An der Wittenberger Stadtkirche findet sich seit etwa 1290 in etwa vier Meter Höhe eine Judensau eine Relief gegen Juden. Man erkennt ein Schwein, an deren Zitzen Juden trinken. Das Schwein gilt im Judentum als unrein. Solche Skulpturen waren im Mittelalter weit verbreitet. Es gibt noch rund fünftig Schmähplastiken einer Judensau in Europa, in Deutschland in Wittenberg, Regensburger Dom, Nürnberger Kirche St. Sebald. Juden fordern die Entfernung all dieser Plastiken. Allerdings ist das nicht so einfach, denn sie haben nicht nur mit der Geschichte von Juden in Deutschland tun.
Wer jetzt einen Zusammenhang zwischen der Judensau und staatlichen Zuwendungen an jüdische Einrichtungen in Deutschland zieht, dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt.
1536 wurde Juden der Aufenthalt in Sachsen verboten. Wenige Jahre später veröffentlichte Martin Luther sein Buch "Von den Juden und ihren Lügen" und "Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi".
Warum ausgerechnet Wittenberg? Dort hat der Juden-Kritiker Martin Luther 31. Oktober 1517 auch seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an der Tür der Schlosskirche angebracht und damit die Reformation der Kirche ausgelöst. Luther wurde auch in der Schlosskirche in Wittenberg beigesetzt. Seine Grabstätte kann man heute noch besichtigen.
25.05.2019 - Seit 700 Jahren ziert das Relief der "Judensau" die denkmalgeschützte Stadtkirche Wittenberg. Nun klagte der jüdische Rentner Michael Dietrich Düllmann dagegen — erfolglos. Das Landgericht Dessau-Roßlau wies die Klage ab. Es bestehe kein "Beseitigungsanspruch", so Richter Wolfram Pechtold. Das Relief zeigt einen Rabbiner, der einer Sau unter den Schwanz schaut, sowie drei Juden, die an den Zitzen des Tieres trinken. Das Schwein gilt bei Juden als unreines Tier.
21.01.2020 - Auch vor dem Oberlandesgericht Naumburg erlitt der Jude, der die 700 Jahre alte Judensau verbieten will.
08.02.2020 - Auch vor dem Bundesgerichtshof verlor der Jude Düllmann. Das Relief muss nicht entfernt werden. Da sich unterhalb des Mahnmals befindet sich eine Tafel, in der über das Mahnmal aufklärt und worin sich die Kirche ausreichend distanziert. (Az.: VI ZR 172/20)
30.04.2024 - Das Bundesverfassungsgericht hat Düllmanns Klage abgewiesen.
Wer ist dieser klagefreudige Düllmann? Er wechselte 1978 zum Judentum und fordert die Entfernung des Judensau Reliefs.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, erhebt Vorwürfe gegen die Lutherstadt Wittenberg, sie habe bei der UNESCO Welterbe-Titel die "Judensau" bewusst unterschlagen. Der Oberbü,rgermeister wehr sich dagegen. Der Antisemitismusbeauftragte habe bereits mit dem deutschen Botschafter der UNESCO über die Aberkennung des Welterbe-Titels "gesprochen" (Anm. der Red. gehetzt).
29.05.2023. Die Brandenburger "Judensau" im evangelischen Dom zu Brandenburg an der Havel ist 700 Jahre alt. Nun habe man entschieden, das Relief abzudecken.
23.01.2023 - Am Regensburger Dom ist eine neue Infotafel zur "Judensau" enthüllt worden. Die Steinskulptur am Regensburger Dom stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und ist in mehreren Metern Höhe an der Fassade des Gotteshauses zu sehen. In Europa gibt es in 48 Orten solche Mahnmale. Bei der Enthüllung der Infotafel war Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) anwesend. "Die Skulptur soll alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass und Ausgrenzung vorzugehen", sagte der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU). Allerdings meint er damit nicht alle: Hass und Hetze gegen Rechts soll weitergehen.
Schon im 8. Jahhrundert tauchten die ersten antijüdischen Verschwörungstheorien auf. Angeblich planten die Juden "Aktionen" gegen Staat und Kirche des Westgotenreiches. Anfangs glaubte man, dass Muslime eine jüdische Splittergruppe sei.
In Spanien stellte das Alhambra-Edikt 1492 Juden und Musline vor die Wahl, Spanien zu verlassen oder sich taufen zu lassen. Haben sie sich geweigert, mussten sie das Land verlassen oder fanden auf dem Scheiterhaufen ihr Ende. Ab 1481 wurde die spanische Inquisition eingesetzt. Sie sollte jüdische und muslimische Konvertiten aufzuspüren, die heimlich ihre alte Religion weiter ausübten.
Im Mittelalter waren römisch-katholische Kirche und Staat das gleiche. Seit dem Hochmittelalter galten Juden als feindliche Religion.
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