklage auf. Mit unsauberen Mitteln kassierte er beträchtliche Geldsummen, "indem er verschiedene Personen bevollmächtigte, alle möglichen Betriebe zu eröffnen, und zwar vom Bordell über einen Massagesalon bis hin zum hochkarätigen Spielklub". Doch dann flog er auf, und nachdem die Bundesregierung die Ermittlungen über ihn abschlossen, war fast ruiniert.
"Irgendwann Anfang 1971 kam Gervais vorbei und erzählte mir (Garrison), er habe es in letzter Zeit gut getroffen. Freunde in der Spielhallenbranche hätten ihm geholfen, ein Unternehmen aufzubauen, über dessen Einzelheiten er sich nicht auslies. Doch er sei endlich imstande, mir einen Teil des Geldes zurückzuzahlen, das ich ihm geliehen hatte. Er werde zwar nicht alles auf einmal beschaffen können, doch von Zeit zu Zeit könne er mir tausend Dollar geben. Ich war damit einverstanden und dachte nicht weiter darüber darüber nach."
Damit ging Garrison in die Falle. Gervais tauchte hin und wieder bei Garrison auf und übergab ihm Geld. Erst im Verlauf des Prozeßes gegen ihn, merkte Garrison, daß Gervais verwanzt war und die Gespräche aufgezeichnet wurden. Dabei fielen so zweideutige Bemerkungen wie: "Ich habe übrigens wieder tausend (Dollar) für sie."
Das Justizministerium legte den 20. August 1973 als Prozeßbeginn fest. Die Länge des Prozesses wurde auf vier bis sechs Wochen angesetzt. Man wußte genau, warum dieser Tag für den Prozeß angesetzt wurde. Garrison stand kurz vor dem Wahlkampf, in dem er für eine vierte Amtsperiode kandidierte. Die Wahl fand am 10. November statt, bis der Prozeß zu Ende war, hatte er vielleicht gerade noch fünf oder sechs Wochen für den Wahlkampf. Garrison fand sich fast jeden Tag in der Presse wieder. Man forderte, daß endlich wieder Anstand in die Bezirksstaatsanwaltschaft einkehren müsse.
Den Prozeß führte Herbert Christenberry, damals Oberster Richter der Vereinigten Staaten im Bezirk Ost-Louisiana. Christenberry, der Name war Garrison noch wohl bekannt, denn genau dieser Richter unterschrieb die Ablehnung, Shaw wegen Meideids anzuklagen, obwohl sie (die Ablehnung) gegen das gültige Bundesgesetz verstieß, das der Bundesbehörde die Einmischung in einen Prozeß des Staates verbot.
Garrison informierte Christenberry, daß er sich im Prozeß selbst verteidigen werde. Dem wurde zugestimmt. Bei ihm saß während der Verhandlung stets sein alter Freund und Anwalt Lou Merhige. Die Anklage rief Zeugen auf, die aussagten, daß die Spielhallenbesitzer Geld in einen Fonds einzahlten, um die Einmischung der Behörden in die Spielhallengeschäfte der Stadt so gering wie möglich zu halten. Das Geld sei an Sergeant Fred Soule vom New Orleans Police Department gegangen. Dann nahm ihn Garrison ins Kreuzverhör: "An wen hatte Sergeant Soule das Geld weitergeleitet? Er hatte keine Ahnung. Hatte er mir je Geld gegeben? Nein, hatte er nicht. Hatte er einem Angehörigen meiner Behörde je Geld gegeben? Nein. Hatte irgendein Angehöriger meiner Behörde ihm je irgendeinen Gefallen bezüglich seines Spielhallenunternehmens erwiesen? Nein, niemand. Es gab keine weiteren Fragen." Weitere Spielhallenbesitzer sagten aus und Garrison befragte sie alle nach dem gleichen Muster. Nie wurde ihm oder jemandem seiner Behörde Bestechung vorgeworfen.
Dann wurde Garrison die Sache etwas langweilig. Er brachte sich ein Buch mit und meinte zu seinem Freund Lou Merhige: "Etwas Lektüre für mich, wenn der Ankläger der Vereinigten Staaten seinen Spielhallenfall fortsetzt. Gauben Sie wirklich, ich würde die ganze Zeit so tun, als hätten die Aussagen irgendeine Bedeutung?"
Dann wurde Sergeant Frederick Soule, der Ex-Commander des Sittendezernats, aufgerufen. Er bestätigte, von den Spielhallenbesitzer Schutzgelder erhalten zu haben. Seine Aussage mündete in das Eingeständnis, daß er seinen Anteil gespart und in einem großen Kanister in seinem Garten vergraben hatte. Nach seiner Verhaftung hatte er ihn wieder ausgegraben und den Behörden übergeben. Im Kreuzverhör bezeugte er, daß Garrison ihn nie gebeten hat, etwas Ungerechtes zu tun und Garrisons Behörde nie Kenntnis von Razzien in Spielhallen behabt zu haben und einen hohen Prozentsatz an Verurteilungen gegen Spielhallenbesitzer vorweisen konnte.
Dann wurde der Kronzeuge der Anklage aufgerufen - Pershing Gervais. Er beschrieb ausführlich, wie man die verborgenen Aufnahmegeräte (Wanzen) an ihm befestigte. Dann wurden die Tonbandaufnahmen als Beweismittel den Geschworenen und anderen im Saal vorgespielt. Dann sagte Gervais aus, Garrison habe einhundertfünfzigtausend Dollar erhalten zu haben. Er konnte zwar drei oder vier Treffen belegen, bei denen er jeweils Eintausend Dollar Garrison übergab, aber die Summe von 150.000 Dollar war wohl maßlos übertrieben. Im Kreuzverhör fragte Garrison ihn, ob es stimmt, daß er den Steuerfahndern erzählt habe, ich (Garrison) hätte nichts mit dem Geld zu tun. Das bestätigte er. Er bestätigte weiterhin, ob es nicht die Art von Garrison wäre, lieber zuviel Steuern zu zahlen, als zuwenig und wenn es Unstimmigkeiten in seiner Steuererklärung gegeben hätte, eher ein Fehler aus Unachtsamkeit gewesen sei. Garrison fragte ihn, ob die Bundesregierung ihm nicht einen Job bei General Motors in Kanada besorgt hätte? Und obwohl er dort jede Woche nur ein paarmal erschienen sei, habe er ein Jahresgehalt von zweiundzwanzigtausend Dollar bezogen? Er bejahte die Fragen. Garrison fragte ihn, welchen Posten er dort bekleide. Er sei Direktor des Divisionsstabs und habe den höchsten Posten im Werk inne. Dann befragte Garrison ihn nach seiner Qulifikation für diesen Job. Als er erwiderte, er habe keine, kehrte Garrison an seinen Tisch zurück.
Garrison legte Gervais Kopien von zwei Geburtsurkunden vor und fragte ihn, "ob die Bundesregierung von ihm verlangte, seinen Namen zu ändern, als er ins Zeugenumsiedlungs-programm eingetreten sei. Ja, erwiderte er, er habe seinen Namen in Mason geändert, und das Justizministerium habe ihm neue Geburtsurkunden für seine Kinder ausgehändigt, auf denen dieser Nachname eingetragen sei. Dann fragte ich ihn, ob die Geburtsurkunden den Geburtsort seiner Kinder korrekt angaben, und er erwiderte, das sei nicht der Fall. Daraufhin fragte ich ihn, ob das nicht bedeutete, daß die beiden Geburtsurkunden, die das Justizministerium ihm gegeben hatte, Fälschungen seien. Gervais betrachtete die beiden Urkunden in meinen Händen und stimmte mir zu..."
Danach zeigte Garrison Gervais einen Brief, den John Wall, der Leiter der Abteilung des Ministeriums zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens und der Geschäftemacherei durch verbrecherische Methoden, an ihn schrieb. Er erinnerte sich, den Brief erhalten zu haben. Dann wurde das Beweismittel den Geschworenen vorgelesen. Im letzten Absatz findet sich die Bezahlung seines Postens (mit"Unterhalt"bezeichnet) bei General Motors of Canada mit 22.000 Dollar pro Jahr: "Des weiteren wurde am 8. September 1971 beschlossen, daß der Unterhalt unter der Bedingung gewährt wird, daß Sie nicht ohne vorherige Zustimmung der Kriminalpolizei in die USA einreisen, daß alle zukünftigen Zahlungen eingestellt werden und das Justizministerium von jeder Verantwortung freigestellt wird, falls Sie gegen diese Einreisebestimmung verstoßen." Das Zeugenumsiedelungsprogramm sah vor, Zeugen zu schützen, wie etwa vor dem organisierten Verbrechen.
Dann ging Garrison auf ein Interview von Gervais ein, daß er im Mai 1972 der Reporterin Rosemary James vom Fernsehsender WWL-TV (aus New Orleans) in Kanada gab. Der Wortlaut:
JAMES: Sie wurden gezwungen, für die Regierung zu arbeiten? GERVAIS: Mehr als das, ich wurde gezwungen, für sie zu lügen, das ist eine bessere Beschreibung... am Anfang wurde klar, es war rätselhaft, ist es seither immer geblieben, Sie wissen, was wir wollen, Sie wissen, was wir getan haben, verstehen Sie? ... Na ja, am Anfang wurde ich belästigt, bis dann die Zeit kam, wo ich... vom Justizministerium verführt wurde, verstehen Sie? ... Na ja, es wurde klar, daß sie in Wirklichkeit nur für einen ganz bestimmten Mann interessierten, Jim Garrison, und in ihrer Vorstellung wußten sie, daß ich der Menn war, mit dessen Hilfe sie ihn packen konnten. JAMES: ... Wollte man gegen Leute in der Spielhallenbranche und gegen Jim Garrison ermitteln? GERVAIS: Man wollte Jim Garrison... Sie wollten Jim Garrison zum Schweigen bringen. Das war ihr oberstes Ziel. Wenn es nicht stimmte, wäre ich noch in New Orleans. JAMES: Behaupten Sie damit, Sie hätten daran mitgewirkt, ihm absichtlich etwas in die Schuhe zu schieben? GERVAIS: Ganz genau. Sie wollten ihn hereinlegen, nur aus politischen Gründen. JAMES: Sie behaupten also ausdrücklich, der gesamte Fall der Regierung gegen Jim Garrison ist ein Schwindel? GERVAIS: Das steht außer Frage. Alles, was rein auf politischen Gründen basiert, kann nur Schwindel sein. JAMES: Es ist ein einziger Betrug? GERVAIS: Die ganze Sache."
Gervais erklärte im Zeugenstand, das seien seine Antworten gewesen, fügte aber hinzu, es sei"unverantwortlich"gewesen. Zu diesem Zeitpunkt, merkte die Anklage, daß ihnen die Kontrolle über das Verfahren aus den Händen geglitten ist. Dann ging Garrison gegen die gefälschten Tonbänder der Regierung vor und rief den Professor für Sprach- und Hörkunde Dr. Louis Gerstman in den Zeugenstand. Die Bundesanwaltschaft protestierte heftig, aber das Gericht lies ihn als Sachverständiger zu. Dr. Gerstman sagte aus, die "wichtigsten Regierungsbeweise bestünden aus verschiedenen Tonbandaufnahmen, die man neu zusammengesetzt habe", so Garrison.
Am Ende setzte Garrison noch eins drauf, indem er Zeugen aufrief, die sein erbittertes Vorgehen gegen Spielhallen bestätigten, darunter Leon Hubert, Juraprofessor und Ex-Bezirksstaatsanwalt aus Tulane, der Präsident der Vereinigung der Bezirksstaatsanwälte des Staates Louisiana, der aussagte, daß seine Behörde nicht derart agressiv gegen Spielhallen vorginge wie Garrison. Auch der Staatsanwalt des Bezirks Jefferson, der den anderen Großraum New Orleans bildete, sagte aus, seine Behörde habe nie Spielhallenprozesse angestrebt.
Der Fall war so gut wie gewonnen. Nach seinem Abschlußplädoyer von drei Stunden, wurde Garrison und seine beiden Mitangeklagten freigesprochen. Garrisons Wahlkampfgegner gewann die Wahl zum Bezirksstaatsanwalt mit einem Stimmenvorteil von 2.000 Stimmen. Damit hatte die Regierung es geschafft, Garrison aus seinem Amt zu entfernen.
Die Verleumdungen über Garrison in der Presse nahmen riesige Ausmaße an. In der Newsweek vom 15. Mai 1967 schrieb der Reporter Hugh Aynesworth unter der Schlagzeile: Die JFK-Verschwörung folgenden Bericht: "Jim Garrison hat recht. Es hat in New Orleans eine Verschwörung gegeben — aber es ist eine Verschwörung, die Garrison selbst angezettelt hat. Es ist das Komplott, eine phantastische "Lösung" für den Tod John F. Kennedys zu erfinden und sie jemandem anzuhängen; in diesem Fall waren der Staatsanwalt und sein Stab indirekt am Tod eines Mannes beteiligt und haben mehrere andere beleidigt, belästigt und finanziell ruiniert. Garrisons Taktiken waren sogar noch zweifelhafter als sein Verfahren. Mir liegen Beweise vor, daß einer der strammen Ermittler des Staatsanwaltes einen unwilligen "Zeugen" 3.000 Dollar und einen Job bei einer Fluggesellschaft angeboten hat, damit er über das angebliche Treffen, bei dem der Tod des Präsidenten geplant wurde, "Tatsachen beibringt". Wie mir ebenfalls bekannt ist, statteten zwei von Garrisons Männers dem "Zeugen" einen weiteren Besuch ab und bedrohten ihn, wie er sagte, körperlich, als das Büro des Staatsanwaltes erfuhr, daß der ganze Bestechungsversuch auf Tonband aufgenommen war."Ein solches Tonband hat es nie gegeben, wurde auch der öffentlichkeit nie vorgelegt. Hätten weitere "Beweise" vorgelegen, wären mit Sicherheit die Behörden daran interessiert gewesen, Garrison den Garaus zu machen. Doch dazu kam es nicht...
Dick Billings tauchte auf und meinte, daß seine Zeitschrift Life nicht länger Garrison unterstützen könne. Man sah ihm an, daß er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte, diese Nachricht zu überbringen. Er machte Andeutungen zu "führenden Gestalten des organisierten Verbrechens" und meinte, es täte ihm leid. Auch die Zeitschrift Time, einer Schwestergesellschaft der Zeitschrift Life (beide gehören zum Luce-Presse-Imperium), ging nun gegen Garrison vor und beschimpften ihm als "geistig minderbemittelten Schwachkopf, der auf Schlagzeilen" aus ist. Als einzige Zeitschrift ließ die New York Times Magazine etwas gutes an Garrison und erwog die Möglichkeit einer Verschwörung mit dem Bericht: Keine Verschwörung - aber vielleicht zwei Attentäter?
Zu den Berichten der Klatschpresse kamen nun noch die Fernsehsender hinzu, die sich gegen Garrison stellten. Beispielsweise die NBC. Zu ihren Reportern gehörte Walter Sheridan, der"ungewöhnlich weitreichende Verbindungen besaß, nicht nur in New York, sondern auch in Washington. Er erwähnte oft seinen Dienst im Büro des Marinenachrichtendienstes, Guy Banisters Alma mater". Auch der lokale Fernsehableger der NBC, die WDSU war ständig in Garrisons Umgebung. Perry Russo, Garrisons Zeuge, erzählte, die NBC hätte sich mit ihm in Verbindung gesetzt und versucht zu überreden,"seine Erinnerungen an das Gespräch zwischen Clay Shaw und David Ferrie, bei dem sich die beiden über das Attentat auf Präsident Kennedy unterhalten hatten, doch noch einmal kritisch zu überdenken". Sheridan machte ihm deutlich, er"sollte sich auf die Seite der NBC und der Verteidigung schlagen und die Garrison-Untersuchung platzen lassen, vor Garrison fliehen und Louisiana verlassen". Sheridan behauptete, er könne ihm eine neue Existenz und Job beschaffen. Sheridan legte ihm nahe zu sagen:"Es tut mir leid, was ich gesagt habe, weil ich gelogen habe. Einiges von dem, was ich gesagt habe, entspricht der Wahrheit, aber der Stab des Staatsanwaltes hat mit mir etwas Medizinisches angestellt, damit ich so aussage..."Der Bericht der NBC"Der Fall Jim Garrison"erreichte am 19. Juni 1967 ein Millionenpublikum im ganzen Land. Die NBC verstand sich als Anklagevertreter gegen Garrison und sah sein Vorgehen als kriminell an. Ein verurteilter Einbrecher und Zuhälter mit Namen John Cancler, den örtlichen Behörden besser als"John the Baptist"(Johannes der Täufer) bekannt, sagte in diesem getürkten Interview aus, er sei Zellengenosse von Vernon Bundy gewesen, der ihm erzählte, seine Geschichte über Clay Shaw und Lee Oswald sei falsch. Ein weiterer Mann, Torres, sagte in dem Interview, die Staatsanwaltschaft habe versucht, ihn zur Falschaussage zu zwingen, Clay Shaw habe sich ihm unsittlich genähert. Garrisons Leute hätten ihm Heroin in großen Mengen angeboten und einen dreimonatigen Urlaub in Florida. Auch Dean Andrews wurde interviewt. Er meinte Clay Shaw hätte ihm am Tag nach dem Attentat nicht angerufen, um Lee Harvey Oswald zu vertreten, denn er kenne Clay Shaw gar nicht.
Nach dem Bericht wollte das Geschworenengericht John Cancler zur Wiederholung seiner Aus- sage in bezug auf Oswald und Shaw hören, und die Anschuldigungen gegen die Unregel- mäßigkeiten der Staatsanwaltschaft nochmal unter Eid hören, doch Cancler weigerte sich und berief sich auf das"Fifth Amendment", da ein solches Handeln dazu führen könne, daß er sich selbst belastet. Der Richter befand ihn der Mißachtung des Gerichts und verurteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis. Auch Miquel Torres weigerte sich, unter Eid die Anschuldigungen, die er in der Sendung der NBC vor der ganzen Nation gemacht hatte, zu wiederholen, weil er meinte, er würde sich dann selbst belasten. Wie Cancler, berief er sich auf den fünften Verfassungs- zusatz. Auch er wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im August 1967 wurde auch Dean Andrews des Meideides verurteilt.
Wenige Tage nach dem Erscheinen der NBC-Sendung beschwerte sich Garrison bei der Federal Communications Commission, dem Bundesausschuß für Presse und Fernsehen. Er verlangte die gleiche Sendezeit, um zu den"unverschämten Angriffen des Senders auf die Staatsanwaltschaft persönlich zu antworten". Garrison wurde eine halbe Stunde gewährt, die ihn auch genügte. Im örtlichen Studio des WDSU-TV, einer Zweigstelle der NBC, konnte Garrison live zur Nation sprechen.
Garrison machte Nachforschungen über die NBC. Die NBC war eine Tochtergestellschaft der Radio Corporation of America (RCA). Während des zweiten Weltkriegs wurde die RCA wegen der Entwicklung und Verbreitung des Funks zum Bestandteil der amerikanischen Verteidigungsstruktur. Die RCA entwickelte einen neuen, besonders effektiven Höhenmesser für Bombenabwürfe aus großen Höhen. Dann war die RCA bei der Weiterentwicklung des Radars ebenso beteiligt, wie an der Entwiclung anderer hochentwickelten Technologien für die Steitkräfte. Die wichtigsten Verträge mit dem Militär erreichten bis zum Jahr 1967 eine Millarde Dollar. Die"Radiofirma"entwickelte sich zum Teil der Rüstungsindustrie. Ihr Präsident, General a.D.David Sarnoff war bekannt für seine angriffslustigen öffentlichen Reden und Aktivitäten zugunsten des kalten Krieges.
Nach dem Freispruch Clay Shaws fielen die Medien erneut über Garrison her und fanden den Freispruch als eine Ehrenrettung der Warren-Kommission. Öffentlich forderte man den Rücktritt Garrisons, so die States-Item vom 1. März 1969 (Titelseite): "Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison sollte zurücktreten. er hat sich als unfähig erwiesen, das Amt des Bezirksstaatsanwalt oder irgendein anderes Amt zu führen. Mr. Garrison hat die gewaltigen Machtbefugnisse seines Amtes mißbraucht und nicht das Gesetz gehütet, sondern pervertiert. Sein Verfahren gegen Clay L. Shaw war eine Verdrehung des Rechtswesens, wie wir sie noch nicht sehr oft erlebt haben... Clay L. Shaw wurde freigesprochen, doch der Schaden, den Mr. Garrisons Hexenjagd seinem Ruf zugefügt hat, läßt sich vielleicht nie wieder reparieren. Es ist eine Schande. Diese Travestie von Gerechtigkeit stößt alle anständigen Menschen ab und darf nicht unbeantwortet bleiben. Mr. Garrison sollte persönlich auf die Anklagebank gebracht werden und sich dort für sein Verhalten verantworten." Der etwas mildere Leitartikel der Times-Picayune vom kommenden Tag sagte in etwa das gleiche. Als der Prozeß gegen Garrison am 20. August 1973 begann, gab es täglich Berichte über ihn der Presse, in denen gefordert wurde, daß "in die Bezirksstaatsanwaltschaft... endlich wieder Anstand einkehren" müsse und ähnliches. Garrison stand mitten im Wahlkampf. Die Wahl sollte am 10. November stattfinden. Garrison verlor die Wahl knapp und die Geheimdienste hatten ihr Ziel erreicht, Garrison von seinem Posten zu entfernen. Mittlerweile hat die CIA eingestanden, seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als dreißig Journalisten auf den Gehaltslisten gehabt zu haben.
"Die engsten Verbündeten der Verschwörer", weiß Robert Groden,"waren die amerikanischen Medien. Da sie entweder unfähig oder nicht Willens waren an eine Verschwörung zu glauben. Sie wußten mehr, und hielten zu ihren Auftraggebern."
Jim Garrison verstarb 1992 im Alter von 70 Jahren in New Orleans, USA.
Am 17.November 1963 erhielt das FBI-Büro in New Orleans eine Attentatswarnung auf den Präsidenten per Telex, das bestätigt Ex-FBI-Agent William S. Walter. Er hatte an diesem Abend Nachtschicht und nahm das Telex aus dem Fernschreiber. Er benachrichtigte sofort alle fünf FBI-Agenten, denen die betreffenden Ermittlungen unterstanden. Das Telex wurde 1976 dem Geheimdienstausschuß des Senats, unter der Führung von Senator Richard Schweiker aus Pennsylvania, vorgelegt. Der Wortlaut lautete wie folgt:
"DRINGEND: 1:45 UHR ÖSTLICHE AMERIKANISCHE ZEIT, 17.11.63, 1/2 SEITE
AN: ALLE BEFEHLSHABENDEN SA (Special Agents des FBI im ganzen Land)
VON: DEM DIREKTOR (J.Edgar Hoover)
MORDDROHUNG GEGEN PRÄSIDENT KENNEDY IN DALLAS, TEXAS 22./23. NOVEMBER NEUNZEHNHUNDERTDREIUNDSECHZIG. INFORMATIONEN VERSCHIEDENER BUREAUS (sic) LIEGEN VOR. BUREAU KAM ZUM SCHLUSS, DASS MILITANTE REVOLUTIONAERE GRUPPE VERSUCHEN KOENNTE, PRAESIDENT KENNEDY BEI GEPLANTER REISE NACH DALLAS, TEXAS, AM 22./23. NOVEMBER NEUNZEHNHUNDERTDREIUNDSECHZIG ZU ERMORDEN. ALLE EMPFäNGER SOLLEN AUGENBLICKLICH KONTAKT MIT ALLEN SPITZELN UND INFORMANTEN IN DEN EINSCHLAEGIGEN GRUPPEN AUFNEHMEN UND FESTSTELLEN, OB GRUNDLAGE FÜR DROHUNG BESTEHT. BUREAU SOLL PER FERNSCHREIBER UEBER ALLE ENTWICKLUNGEN AUF DEM LAUFENDEN GEHALTEN WERDEN. ANDERE NIEDERLASSUNGEN WURDEN BENACHRICHTIGT. ENDE UND BESTÄTIGUNG."
Das Telex spricht doch eine deutliche Sprache. Doch in New Orleans oder Dallas wird dieses Fernschreiben einfach ignoriert, schlimmer noch, nach dem Attentat verschwanden sämtliche Kopien des Fernschreibens aus sämtlichen Akten des FBI. Es existieren keinerlei Unterlagen, daß der Secret Service, der für den Schutz des Präsidenten zuständig ist, informiert wurde. Keiner, der fünf Agenten, die Walter in der Nacht informierte, als das Telex kam, ging zur Presse oder sagte vor der Warren-Kommission aus. Auch das FBI oder Direktor J. Edgar Hoover informierte von sich aus die Warren-Kommission.
Hätte der Secret Service von Dallas von dem Fernschreiben des FBI Kenntnis bekommen, wäre es seine Aufgabe gewesen, darauf zu reagieren. Doch im Fall von Kennedys Ermordung, wurden sämtliche goldenen Regeln des Personenschutzes gebrochen. Einer dieser eisernen Regeln lautet, die Fahrtroute muß soweit sichergestellt werden, daß die Dächer der Häuser am Straßenrand leer und die Fenster geschlossen sind. Im Fall von Kennedy gab es zahlreiche Zeugen, die aus Fenstern die Parade beobachteten. Eine weitere Regel bei einer Parade, bei der mit Zwischenfällen zu rechnen ist, Limousinen mit schußsicheren Glaskuppeln zu verwenden, nicht so bei JFK. Er fuhr im offenen Cabrio.
Im Zusammanhang des Telex, das das FBI in New Orleans bekommen hat, ist die Tatsache interessant, daß Lee Harvey Oswald zehn Tage vor dem Attentat in der Niederlassung der Western Union in Dallas ein Telegramm nach Washington aufgegeben hat. Vermutlich an das Marineministerium. (Nach der Rechtssprechung fiel Oswald, der für den Marinenachrichten- dienst arbeitete, in den Zuständigkeitsbereich des Marineministerium. Schon öfters setzte sich Oswald direkt mit dem Ministerium in Verbindung, zum Beispiel, als er gegen die"unehrenhafte Entlassung"protestierte, da eine"ehrenhafte"Entlassung abgesprochen war (da er selbst um vorzeitige Entlassung bat), dies bezeugt der Spätschicht-Leiter der Niederlassung Western Union in Dallas, C.A. Hamblen.
Nach dem Anschlag in Dallas, suchte der Fotoanalytiker und Attentatsforscher Robert Groden auf Bildern das Gesicht Josef Milteer, jener Gesprächsteilnehmer, der mit Somersett über die Ermordung Kennedys sprach."Auf mehreren Fotos konnte ich einen weishaarigen Mann ausfindig machen, der Josef Milteer höchst ähnlich sieht. Einzelheiten über Ohren, Augen, Nase und Mund ließen mich zu der überzeugung gelangen: Der Mann auf den Fotos ist Josef Milteer. Wir wissen auch, Milteer hat an jenem Tag, aus Dallas, den Polizeispitzel Willy Somersett angerufen und gesagt: Kennedy kommt nie wieder nach Miami. Also war Milteer mit hoher Wahrscheinlichkeit in Dallas."
Direkt nach dem Attentat sicherte das FBI in Washington der Polizei in Dallas jegliche Unterstützung zu. Doch, wenige Stunden später, erhielt der zuständige FBI-Agent in Texas gerade den gegenteiligen Befehl. James Hosty:"Ein leitender Mitarbeiter der Abteilung Gegenspionage sagte mir: Neue Anweisung: Keine weitere Vernehmung Oswalds! Keine Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei! Ich bin sicher: Diese Befehle kamen von William Sullivan(?!), dem Chef der Gegenspionage Ausland. Er hatte auch einen direkten Draht zum nationalen Sicherheitsrat, und der besteht aus dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, dem Vizepräsidenten, dem Außen- und dem Verteidigungsminister. Höher können sie den Fall nicht mehr ansiedeln... Ich wußte damals nicht, daß Präsident Kennedy mit Hilfe der CIA Fidel Castro stürzen wollte. Und das Castro Kennedy gedroht hatte. Hätte ich davon Kenntnis gehabt, ich hätte mich sofort um Oswald gekümmert. Denn ich wußte, er war Pro-Kuba orientiert...
Oswald hatte mir vor dem Attentat eine Nachricht geschrieben: Belästigen Sie nicht meine Frau mit Fragen! Kommen Sie direkt zu mir! Andernfalls schalte ich die richtigen Leute ein! Ich legte Oswalds Notiz zu den Akten. Am 24. November starb Oswald. Und mein Vorgesetzter Ken Hau sagte nur: Gordon Shanklin erwarte mich in seinem Büro. Er war damals der FBI-Chef in Texas. Ich betrat sein Zimmer. Aus einer Schublade zog er Oswalds Notiz und sagte: Hier nimm, das will ich nie wiedersehen. Oswald ist tot, also gibt es keinen Prozeß. Präsident Johnson hatte sich im Fall Kennedy gegen eine Kongreßanhörung entschieden. Und das FBI wollte dieses Stück Papier loswerden. Ich wollte es zerreißen und in den Papierkorb werfen. Aber FBI-Chef (von Dallas) Shanklin sagte: Nein! Nehmen Sie das Papier mit! Vernichten Sie es! Ich will es nie wieder sehen. Erst wollte ich es verbrennen, dann spülte ich es die Toilette runter. Eine knappe Woche später gab Präsident Johnson dem politischen Druck nach und berief am 29. November 1963 die Warrenkommission. Doch bis zu dem Zeitpunkt, hatten FBI, wahrscheinlich auch CIA, Marine- sowie Außenministerium viele Dinge unterschlagen und vertuscht...
Im ersten Polizeibericht hieß es: Oswald habe Kennedy mit Unterstützung einer internationalen kommunistischen Verschwörung ermordet. Das Weiße Haus rief sofort den Staatsanwalt in Texas an und gab Anweisung, diese Anklage sofort zurückzunehmen. Das Weiße Haus war höchst verärgert und wir hatten strengsten Befehl, zur Person Oswald keine Information, keine Unterstützung für die Behörden vor Ort zu geben. Wir, in Texas, verschwiegen also unsere Erkenntnisse über Oswalds Beziehungen zu Russland und Kuba. Damit geriet das FBI selbst in Verdacht, es hätte etwas zu vertuschen."
Oswald könnte aber auch Informant für das FBI gewesen sein. Die Telefonnummer von James Hosty befand sich in dem Adreßbuch von Oswald, daß nach seiner Verhaftung sichergestellt wurde. Da Hosty nicht im Telefonbuch stand, mußte es entweder seine Geheimnummer sein, oder die Nummer eines Message-Centers. (Message-Center benutzen die Geheimdiente für die übermittlung von Informationen, um die Identität der Agenten sicherzustellen. Jeder Agent erhält seine Geheimnummer, unter der er beim Message-Center seine eingegangenen Informationen abrufen kann, die eine Kontaktperson telefonisch, persönlich oder schriftlich an das Message-Center überbracht hat. Oft sind die Message-Center in einem ganz normalen Gebäude untergebracht, um sie Geheim zu halten.). Jahre nach dem Attentat gab es Presseberichte, denen zufolge Oswald kurz vor dem Attentat Hosty eine Nachricht im FBI-Büro von Dallas hinterließ. Hatte er vielleicht gemerkt, daß er für ein Attentat eventuell der Sünden-bock werden soll. Oder, wenn er FBI-Informant war, wollte er Hosty nur vor einem bevorstehenden Attentat warnen ? Diese Nachricht wurde nie veröffentlicht. Hosty meinte (siehe oben), es wäre eine Warnung an ihn gewesen, seine Frau in Ruhe zu lassen. Oswald meinte vielleicht, es wäre seine Aufgabe gewesen, subversive Gruppen wie Banisters Organisation oder das Fair Play for Cuba Committee zu unterwandern und Bericht zu erstatten.
Die Möglichkeit, daß Oswald verdeckter FBI-Informant war, kam 1964 von Waggoner Carr, damals Justizminister des Bundesstaates Texas. In einer geheimen Sitzung teilte er der Warren-Kommission am 22. Januar 1964 mit, er habe von Allan Sweatt, dem Chef der Criminal Division des Sheriffs Office in Dallas, Beweise erhalten, nach denen Oswald Undercover-Agent gewesen sei. Oswald wäre als"Confidential Agent"Nr. 179 vom FBI monatlich mit zweihundert Dollar bezahlt worden, über ein ganzes Jahr hin, bis zur Ermordung von John F. Kennedy. Auch die Medien bekamen von dieser Mitteilung Wind. Es erschienen Artikel von Joe Houlden im Philadelphia Inquirer am 8. Dezember 1963, von Lonnie Hudkins in der Houston Post vom 1. Januar 1964 und von Harold Feldman in The Nation vom 27. Januar 1964.
Zwei Monate vor der Ermordung John F. Kennedys ist ein Mann mit Namen Lee Harvey Oswald in Mexico-City und spricht bei der russischen und kubanischen Botschaft vor, um eine Einreise nach Kuba via Russland zu erwirken. Jedoch erfolglos. Es ist fraglich, ob es wirklich Lee Harvey Oswald war. Das FBI wußte von Oswalds Mexico-Reise. Im Verhör sprach FBI-Agent James Hosty Oswald darauf an:"Er reagierte erschrocken, woher ich das wüßte ? Dann verweigerte er dazu jede weitere Aussage."
Die US-Behörden sowie die Nachrichtendienste wollten Oswalds Verbindungen auf jeden Fall geheim halten. Man hatte Angst, das Volk könne sich auflehnen... Dazu FBI-Agent Hosty: "Oswald hatte Kontakt zu Costacov, dem sowjetischen KGB-Chef für Mord und Sabotage im Westen. Stellen Sie sich vor, die amerikanische öffentlichkeit hätte nach der Kennedy-Ermordung erfahren, Oswald war drei Jahre in der Sowjetunion und hatte mit diesem KGB-Chef Kontakt. Das hätte uns in den dritten Weltkrieg führen können. Deshalb wurde den Amerikanern die Wahrheit über Oswalds verschwiegen. In Mexico-City erhielten die CIA-Agenten Anweisung, Nachforschungen über eine mögliche Verbindung zwischen Oswalds Mord an Kennedy und Oswalds Kubakontakten sind einzustellen. Der Befehl löste unter den CIA-Agenten fast eine Meuterei aus. Aber der US-Botschafter in Mexico erklärte: Der Befehl käme von ganz oben. Er habe ihn weiterzugeben. Persönlich meinte er, da der Bruder des ermordeten Präsidenten damit einverstanden ist, müssen wir wohl gehorchen. Daraus schließe ich: Der damalige Justizminister Robert Kennedy gab sein o.k., die Ermittlungen über Oswald zu stoppen."
Unmittelbar nach der Ermordung John F. Kennedys wurden sämtliche Sheriffs in Dallas bei ihren Routinearbeiten gestoppt. Der damalige Einsatzleiter für Verdeckte Operationen im US-Generalstab, Oberst (Lt.Col.) Fletcher Proutty, berichtet:"Es war eine höchst bemerkenswerte Tatsache. Ich saß gerade mit einem unserer Kongreßabgeordneten beim Frühstück, und zwar in Neuseeland, als uns die Attentatsmeldung übers Radio erreichte. Wenig später wurde dann auf den Straßen die erste Sondernummer verkauft. Und darin waren bereits jede Menge Informationen über Oswald abgedruckt, die man in der kurzen Zeit überhaupt nicht hätte zusammentragen können. Sonderbar ? Wie konnten die Reporter Oswald als Präsidentenmörder schon zu einem Zeitpunkt präsentieren, als dazu noch nicht einmal die Polizei in Dallas in der Lage war. Irgend jemand hat das fraglos rechtzeitig vorbereitet. Und zwar bis ins kleinste Detail, von Oswalds persönlicher Biographie... Die Polizisten fanden damals vor Ort drei Geschosse. Sofort hätte ihnen auffallen müssen: Diese Geschosse alleine, konnten die tötlichen Verletzungen nicht verursacht haben. Mit korrekten Kriminaltechnischen Untersuchungen wäre ein anderes Ergebnis herausgekommen, als der Bericht der Warrenkommission. Polizisten in Dallas hätten den Mordfall weiter verfolgt, und nicht voreilig Schlüsse gezogen, es sei denn, weitere Ermittlungen wurden untersagt. Und das bedeutet Verschwörung!"
Ein kurzer Werdegang Lee Harvey Oswalds: Er wurde 1939 in New Orleans geboren. Seine Mutter war zu dieser Zeit Witwe. Oswald besuchte die Volksschule in New Orleans, später in Fort Worth. Als Halbwüchsiger trieb er sich herum, ohne einen richtigen Wohnsitz zu haben. In New York wurde er als chronischer Schulschwänzer bezeichnet. Mit 17 Jahren ging er zu den Marines. Er wurde in die Scharfschützentruppe aufgenommen und machte eine Radarausbildung. Im September 1957 war Oswald auf dem Luftwaffenstütztpunkt Atsugi in Japan stationiert. Atgusi war die Basis für die geheimen U-2-Aufklärungen nach China. Darüber existieren vom CIA zwei Geheime Dokumente: CD 931"Oswalds Zugang zu Informationen über die U-2"und CD 692"Kopie eines offiziellen Dossiers der CIA über Oswald". Zwischen dem November 1958 und September 1959 arbeitete Oswald auf der Marinebasis El Toro in Kalifornien. Oswalds engster Freund in El Toro war Nelson Delgado. Unter Eid sagte Delgado aus, daß Oswald"nie irgendwelche subversiven Sachen gesagt (hat)... und war auch kein besonders guter Scharfschütze... Er schoß jede Menge Fahrkarten, also Fehlschüsse, aber es war ihm schnurzegal. Oswald war nicht so enthusiastisch wie wir. Wir anderen... Na ja, wir schossen gern auf Reichweite."Er hatte sogar Schwierigkeiten damit, die geforderte Punktzahl überhaupt zu erreichen. Oswald bekam Russischunterricht und arbeitete für den Nachrichtendienst. (Der Nachrichtendienst der Marine untersteht dem Office of Naval Intelligence (ONI)). Nach seiner Entlassung reist Oswald im Oktober 1959 über Frankreich und Finnland mit einem Touristenvisum in die Sowjetunion ein. Das Ticket dafür kauft er sich im Reiseböro Lykes im International Trade Mart von New York, das von Clay Shaw geleitet wurde. Am 21. Oktober wurde Oswald mitgeteilt, daß sein Visum nicht verlängert wird. Doch anstatt ihn auszuweisen, versuchte Oswald die amerikanische Staatsbürgerschaft abzulegen und die Russische zu bekommen. Am 4. Januar 1960 erfährt Oswald, daß er in der Sowjetunion bleiben darf. Sein Antrag auf eine russische Staatsbürgerschaft wird ihm aber abgelehnt. Er gibt in der Amerikanischen Botschaft seinen Paß zurück und erklärt, er habe den sowjetischen Beamten Informationen über das Marine Corps und die höchst geheimen Radarunternehmen versprochen, an denen er teilgenommen hatte. über die Aktivitäten Oswalds in der Sowjetunion gibt es ein geheim gehaltenes Dokument (Commission Document (CD) 321"Chronologie von Oswald in der UdSSR"). In Minsk, eine von sechs Städten, an denen normale überläufer arbeiten, bekommt Oswald einen Job als Metallarbeiter bei der Herstellung von Radargeräten. Die Sowjetunion bevorzugt überläufer und so erhält Oswald einige Privilegien und ein relativ hohes Gehalt.
Im Februar 1961 spricht Oswald erneut bei der Amerikanischen Botschaft vor, weil er zurück in die USA möchte. Einen Monat später lernt Oswald die junge Pharmazeutin Marina Nikolajewna Prusakowa kennen. Marina wurde am 17. Juli 1941 geboren und zog 1959 zu ihrem Onkel Ilja, der Mitglied der Kommunistischen Partei und Oberstleutnant im gefürchteten Geheimdienst MVD (Ministerium für Innere Angelegenheiten) war. Nach zwei Monaten heiraten die beiden am 30. April 1961. Seltsamerweise erhob keine der beiden Regierungen Einwände, daß Oswald zurück in die Vereinigten Staaten reist und seine Frau und Tochter June mitnimmt. Das Außenministerium der USA bevollmächtigt die Amerikanische Botschaft in Moskau, Oswald das Geld für die Rückkehr zu leihen. Ein solches Repatriierungsdarlehn kann nach den Vorschriften des Außenministeriums nur gewährt werden, wenn die"Loyalität"des Empfängers für die Vereinigten Staaten"zweifelsfrei"feststeht. Vermutlich stimmt die Aussage, daß Oswald als Doppelagent wirkte, wenn man berücksichttigt, daß er den Russen geheime Informationen mitteilte und in den USA von keinem Dienst verhört wurde oder Anklage wegen Hochverrats erhoben wurde.
Im Juni 1962 kehrt Oswald mit seiner Frau Marina und Tochter zurück in die USA, genauer nach New York. Kurz darauf zieht die Familie Oswald nach Fort Worth in Texas. Bis zum 7. Oktober 1962 arbeitet Lee bei der Leslie Welding Company. An diesem Tag vereinbart Oswald und George de Mohrenschildt, daß Lee nach Dallas zieht. Der Vater von de Mohrenschildt war Baron Sergius de Mohrenschildt, der unter dem Zar Gouverneur von Minsk war. Mohrenschildt war in Jugoslawien ein Jahr lang Repräsentant der International Cooperation Administration, eine Tarnorganisation des CIA mit Sitz in Washington. Er war zufällig in Guatemala, als die CIA dort Exilkubaner ausbildete, die bei der Invasion auf die Schweinebucht teilnahmen. Mohrenschildts interassantester enger Freund war Jean de Menil, der Präsident der internationalen Konzerns Schulberger, der eng mit der CIA verstrickt war. Einen Tag später, am 8. Oktober 1962, packt Lee die Koffer. Noch im Oktober findet Oswald bei der Firma Jagger-Stovall-Chiles einen neuen Job. Ungewöhnlich für einen überläufer. Oswalds neuer Arbeitgeber stellt für das Pentagon militärische Landkarten her. Der Schriftsteller Henry Hurt fand heraus, daß"ein Teil der Arbeit mit den höchst geheimen U-2-Missionen zu tun hatte,von denen einige über Kuba führten". Oswald durfte sogar geheimes Material einsehen. Zur Erinnerung: Im Oktober 1962 flog die U-2 über Kuba und eine Maschine der Air Force wurde sogar abgeschossen.
Im Frühling 1963 verläßt Oswald überstürzt und ohne Vorankündigung Dallas Ende April in Richtung New Orleans. Marina kam mit Lees Tochter kurze Zeit später nach. Am 9. Mai 1963 beginnt Lee Harvey bei der Reily Coffee Company als zweiter öler zu arbeiten. Oswalds neuer Arbeitgeber hat seinen Sitz neben dem Postamt und gegenüber Guy Banisters Büro.
In New Orleans wird er im Sommer 1963 beim Verteilen von Pro-Castro Material gefilmt. Auf den Flugblättern des"Fair Play for Cuba", die er verteilte, stand die Adresse"544 Camp Street", die aber ein bekannter Treffpunkt für antikommunistische Abenteurer war. Am 23. September 1963 verläßt Oswalds Frau mit ihrem Kind New Orleans und zieht nach Dallas zu Mrs. Ruth Paine. Lee und Marina lernten Ruth Paine im Februar 1963 auf einer Party in Dallas kennen, zu der sie das Ehepaar Mohrenschildt mitnahm. Ruth Paine war die Frau von Michael Paine, einem Technischen Zeichner der Firma Bell Helicopter, die für das Verteidigungsministerium geheime Projekte durchführte. Der Vater von Ruth Paine arbeitete für die"Agency for International Development"(AID), die allgemein für eine Deckorganisation des CIA angesehen wird. Ihr Schwager arbeitete für die gleiche Organisation im Raum Washington. John Gilligan, Direktor der AID meinte unter der Regierung Carter:"Zu einer bestimmten Zeit waren viele AID-Außenbüros von oben bis unten von CIA-Leuten unterwandert."Jim Garrison fand heraus, daß"eine außergewöhnliche Anzahl von Dokumenten, die die Paines betreffen", als geheim eingestuft wurden. George de Mohrenschildt wurde wenige Stunden nach einer Zustimmung zu einem Gespräch mit einem Ermittler des Untersuchungsausschusses des Repräsentantenhaus über Attentate erschossen aufgefunden - mit einem Gewehr neben sich. Der Gerichtsmediziner entschied auf Selbstmord.
Marina und ihre Tochter kamen bei Mrs. Paine in Irving, einem Vorort von Dallas, unter. Mrs. Paine und ihr Mann hatten sich vorübergehend getrennt und so war genügend Platz für die Oswalds. Am 4. Oktober traf Lee in Dallas ein. Angeblich suchte er in Houston Arbeit, fand aber keine. Zehn Tage später vermittelte Ruth Paine Lee ein Bewerbungsgespräch im Texas Schulbuchlagerhaus. Am 16. Oktober 1963, vier Wochen vor dem Attentat, und vier Tage vor der Geburt seiner zweiten Tochter, beginnt Oswald im Schulbuchlagerhaus zu arbeiten. Aus Gründen, die bisher unklar sind, mietet Oswald mehrere kleine Zimmer in Dallas.
Die Polizei in Dallas ging von Anfang an davon aus, Lee Harvey Oswald, ein ehemaliger Mitarbeiter des amerikanischen Marinekorps, habe Kennedy aus dem sechsten Stock des Texas-Schulbuchlagerhaus erschossen. Ihr Stichpunkt war, daß er nach dem Attentat als Angestellter im Schulbuchlagerhaus unentschuldigt fehlt."Geheimdienst- und FBI-Agenten durchsuchten die Umgebung nach irgendwelchen Anhaltspunkten: Fingerabdrücke etc. Essensreste wurden gefunden - eine Hühnchen-Schachtel als Anhaltspunkt dafür, daß sich der Mörder eine ganze Zeitlang oben aufgehalten hat. Ich glaube, es wurde ein australisches (sic!) Mauser-Gewehr benutzt. Dies ist die Tatwaffe, mit der der Präsident getötet wurde.", so daß örtliche Fernsehen, die bei der Durchsuchung anwesend war und filmte. Man erkennt deutlich, daß das Visier ungenau auf der Waffe montiert wurde. Beteiligt an der Suche war der Waffenfachmann Officer Seymour Weitzman von der Polizei in Dallas. Er identifizierte die Waffe als eine 7.65er Mauser, ein deutsches Präzisionsgewehr. Auch Deputy Sheriff Roger Craig erkannte deutlich die Gravierung"Mauser"auf dem Metall. Und Deputy Sheriff Eugene Boone gab eine eidesstattliche Aussage ab, daß es sich um ein Mauser-Gewehr handelte. Noch um Mitternacht des 22. November gab der zuständige Bezirksstaatsanwalt Henry Wade den Medien bekannt, daß es sich bei der gefundenen Waffe um eine Mauser handelt. Desweiteren wurden drei leere Patronenhülsen der italienischen Marke Mannlicher Carcano gefunden: Fein säuberlich, fast in paralleler Anordnung auf dem Boden vor dem Fenster. Jeder, der sich etwas mit Waffen auskennt weiß, daß eine leere Patronenhülse nach dem Schuß mit großer Wucht aus der Waffe herausgeschleudert wird. Es ist also unmöglich, daß die Patronen so auf der Erde landeten. Dieses Mauser-Gewehr (Kaliber 7,65mm), daß in die Kamera gehalten wurde und als solches identifiziert wurde, verwandelte sich auf dem Weg ins Polizei-Hauptquartier in ein 6,5 mm Karabiner (italienische Marke Mannlicher Carcano, Seriennummer C2766). Oswald kaufte sich das 1938 für das italienische Militär hergestellte Gewehr im März 1963 für 21,45 Dollar in dem Laden Klein's Sporting Goods in Chicago über eine Anzeige in der Zeitschrift American Rifleman. Die angebliche Fundwaffe war schon leicht angerostet und verfügte über ein 7-Schuß-Magazin und ein teleskopischem Visir mit vierfacher Vergrößerung. Später stellte sich heraus, daß das Visier leicht ungenau war. Wegen des Bolzenverschlußmechanismus konnte selbst ein hervorragender Schütze nur in Abständen von zwei Sekunden Schüsse abgeben. Die Fundwaffe wurde ebenfalls öffentlich im Fernsehen gezeigt. Sonderbar ist die dritte Waffe, die auf dem Dach des Schulbuchlagerhauses gefunden wurde. Die Filmgesellschaft"Dallas Cinema Associates"filmte einen Polizeibeamten, der diese dritte Waffe über die Feuerleiter vom Dach über dem fünften Stock des Schulbuchlagerhauses herabholte. Die Kamera machte eine Nahaufnahme mit der Einblendung"Das Gewehr des Attentäters". Doch diese Waffe trug kein Visier! Es konnte sich also weder um die Carcano, noch um das verschwundene Mauser-Gewehr gehandelt haben, da die beiden jeweils ein Visier hatten. Verblüffend ist, daß auch diese dritte Waffe, ebenso wie das Mauser-Gewehr auf mysteriöse Art und Weise verschwand. Es blieb nur die Carcano.
Seltsam? Der damalige stellvertretende Polizeichef von Dallas, Jim Leavelle: "Alles, was wir im Grunde zu bieten hatten, war ein Gewehr. Sonst gar nichts. Also mußten wir etwas gegen Oswald aufbauen, um ihn an jenem Freitag überhaupt in Gewahrsam halten zu können. Und so bekam ich den Auftrag ihm den Polizistenmord nachzuweisen, um ihn nicht laufen lassen zu müssen."FBI und CIA weisen auf ein Versandhausbestellschein hin, nachdem eine Person namens A. Hidell dieses Gewehr kaufte. Die Person A. Hidell, der Besteller und Lee Harvey Oswald seien die gleichen, daß meinten zumindest die Geheimdienste. Nach Oswalds Verhaftung wurde mit ihm ein Nitrattest gemacht. Das Ergebnis"erwies, daß er in den letzten vierundzwanzig Stunden keine Waffe abgefeuert hatte. Diese Tatsache wurde sowohl von der Bundesregierung als auch der Polizei von Dallas zehn Monate lang unterschlagen.", so Jim Garrison.
Der Attentatsforscher Professor Matthew Smith (Sheffield) meinte:"Tatsache ist, sie hatten nichts in der Hand. Deutlicher noch: Es gab keinen Fall Oswald. Sie hatten ein Gewehr, von dem sie behaupteten, daß er es abgefeuert hätte. Es gab keinerlei Beweise dafür. Sie wurden auch niemals vorgelegt. Außerdem muß gewaltiger Zweifel angemeldet werden, ob er je ein solches Gewehr besessen hätte. Ganz sicher war es auch nicht das Gewehr, das zuerst gefunden wurde. Folglich bestanden alle Voraussetzungen dafür, sich einzugestehen, seht mal, wer auch immer uns diesen Kerl abgeliefert hat, hat einen fürchterlichen Fehler gemacht. Er hat einfach nichts damit zu tun."
Auch sein Berufskollege, Gerald Posner aus New York ist überzeugt:"Für mich ist Oswald ein Mann, der sich vollkommen unter Kontrolle hatte: Eiskalt, berechnend, der sich keinerlei Blöße während der Polizeiverhöre gab. Manche sehen ihn als manipulierten Schwächling. Für mich aber ist er die Schlüsselfigur, wenn wir wissen wollen, was mit Kennedy wirklich passierte... Ich betrachte das von der warte der Gerichtsbarkeit des Falles, und da zählen nur Beweise, die ganz eindeutig für den Verurteilten, nur einer Person sprechen. Oswald hat den Präsidenten mit drei Schüssen aus seinem Gewehr getötet... Ich meine, daß heuzutage die strittigen Fragen mittels des Computers gelöst werden können. Kritiker sagen, wenn man Schrott eingibt (nach dem Warren-Report), kommt auch Schrott heraus."
Lee Harvey Oswald unterhielt"politische, geheimdienstliche und kriminelle Verbindungen mit nahezu jeder Gruppierung, der Kennedy ein Dorn im Auge ist.. mit dem CIA, dem FBI, der Mafia und sogar dem KGB", kommentiert jedenfalls das ZDF.
Nochmal Professor Smith:"Richtig, er ist der Schlüssel zum Verständnis, obwohl er überhaupt nichts mit der Ermordung Kennedys zu tun hat. Man muß die Rolle verstehen, die Oswald gespielt hat. Dann versteht man auch den genauen Charakter der Verschwörung, die Jack Kennedy auf dem Gewissen hat."
Was am Sonntagmorgen, dem 24. November, 11 Uhr 21, geschah schildert Jim Leavelle, damals stellvertretender Polizeichef von Dallas:"In diesem Vorraum war niemand, aber als wir durch diese Tür hier traten, gingen plötzlich Scheinwerfer an, die mich vorübergehend blendeten. Meine Wahrnehmung wurde aber immer deutlicher, je mehr wir uns der Menge draußen näherten. Was sich dann abspielte, konnte ich genau beobachten. Ein Polizeiwagen kam heran und rangierte so zirka anderthalb Meter rechts vor mir. Und während ich das alles mitverfolgte, erkannte ich Jack Ruby (der jüdische Nachtclubbesitzer Jacob Leon Rubenstein) inmitten der Reporter, der plötzlich eine Waffe zog, zwei kurze Schritte nach vorn machte, und eine Kugel in Lee Harvey Oswalds Magen abfeuerte."Er stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus (Manche meinen, er wäre auf dem Operationstisch gestorben). So nimmt Lee Harvey Oswald alle Antworten auf offene Fragen, keine 48 Stunden nach der Ermordung Kennedys, am 24. November, im Keller des Polizeipräsidiums mit ins Grab. Nachdem Ruby um 11.21 Uhr auf Oswald schoß, wurde Oswald um 13.07 Uhr im Parkland Memorial Hospital offiziell für tot erklärt.
Jack Ruby sagt später im Prozeß aus, er wollte der Witwe Kennedys die Folter des Prozesses ersparen:"Ich konnte nicht vergessen, wie Jackie litt, und daß Caroline und John keinen Vater mehr haben.". Auch der Mord an seinem Freund J.D. Tippit sei ihm sehr nahe gegangen. Er wollte der Welt zeigen,"daß Juden Schneid haben". Ruby wurde im Sheriffs Office nach einer erfolglosen Behandlung einer Erkältung ins Krankenhaus eingeliefert. Kurze Zeit später wird bekannt gegeben, daß er Lymphdrüsenkrebs hat. Nicht lange darauf ist er gestorben (3. Januar 1967).
Etwa um den gleichen Zeitraum als das Staatsbegräbnis Kennedys am 25. November 1963 stattfindet, wird Lee Harvey Oswald beerdigt. In einem Interview beteuert Oswalds Mutter die Unschuld ihres Sohnes. Sie ist überzeugt, daß die Behörden ihn nur benutzten. Auch Paul Brudy (?!), der Leichenbestatter von damals packte nach 28 Jahren aus."Drei Wochen nachdem ich Oswald bestattet hatte, kam der Secret Service zu mir und fragte: Paul, hast du an den Handgelenken der Leiche Narben gesehen ? Sie sollen von seinem Selbstmordversuch in Russland stammen."Aber auf Narben achtete Brudy (?!) damals nicht."Paul, wir wissen nähmlich nicht, wer da draußen in dem Grab liegt.", meinte der Secret Service. Im Jahr 1981 wird Oswalds Grab auf Antrag seiner Witwe Marina wieder geöffnet. Sie hegt starke Zweifel, daß wirklich ihr Mann auf dem Rosehill-Friedhof von Fort Worth begraben liegt. Als Russin war sie immer negativ gegenüber der US-Regierung eingestellt.
Zur Exhumierung meinte Brudy: "Als ich Oswald 1963 bestattete, legte ich seine Leiche in einen stahlverstärkten Sarg mit Betonummantelung, die ich hermetisch versiegelte. Diese Ummantelung kann garantiert nicht reisen, brechen oder in Stücke zerfallen. Das ist bester Beton mit Stahlverstärung und Asphaltauskleidung. Aber bei der Graböffnung 1981, war der Betonklotz gerissen. Genauer gesagt, der Boden war durchgebrochen. Mir war klar: Jemand hatte sich am Grab zu schaffen gemacht. Ich fragte mich: Was geht hier vor?"
Nach zwei Jahren gab die zuständige Pathologin, Dr.Linda Norton, den Bericht öffentlich bekannt:"Als Team unabhängiger Sachverständiger, gelangten wir zu dem zweifelsfreien Schluß, und ich meine, zu dem absolut zweifelsfreien Schluß: Die unter dem Namen Lee Harvey Oswald auf dem Rosehill-Friedhof bestattete Person, ist tatsächlich Lee Harvey Oswald. Wir hoffen, diese Feststellung beendet jegliche weitere Spekulation über die Identität des besagten Toten auf dem Friedhof."
Alle Unterlagen stützten sich auf die Untersuchung von Oswalds Gebiß. Erst 1991 ging Paul Brudy (?!) an die öffentlichkeit:"Ich hatte 1963 einen Toten bestattet, angeblich Oswald, und auch 1981 die Leiche umgebettet. Als ich den Toten auf dem Sarg nahm, trug er dieselbe Kleidung, die ich ihm damals angelegt hatte. Doch dann betrachtete ich den Kopf. Der war ja von der Leiche abgetrennt worden, um ihn zu röntgen und zu fotografieren. Aber 1981 konnte ich an diesem Schädel keine Merkmale einer Autopsie mehr erkennen."Somit ist fraglich, ob er damals wirklich Oswald beerdigte... "Um eine Autopsie auszuführen", berichtet Paul Brudy (?!), "schneidet man das Schädeldach auf, und entfernt dann das Gehirn. Eine ganz charakteristische Linie - der Schnitt des Skalpells - kennzeichnet diesen Eingriff. Er hinterläßt Spuren am Schädel, die durch nichts zu vertuschen sind. Als ich 1963 die Leiche für die Beisetzung vorbereitete, war die Autopsie am Kopf klar erkennbar. Nun aber, 1981, zeigte dieser Schädel plötzlich keine Merkmale eines Eingriffs. Also, da muß sich jemand heimlich am Grab zu schaffen gemacht haben. Jemand, der, ich weiß nicht wie, den Kopf des tatsächlichen Oswald an sich gebracht hatte. Irgendwie haben sie mit einem Kran, den ganzen Betonklotz, samt Sarg und Leiche, aus der Gruft gehoben. Dabei haben die Täter Teile der Ummantelung und des Sarges beschädigt. Das konnte ich schon bei der Exhumierung feststellen. Ja, und dann hat jemand den Kopf eines Unbekannten mit den Autopsiespuren herausgenommen, und rechtzeitig gegen den tatsächlichen Oswald-Kopf, den ohne Autospiespuren ausgetauscht. Da wir ja dessen Gebiß vorfinden sollten. Das ist meine Theorie. Für mich sind es die selben Täter, die Oswald ermordeten und alle Spuren verwischten."
Im Warrenreport werden dutzende von Oswalds Bewerbungsschreiben angegeben, mit denen Oswald in New Orleans eine Arbeit suchte. Seine Schrift war unverkennbar. Jim Garrison beschrieb ihr Aussehen,"als sei ein Vogel über das Papier gelaufen". In allen Schreiben wurde Oswalds Körpergröße mit 1,75 Meter angegeben. Warum sollte er, wenn diese Schreiben von dem echten Oswald geschrieben wurden, immer die falsche Köpergröße angegeben haben ? Oswald war 1,80 Meter groß. Eine Ausnahme bildet die Musterungskarte des Marine Corps vom 24. Oktober 1956. Dort wird Oswald als einziges mit einer Größe von 1,75 Meter angegeben. Es kann nartürlich sein, daß er in den nächsten Jahren um fünf Zentimer gewachsen ist, er war damals gerade 17 Jahre alt. Warum sollte sich Oswald mit einer falschen Körpergröße beworben haben ? Eine Erklärung dafür wäre, daß ger nicht er, sondern jemand, der sich für ihn ausgab, die Bewerbungsgespräche führte.
Eine weiterer Doppelgänger trat Jahre zuvor am 20. Januar 1961 bei der Ford-Vertretung Bolton auf. Die beiden Verkäufer Fred Sewall und Oscar Deslatte erinnerten sich, daß die zwei Männer behaupteten, eine Organisation namens Friends of Democratie Cuba (Freunde für ein demokratisches Kuba) zu vertreten. Welch ein Zufall. Oswald verteilte im Sommer 1963 Flugblätter mit der Aufschrift "Hände weg von Kuba!". Einer der Männer war ein stämmig gebauter Südamerikaner mit dickem Hals und einer auffälligen Narbe über der linken Braue und wies sich als Joseph Moore aus. Der andere war ein hagerer, junger Weißer, der offentsichtlich das Sagen hatte. Die beiden behaupteten, sie wollten zehn Lieferwagen kaufen. Sie feilschten um Preisnachlaß. Das Angebot sollte unbedingt auf den Namen"Oswald"ausgestellt werden. Der Weiße meinte, er wäre Oswald. Oswald war zu diesem Zeitpunkt aber in der UdSSR. Warum sollte sich jemand für Oswald ausgeben ? Wußte man zu diesem Zeitpunkt schon, daß man Jahre später einen Sündenbock brauchen würde? Für was auch immer? Seltsam ist es schon, daß der Vorfall kurz nach dem Amtseintritt John F. Kennedys geschah. Nach dem Attentat erinnerten sich die beiden Autoverkäufer an diesen Vorfall und meldeten es dem FBI. In der Vereinssatzung der"Friends of Democratic Cuba"findet sich wieder der Name Guy Banister, als Gründungsmitglied. Der Mann mit der Narbe wurde später auf vielen Aufnahmen wiederentdeckt, als Oswald bei der Verteilung von Pro-Cuba-Flugblättern fotografiert wurde.
Im Sommer 1963 soll Oswald angeblich in Mexiko-Stadt gewesen sein. Das geheime Dokument der Warren-Kommission hier darf nicht einsehen werden (CD 347:"Aktivitäten Oswalds in Mexiko-Stadt"). Vermutlich, weil es zuviele Unstimmigkeiten hier existieren. Die offizielle Version bildet das Kommissionsdokument 384 (CD 384:"Aktivitäten Oswalds in Mexiko-Stadt"). Aber auch das Dokument CD 674"Informationen des Secret Service"wurde als geheim eingestuft. Einem CIA-Memorandum vom 10. Oktober 1963 zufolge, war Lee Ende September und Anfang Oktober in der Sowjetischen Botschaft in Mexiko-Stadt. Angeblich fragte er dort nach, ob Nachrichten von einem Handelsattache hinterlegt wurden. Dieser Handelsattache soll angeblich ein Mitglied der KGB-Abteilung für"nasse Angelegenheiten"(Mord) gewesen sein. Kopien des Memorandums gingen an das Außenministerium sowie ans FBI. Andere Geheimdienstberichte führen aus, daß Oswald über Kuba in die Sowjetunion übersiedelt wollte. Der CIA überwachte mit einer Kamera die Kubanische und Sowjetische Botschaft in Mexiko-Stadt. Unter dem Druck der Warren-Kommission legt der CIA eine verschwommene Aufnahme eines"gesetzten, ergrauten Herrn, der beinahe alt genug war, Oswalds Vater sein zu können". Laut dem CIA war das Oswald. Am Tag nach dem Attentat befahl der CIA den mexikanischen Behörden, die Mitarbeiterin der Kubanischen Botschaft, Silvia Duran, festzunehmen und in Einzelhaft zu nehmen. Das Telegramm des CIA war deutlich:"Unter voller Berücksichtigung mexikanischer Interessen ist geboten, daß ihre Verhaftung absolut geheim bleibt, daß keine Informationen von ihr veröffentlicht werden oder durchsickern und daß alle derartigen Informationen uns mitgeteilt werden..."Erst nachdem sie Oswald als Besucher der Kubanischen Botschaft identifizierte. Doch nach ihrer Freilassung, befahl der CIA ihre erneute Festnahme. Dem Schriftsteller Anthony Summers berichtete Silvia Duran 1978, daß der Mann, der die Botschaft besucht habe, sei blond und etwa von ihrer Größe (einen Meter sechzig) gewesen.
Auch die Behauptung, Oswald sei in der Sowjetischen Botschaft gewesen, hielt der näheren Untersuchung nicht stand. Es gab keine Fotos, und als die Warren-Kommission Tonband-Aufnahmen von Oswalds Anrufen hören wollte, behauptete der CIA, in diesem Moment habe es eine Unterbrechung der überwachung gegeben. Beim zweiten Anruf hätten die Aufnahmegeräte versagt. Seltsamerweise erhielt das FBI Kopien dieser angeblichen Tonbänder, als Oswald nach dem Attentat über 12 Stunden verhört wurde. Nach dem FBI-Memorandum vom 23. November 1963, daß nach dem Freedom of Information Act zur Verfügung gestellt wurde, waren die Agenten des FBI"der Auffassung, die obengenannte Person (diejenige von den Bändern der Sowjetischen Botschaft) sei nicht Lee Harvey Oswald".
Ein weiterer Doppelgänger Oswalds erschien im Mexikanischen Konsulat in New Orleans Mitte September 1963. Es war ein junger Mann in Begleitung einer Frau mit Kopftuch. Zufällig war Mrs. Fenella Farrington anwesend. Der junge Mann erkundigte sich dort, was man tun müßte, um ein Gewehr oder eine Pistole nach Mexiko mitzunehmen. Mrs. Farrington mischte sich ins Gespräch ein und meinte, man könne dort gut jagen. Ihr fiel auf, daß er sehr nervös wirkte und nicht so ruhig, wie die normalen Menschen, die ein Visum beantragten. Beim Verhör des FBI bestritt Mrs. Farrington Oswald in Mexiko-Stadt gesehen zu haben. Es muß jemand gewesen sein, der sich für Oswald ausgegeben habe, er selbst sei es nicht gewesen. Mrs. Farrington und ihre Cousine, die sie ins Mexikanische Konsulat begleitete, wurden auch Fotos von Jack Ruby vorgelegt und behauptet, Ruby sei ebenfalls im Konsulat gewesen. Doch auch Ruby haben die beiden nicht gesehen. Angeblich gäbe es ein Foto von Oswald im Mexikanischen Konsulat, aber es wurde nie vorgelegt. Wenn es wirklich Oswald gewesen sein soll, warum wurde das Foto dann geheim gehalten?
Ende September 1963 tauchte ein"Leon Oswald"in Dallas auf. In Begleitung von zwei spanisch sprechenden Guerilla-Typen erschien dieser Oswald im Haus der kubanischen Emigrantin Sylvia Odio. Einer der beiden rief sie später noch einmal an und meinte,"Leon"sei verrückt und wolle den Präsidenten ermorden.
Im Oktober 1963 überraschte Mrs. Lovell Penn in Dallas drei Männer, die auf ihrem Grundstück mit Gewehren schossen. Später fand sie eine leere Patronenschachtel mit der Aufschrift"Mannlicher Carcano". Und mit genau dieser"uralten und fast unbrauchbaren Waffe"soll Oswald mit der Präzision eines Scharfschützen Kennedy ermordet haben. Ich kann nur sagen: Alles Phantasie!
Anfang November 1963 bewarb sich ein junger Mann mit Namen"Lee Oswald"um einen Job als Parkwächter des Southland Hotel. Während des Bewerbungsgesprächs fragte dieser junge Mann, ob man von dem Gebäude einen guten Blick auf die"Innenstadt von Dallas"habe.
Bei der Autohandlung Downtown Lincoln Mercury, gegenüber der Stelle, an der das Attentat verübt wurde, erschien ein junger Mann und wollte einen Wagen probefahren. Der Verkäufer, Albert Bogard, erinnert sich, daß er ihm einen roten Mecury Comet zeigte und die beiden auf den Stemmons Freeway fuhren, der Kunde hinter dem Lenkrad. Er erhöhte die Geschwindigkeit auf 100 bis 120 km/h."Auch die engsten Kurven nahm er mit hoher Geschwindigkeit". Später berichtet der Verkäufer seinem Chef:"Er fuhr wie ein Verrückter!"Der Kunde war sehr bedrückt, als er hörte, daß eine Anzahlung von 200 bis 300 Dollar gemacht werden müsse. Eugene Wilson, ein weiterer Verkäufer, hörte, wie er sagte:"Vielleicht muß ich nach Rußland zurück, um mir einen Wagen kaufen zu können."Weiterhin meinte er, er werde später wieder kommen, wenn er mehr Geld hätte. Als Name gab er"Lee Oswald"an. Nach der Verhaftung des richtigen Oswald, meinte er, er könne sich nicht mehr an sein damaliges Aussehen erinnern, meinte aber, daß es wahrscheinlich ein anderer Mann gewesen sei. Frank Pizzo, der Besitzer der Autohandlung konnte sich besser erinnern. Der Warren-Kommission bestätigte er, daß der Mann"zwischen einssiebzig und einsfünfundsiebzig"groß war. Und als ihm ein Foto von Lee Harvey Oswald vorgelegt wurde, meinte er:"Na ja, ich bin mir nicht sicher... Aber wenn ich mich eindeutig äußern müßte, würde ich sagen, daß er es nicht ist."Der 1,75 Meter große Verkäufer Wilson sagte aus, daß der Rennfahrer"nur etwa einsfünfundsiebzig groß gewesen"sei. Zur Erinnerung, der richtige Oswald war 1,80 Meter groß. Das FBI zog sich mit der Bemerkung, Wilson leide unter"grünem Star"aus der Patsche... Man kann doch abschätzen, ob jemand größer oder kleiner ist, als man selbst.
Auf der Suche nach Oswalds Doppelgänger stieß ich auf Kerry Thornley. Thornley war, wie Oswald, auf der Marinebasis El Toro in Kalifornien stationiert. Seine Aussage widersprach allen anderen Angaben von Marines in El Toro über Oswald. Im Warrenreport umfaßt Thornleys Aussage dreiunddreißig Seiten, wohingegen alle anderen Aussagen von Marines auf eine halbe Seite gekürzt wurden. Im Februar 1961 (dem Monat, des Vorfalls des Fordhändlers Bolton) ging Thornley nach New Orleans. Er war einer der wenigen Bekannten Oswalds, die wußten daß der zu diesem Zeitpunkt in der Sowjetunion war und Oswald verblüffend ähnlich sah. Thornley hatte in"etwa die gleiche Größe, die hagere Statur, braunes Haar und ähnliche Gesichtszüge". Auch 1962 wird Thornley in New Orleans gesehen, wurde sogar im August 1962 wegen eines Verstoßes gegen die Stadtbestimmung verhaftet, weil er im French Quarter, in der Royal Street, ein Plakat an ein Telefonmast klebte. 1963 wird Thornley erneut in New Orleans gesichtet. Kurz nach dem Kennedy-Attentat verläßt er überstützt die Stadt. Barbara Reid, eine Bewohnerin des French Quarter, die Thornley und Oswald kannte, sah die beiden des öfteren zusammen, auch im September 1963 im Bourbon House, einem Restaurant mit Bar im French Quarter. Woran sie sich gut erinnern kann, ist an Thornleys Haarschnitt. Normal trug er die Haare extrem lang, doch nun trug er sie ungewöhnlich kurz und gelockt, ähnlich wie Oswald. Thornley wechselte in den Jahren 1961 bis 1963 häufig seinen Wohnsit, hauptsächlich in Atlanta, Los Angeles und Tampa in Florida. Bei Jim Garrison sagte Thornley aus, daß er zwischen Februar 1961 und November 1963 in New Orleans wohnte. Er gestand auch David Ferrie und Guy Banister in New Orleans kennengelernt zu haben, leugnete aber, Oswald in New Orleans begegnet zu sein.
Garrison fand heraus, daß alle jungen Männer, die für Banister arbeiteten, meist Geheimdienst-Agenten, einen Schlüssel für ein Postfach im Postamt in der Lafayette Square besessen. Es lassen sich nur Vermutungen anstellen. Vermutlich lagerten in jenen Postfächern aber, Anweisungen für diejenigen "Mitarbeiter". Auch Thornley hatte einen solchen Postfachschlüssel. Er sagte aus, daß er im Fox Hotel gegenüber wohnte und es praktisch für ihn war, die Post an das Postfach senden zu lassen. Es war doch schon überraschend, daß Thornley ausgerechnet ins Herz der Geheimdienstwelt zog.
Vor dem Schwurgericht bejahte er, 1963 in Dallas gewesen zu sein. Ende April zogen die Oswalds von ihrer Wohnung in der Neely Street in Dallas nach New Orleans. Sie ließen sogar die voraus bezahlte Miete verfallen. So stand die Wohnung für den Rest des Monats leer. In diesem Zeitraum posierte ein Mann, der Oswald verblüffend ähnlich sah, im Hinterhof seiner Wohnung in der Neely Street für mehrere Fotos. Einmal mit einer Pistole an der Hüfte, ein andermal mit einem Gewehr und einer Ausgabe der kommunistischen Zeitung The Daily Worker, auf einem anderen Foto hatte er ein Gewehr und eine Ausgabe von The Militant, einer ebenfalls linken Zeitung, in der Hand. Diese Fotos wurden in Ruth Paines Garage in Irving gefunden, in der Oswald viele persönliche Dinge lagerte, während er in Dallas arbeitete. Am 21. Februar 1964 erschien eines der Bilder auf dem Titelblatt der Zeitschrift Life. Doch, wenn man die Fotos genauer untersuchte, bemerkte man, daß Oswalds Gesicht nicht recht zum Hals paßte. Es mußten also Fotomontagen sein. Überdies, meint Garrison, handelte es sich bei beiden Fotos um das gleiche Gesichtsporträt Oswalds, während Haltung und Entfernung zur Kamera unterschiedlich waren. Darüber hinaus war, wenn man die Länge von Oswalds Gesicht als Größenmaßstab nahm, einer der Männer auf einem Bild eindeutig größer als der andere Mann auf dem zweiten Bild. Thornley sagte aus, er sei nach dem dort verbrachten Sommer über Mexiko-Stadt nach Kalifornien zurückgekehrt. Thornley hielt sich also genau in dem Zeitraum in Mexiko-Stadt auf, wie der CIA behauptete, Oswald wäre dort gewesen. Nach eigenen Angaben wohnte Thornley im November 1963 wieder in New Orleans, in einer Wohnung, die von John Spencer gemietet wurde. Spencer war ein Freund von Clay Shaw, einem CIA-Mitarbeiter. Kurz nach dem Attentat fand Spencer einen Zettel von Thornley, der überstürzt auszog, im Briefkasten: Ich muß weg. Ich ziehe in den Großraum Washington, D.C., wahrscheinlich nach Alexandria, Virginia. Ich schicke Ihnen meine Adresse, damit Sie mir die Post nachsenden können.
Danach arbeitete er in Arlington, einem Vorort von Washington, im Shirlington House als Portier. Seltsamerweise war sein Gehalt niedriger als die Miete für sein vornehmes Appartment im gleichen Hotel. Später finden sich seine Spuren wieder in Kalifornien, wo er sich mit John Rosselli anfreundete. Rosselli wurde später bekannt, als 1975 der Senat eine Ermittlung über die Attentatspraktiken des CIA durchführte. Rosselli gehörte"zu den Kreisen des organisierten Verbrechens, zu denen die Agency (CIA) während ihrer Prä-Castro-Aktivitäten in Kuba eine Beziehung hergestellt hatte. Nach der kubanischen Revolution erhielt Rosselli von der Agency (CIA) den Auftrag, Fidel Castro zu ermorden. Zu diesem Zweck stellte die CIA ihm vergiftete Pillen, Sprengstoff, Gewehre und Pistolen zur Verfügung. Doch er schien in Kuba nicht voranzukommen. Die gemeinsamen Bemühungen Rossellis und der CIA endeten Mitte Februar 1963, weil die "Umstände nicht die richtigen" waren. Doch Rosselli war nicht so verschwiegen über seine Mission, wie es der Agency gefallen hätte: Als er vor einem Untersuchungsausschuß des Senats über Attentatsversuche der CIA erschien, sagte er aus, er habe die ganze Zeit über gewußt, sein Mordauftrag sei von der Agency finanziert worden.", fand Bezirksstaatsanwalt Jim Garrisson heraus,"Kurz darauf wurden Mr. Rossellis überreste - zerhackt und in Stücke geschnitten - in einem ölfaß gefunden, das an der Küste Floridas in der Dumfounding Bay trieb. Die Täter wurden nie gefaßt. Das Justizministerium und der CIA meinten, es wäre ein Mord aus den Reihen des organisierten Verbrechens. Auch ein weiterer Zeuge starb unter mysteriösen Umständen: Sam Giancana, ein Mann des organisierten Verbrechens. Auch er machte in Bezug auf Kuba einige Geschäfte mit dem CIA. Auch er sollte vor dem Untersuchungsausschuß erscheinen, wurde aber kurz zuvor auf bestialische Art und Weise regelrecht hingerichtet. Auch diesen Mord schrieb man nach der Handschrift der Hinrichtung zu urteilen, dem organisierten Verbrechen zu.
Im Februar 1964 schrieb Thornley diesen Brief an einen Freund in Omaha, Nebraska:"Die ganze Sache, das Attentat, war eine Weile sehr interessant, da - an der Oberfläche - der nichtsahnende SS (Secret Service) und das FBI guten Grund zu der Annahme hatten, ich wäre daran beteiligt. Wir unterhielten uns mehrmals höflich, und schließlich erwies sich wohl meine Unschuld. Ich habe in letzter Zeit nichts mehr von ihnen gehört. Ich hoffe jedoch, daß mein Umzug in diese Gegend ihnen Höllenangst gemacht hat. Ich weiß noch nicht, ob sie mich bitten werden, meinen Spruch bei der Warren-Anhörung aufzusagen, aber mir ist es auch wurscht. Wenn alles vorbei ist, pisse ich vielleicht doch noch auf Kennedys Grab, möge er in Frieden ruhen."
Fünf Tage nach dem Attentat auf John F. Kennedy schlug der Kongressabgeordnete Charles Goodell aus New York vor, einen gemeinsamen Ausschuß aus jeweils sieben Abgeordneten und Senatoren zu berufen. Um dem politischen Druck nachzugeben berief Präsident Lyndon B. Johnson am 29. November 1963 eine Untersuchungskommission. Vorsitz hat der oberste US-Bundesrichter Earl Warren. Am 24. September 1964 wird der der letzte Warren-Report veröffentlicht, somit umfaßt der gesamte Warrenreport 26 Bände.
Sämtliche Mitglieder der Warren-Kommission waren positiv gegenüber dem Geheimdienst und dem Militär eingestellt. Allen Dulles war neun Jahre lang Direktor der CIA gewesen, der Kongreßabgeordnete Gerald Ford wurde von der Zeitung Newsweek als der beste Freund der CIA im Kongreß bezeichnet. Senator Richard B. Russel war Vorsitzender des Streitkräfte-Ausschusses des Senats und auch dessen Geheimdienst-Unterausschuß. John J. McCloy war gegen Ende des zweiten Weltkrieges stellvertretender Kriegsminister und Hochkommissar im besetzten Deutschland. Mit zu der Warren-Kommission gehörte der Kongreßabgeordnete Hale Boggs aus Louisiana, der liberale Republikaner Senator John Sherman Cooper aus Kentucky und der Abgeordnete Hale Boggs, ein konservativer Demokrat aus den Südstaaten sowie Gerald Ford, ein konservativer Republikaner.
Nach der Ergebnisses des Warrenreports, schoß Oswald dreimal auf den Präsidenten. Der erste Schuß habe ihn am Hals, der zweite ihn verfehlt und der dritte am Kopf getroffen. Das ist eine Zeitspanne von 5,6 Sekunden. Es ist so gut wie unmöglich, in dieser Zeit einen genauen, gezielten Schuß abzugeben, wenn man die manuelle Ladezeit berücksichtigt.
Das FBI hatte seit den 40er Jahren die Aufgabe Verschwörungen von"subversiven Elementen"aufzudecken. Die Warrenkommission stellte selbst keine Nachforschungen an, sondern verließ sich voll und ganz auf die Berichte des FBI, den Geheimdienst und die CIA. Am 9. Dezember 1963 legte das FBI einen umfassenden Bericht der Warrenkommission vor, am 13. Januar 1964 folgte ein Zusatzbericht. Sämtliches Beweismaterial untermauerte die Theorie des Einzeltäters - Lee Harvey Oswald als einziger Mörder hinzustellen. Insgesamt verhörte die Kommission 552 Augenzeugen. Mit einer einzigen Ausnahme fanden alle Verhöre unter Auschluß der öffentlichkeit statt.
Im Juli 1964 reisten die drei Mitglieder der Warrenkommission, Earl Warren, Gerald Ford und Allen Dulles, nach Dallas, um Jack Ruby zu verhören. Während des dreistündigen Verhörs deutete Ruby wiederholt eine Verschwörung an. Ruby war überzeugt, daß sein Leben in Gefahr war, wenn er in Dallas mit der Wahrheit herausrückte, denn"hier gibt es eine Organisation, Oberster Bundesrichter Warren, die mich sofort umbringt, wenn ich auspacke". Laut Ruby war nicht nur er in Gefahr:"Meine gesamte Familie wird bedroht. Meine Schwestern schweben in akuter Lebensgefahr."Achtmal sagte Ruby während des Verhörs, daß er nach Washington gebracht werden wolle:"Ich will die Wahrheit sagen, doch hier kann ich es nicht. Verstehen Sie das ?" Doch jedesmal wurde sein Gesuch ignoriert.
Der Warren-Report ignorierte auch die Erkenntnisse der Behörden in Miami. Sie wußten von der dortigen Abhöraktion, aber die Warrenkommission hielt es nicht für angebracht, es in dem Bericht zu erwähnen... Josef Milteer wird zwar vom FBI verhört, wird aber wieder frei gelassen. Jahre später kommt Milteer bei einem mysteriösen Brand ums Leben.
Auch Gary Mack, ebenfalls Attentatsforscher, stimmt Groden zu:"Der Bericht der Warrenkommission ist ernsthaft anzuzweifeln. Er ignorierte wichtige Spuren und Zeugen. Bestes Beispiel: Der angebliche Geheimdienst-Agent vom Secret Service. Einen Augenblick nach den Schüssen rannte der Polizist Joe Marshall Smith den Grashügel hoch.Der Polizeibeamte zieht seinen Revolver, als er hinter dem Zaun einen Mann stehen sieht. Einen Mann im Mantel und mit Krawatte. Er sah genau in die Mündung der Polizeiwaffe. Aber er sagte: "Hey, ich gehöre zum Secret Service" und zeigte Officer Smith irgendeine Erkennungsmarke, die der Polizist als echt ansah. Der Beamte ging weiter. Nur - Der Secret Service hatte zu keinem Zeitpunkt irgendwo in diesem Gebiet Agenten postiert. Kennedy wurde nur in der Wagenkollone von Leibwächtern begleitet... Fazit: Ein Mann gibt sich als Angehöriger des Secret Service aus, doch der Geheimdienst hatte dort niemanden postiert. Die Untersuchungskommission wollte von diesem Vorfall nichts wissen. Ja, sie befragte nicht einmal Officer Smith zu Einzelheiten. Ein großer Fehler. Aber typisch für die damalige Ermittlungen. So gingen wertvolle Beweise und Zeugenaussagen verloren."
Was der Warrenreport ebenfalls verheimlichte, ist die Verhaftung dreier Verdächtiger (angebliche Landstreicher) in Rangierbahnhof in der Nähe des Schulbuchlagerhauses. Sie hielten sich nach dem Attentat in einem Eisenbahnwaggon versteckt, der zur Abfahrt Bereit stand. Sie wurden sogar bei der Verhaftung von der Presse fotografiert. Aber Erkennungsdienstliche Unterlagen oder Vernehmungsprotokolle existieren nicht - Oder nicht mehr! Sergant D.V. Harkness, der Beamte hatte die Aufgabe, die Güterwaggons zu überprüfen, sagte später vor dem Rechtsberater der Warrenkommission, David Belin, aus:"Ich ging wieder nach vorn, und Inspector Sawyer ... half mir, zuerst die Menge zurückzudrängen. Dann schickte Inspector Sawyer mich zu einigen Güterwaggons, die aus dem Rangierbahnhof ausfuhren, und beauftragte mich, runterzugehen und alle Güterwaggons zu durchsuchen, die den Bahnhof verliesen... Wir kamen zu einem langen Güterwaggon... und wir holten einige Leute heraus und brachten sie zur Wache."Doch weder im Büro des Sheriffs noch im Polizeipräsidium existieren Erkennungsdienstliche Unterlagen über sie oder eine eventuelle Vernehmung.
Zwischen den Jahren 1976 und 1979 beschäftigte sich das House Select Commitee on Assassinations, ein Ausschuß aus ausgewählten Mitgliedern des Repräsentantenhauses zur Untersuchung von Attentaten, mit dem Fall Kennedy und kam zu dem Ergebnis, daß"es wahrscheinlich eine Verschwörung zur Ermordung Präsident Kennedys gegeben und mehr als ein Mann auf ihn geschossen hat". Man mußte einen neuen Ausschuß bilden, denn nach der Ermordung John Rosselli und Sam Giancana im Anschluß an die Watergate-Affäre, beide vereidigte Zeugen standen unter dem Schutz der Regierung, wurde öffentliches Mißtrauen laut. James A. Wilcott, ein ehemaliger Mitarbeiter (Buchhalter) des CIA berichtete dem Ausschuß, daß der CIA Oswald"mit der ausdrücklichen Absicht"vom Militär abgeworben hatte, um"ihn als Doppelagent in der UdSSR einzusetzen". Nach dem Abschluß des Berichts (1981, unterschrieben vom Ausschußvorsitzenden G.Robert Blakey und dem leitenden Schriftführer Richard Billings) forderte der Ausschuß das Justizministerium auf die Ermittlungen neu aufzunehmen. Blakey wurde erst 1977 Mitglied des Ausschußes. Dafür erstellt der Ausschuß einen Geheimbericht mit allen Spuren, die er aufdeckte. über drei Millionen Dollar wurden von diesem Untersuchungsausschuß verbraucht. Das FBI beharrt bis heute, daß Lee Harvey Oswald den Präsidenten alleine umgebracht hat. Richard Billings war jener"Life"-Redakteur, der sich mit Garrison in Verbindung setzte.
Blakey vertrat die Theorie, daß der Mob (die Mafia, oder das organisierte Verbrechen) Kennedy zur Strecke gebracht hat. Während seiner Ermittlungen wurde von Edwin Juan Lopez, einer der Mitarbeiter Blakeys, ein 285 Seiten starker Bericht als geheim eingestuft, der sich mit der Untersuchung Oswalds im September oder Oktober 1963 in Mexiko-Stadt befaßte.
Zwischen dem Quellennachweis und der Bibliographie des Blakey-Bericht findet sich dieser wichtige Absatz:"Gemäß der Vereinbarung mit dem Untersuchungsausschuß des Repräsentan- tenhaus überprüften die Central Intelligence Agency (CIA, der Autor) und das Federal Bureau of Investigation (FBI, der Autor) das Manuskript dieses Buches, damit nicht die als geheim eingestuften Informationen, die es enthält, zur Veröffentlichung gelangen und kein Informant identifiziert werden kann. Die Fakten werden von der CIA noch vom FBI bestätigt; die hier dargestellten Ansichten auch nicht ihrer Meinung."
Professor Robert Blakey, Vorsitzender des erneuten US-Untersuchungsausschusses 1979: "Dieses Land stand damals am Abgrund eines Atomkriegs. Wenn die Menschen womöglich zur überzeugung, daß die Sowjets unseren Präsidenten auf dem Gewissen hätten. Deshalb hat Johnson Earl Warren beauftragt, weniger um die komplexe Wahrheit zu ergründen, als vielmehr eine halbwegs plausible Erklärung für das Attentat zu liefern. So, wie es das FBI und der CIA vorbereitet hatten."
Professor Robert Blakey, Vorsitzender des US-Untersuchungsausschusses 1979:"Die Warrenkomission wurde wegen ihres eindeutigen Urteils kritisiert. Keine Verschwörung. Die vom Repräsentantenhaus eingesetzt Kommission strebte dagegen eine deutlichere, differenzierenzierung der Warrenbeweisführung an. Und da richtete sich unser Augenmerk besonders auf die Akkustischen Beweise. Die Möglichkeit für einen Schuß von Rechts Vorn offenließ. Und obwohl wir damals noch von einem Fehlschuß ausgingen, hielten wir es immerhin schon 1979 mit einer 95 Prozentigen Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für nahezu zweifelsfrei erwiesen, daß eine Verschwörung hinter dem Mord stand."
Der Sachverständige im Fall Kennedy und Oswald, Larry Harris, fragte sich, wieviele andere Ermittler der jüngeren Generation: Warum halten alle US-Regierungen seit drei Jahrzehnten an absurden Mordtherorien fest, während ganz offentsichtlich, sogar höchste US-Bundesbehörden bis hin zu Leichenmanipulationen bei Kennedy und Oswald verstrickt sind?
Der ehemalige Ermittler im US-Senat, Harold Weisberg, konnte Akten einsehen, die der öffentlichkeit vorenthalten werden:"Von Kennedys Ermordung profitierten Militär, Industrie und Geheimdienste. Geheimdienste mischen stets in der Politik mit. Der Präsidentenmord kam denen gelegen, die Kennedys Bemühungen um Frieden in der Welt nicht teilten. Jene Lobby, die mit der Rüstungsproduktion ein Vermögen verdiente."
Senator Ralph Yarborrough:"Kennedy hätte uns den Vietnamkrieg mit all seinen dramatischen Folgen für Amerika erspart. 50.000 gefallene US-Soldaten, über 300.000 verwundet und mehr als eine halbe Million Amerikaner, die unter Tropenkrankheiten und Drogenabhängigkeit leiden. Der Großteil der Bevölkerung empfand den Krieg als Ungerecht und Sinnlos. Er hat dieses Land gespalten und die Folgen klingen noch heute nach."
Kennedy hielt im Juni 1963 eine Rede vor der American Universität, erinnert sich der Geheimdienstexperte Harold Weisberg, und sagte: Wir leben alle in der selben Welt. Wir müssen alle die gleiche Luft atmen, wir müssen zusammen leben und müssen zusammen sterben. Er war über unsere Verstrickungen in Vietnam sehr beunruhigt und rief seine Generäle zusammen. Daraufhin legte das Pentagon eine überarbeitete Lagebeurteilung vor: Der Rückzug aus Vietnam könne beginnen. 1.000 Mann pro Monat. 17.000 galt es bis zu den Wahlen im Folgejahr abzuziehen. Drei Tage nach Kennedys Ermordung, er war noch nicht einmal beigesetzt, da veröffentlicht das Pentagon eine überarbeitung der überarbeiteten Lagebeurteilung, nannte sie doch zu optimistisch. Und der Rest ist ja Geschichte, die die ganze Welt verändert hat. Und die Welt wird sich zu unseren Lebzeiten noch nicht davon erholt haben... Ich bin ein Amerikaner der ersten Generation. Je älter ich werde, desto überzeugter bin ich, trotz aller Fehler ist unser Regierungssystem noch immer das beste. Aber es steckt voller Fehler. Und jene, die für eine funktionierende Demokratie verantwortlich sind, müssen um ihre Funktionsfähigkeit bemüht sein. In diesem Fall aber, haben die Verantwortlichen versagt. Sie mißbrauchten das System. Der Präsidentenmord setzte das System außer Kraft. Und die Ermittlungen setzten die Demokratie außer Kraft. Ich habe nachgeforscht, wie im Augenblick des Geschehens die verschiedenen Institutionen in unserem Staat reagierten. Schlußfolgerung: Institutionen und Behörden, sie haben alle versagt. Alle, und auf allen Ebenen."
Die Titelseite der Dallas Morning News vom 22. November 1963 zeigt die Fahrtroute Kennedys. Sie zeigt, daß die Wagenkolonne die Main Street entlangführt und die Houston Street überquert, dann weiter auf der Main Street geradeaus in Richtung Stemmon-Freeway fahren sollte. Entgegen der vorgegebenen Fahrtroute, biegt der Autokorso von der Main in die Houston Street ab (90 Grad), um dann mit einer 120-Grad-Kurve in die Elm Street abzubiegen, um dann wieder auf der Main Street zu landen. Bei diesem Manöver (Von der Houston auf die Elm Street) mußte der Wagen auf etwa 15 km/h heruntergebremst werden, so daß Kennedy in einer sauberen Schußlinie landete. Wer veranlaßte diese Richtungsänderung?
▣ Jim Garrison: Wer erschoss John F. Kennedy? Auf den Spuren der Mörder von Dallas
Im Oktober 2017 gab US Präsident Donald Trump bekannt, er wolle auch die letzten noch unter Verschluss gehaltenen Akten zur Veröffentlichung freigeben. Das habe er nach intensiven Beratungen mit seinem Stabschef John Kelly, dem Geheimdienst CIA und anderen Behörden beschlossen.
Nur die Namen und Adressen noch lebender Menschen, die in den "JFK Files" vorkämen, würden zurückgehalten. Einen konkreten Zeitpunkt für die Veröffentlichung nannte Trump aber nicht.
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